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Letzte Änderung für Artikel Kurt Eisner: 05.02.2006 17:57

Kurt Eisner

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Kurt Eisner
Kurt Eisner

Kurt Eisner (* 14. Mai 1867 in Berlin; † 21. Februar 1919 in MĂŒnchen, ermordet) war ein sozialistischer deutscher Politiker , Journalist und Schriftsteller .

Historische Bedeutung erlangte er vor allem als AnfĂŒhrer der Novemberrevolution von 1918 in Bayern, wo sie wenige Wochen nach seiner Ermordung durch einen rechtsextremen AttentĂ€ter in die kurzlebige MĂŒnchner RĂ€terepublik mĂŒndete. Er war nach dem 1. Weltkrieg der erste MinisterprĂ€sident des von ihm ausgerufenen „Freistaates“, der bayerischen Republik.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Entwicklung bis zum Ende des 1. Weltkriegs

Eisner wurde als Sohn des jĂŒdischen Textilfabrikanten Emanuel Eisner geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Berlin. Hier besuchte er das Askanische Gymnasium. Nach dem Abitur studierte er in Berlin Philosophie und Germanistik . 1892 heiratete er Elisabeth Hendrich. Aus der Ehe gingen fĂŒnf Kinder hervor.

In den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts arbeitete er an einer Reihe von Zeitungen und Zeitschriften als Journalist mit, unter anderem fĂŒr die Frankfurter Zeitung. Nicht nur in literarischen Kreisen erregten seine geschliffenen Nietzsche -Kritiken eine hohe Aufmerksamkeit.

Aufgrund von zeitkritischen Betrachtungen in einer Berliner Zeitschrift wurde er in einem MajestĂ€tsbeleidigungsprozess zu neun Monaten GefĂ€ngnis verurteilt. Nach seiner Entlassung warb die SPD um ihn, obwohl er dem in der Partei zu der Zeit vorherrschenden Marxismus , wenn auch nicht ablehnend, so doch reserviert gegenĂŒberstand. Eisner leitete seine Ideale eher aus der Philosophie der AufklĂ€rung Immanuel Kants ab. Dennoch war die SPD die Partei, deren politischen Zielen er am nĂ€chsten stand. Er wurde Redakteur ihres Zentralorgans VorwĂ€rts und trat 1898 in die Partei ein. Kurz nach dem Tod von Wilhelm Liebknecht , Chefredakteur des VorwĂ€rts und einer der GrĂŒndervĂ€ter der deutschen Sozialdemokratie , schrieb er 1900 eine ausfĂŒhrliche Biographie ĂŒber dessen Leben und Wirken.

1905 musste Eisner den „VorwĂ€rts“ aufgrund inhaltlicher Differenzen verlassen: Unter dem Vorwurf der AnhĂ€ngerschaft der Revisionismustheorie Eduard Bernsteins , in der der Weg zum Sozialismus ĂŒber Reformen statt Revolution favorisiert wurde, war er auf heftige Kritik der damals noch vorwiegend marxistisch orientierten Redaktion gestoßen. In dieser Zeit trennte er sich auch von seiner Ehefrau Elisabeth. Die Kinder blieben bei ihr.

Eisner zog nach NĂŒrnberg, und war von 1907 bis 1910 Chefredakteur der sozialdemokratischen "FrĂ€nkischen Tagespost", bis er erneut - diesmal nach MĂŒnchen - umzog. SpĂ€ter, zu Beginn der Novemberrevolution, Ă€ußerte sich Eisner zu seinen BeweggrĂŒnden des Umzugs nach Bayern, dass die Leute dort viel freiheitlicher gesinnt seien, weil ihnen die preußische „Überdisziplin“ fremd sei.

In MĂŒnchen zog er mit Else Belli zusammen, die er 1917, nach der endgĂŒltigen Scheidung von seiner ersten Frau, heiratete und mit der er zwei Töchter hatte. Ab 1910 arbeitete Eisner bei der Zeitung „MĂŒnchner Post“ und publizierte in verschiedenen Zeitschriften als Schriftsteller, Journalist und Theaterrezensent. Durch seine literarische Arbeit verstĂ€rkte sich sein Kontakt zum damals breit gefĂ€cherten MĂŒnchner KĂŒnstler - und Intellektuellenmilieu . Eisner öffnete sich zusehends undogmatisch- emanzipatorischen Inhalten, und zĂ€hlte zum Umfeld der antibĂŒrgerlichen Schwabinger BohĂšme . Er blieb bis 1917 weiterhin politischer Mitarbeiter der SPD.

Zu Beginn des 1. Weltkriegs stimmte er 1914 zunĂ€chst noch den ersten Kriegskrediten zu, entwickelte sich dann allerdings, nachdem deutlich geworden war, dass sich die Fronten in einem Stellungskrieg festgefahren hatten und es immer mehr Todesopfer gab, ab 1915 zu einem radikalen Pazifisten , und wurde ein erklĂ€rter Gegner der deutschen Kriegspolitik wĂ€hrend des weiteren Verlaufs des Krieges. Wo er 1914 noch der nationalen Propaganda einer Kriegsschuld Russlands glaubte - eine Propaganda, die der traditionell Zarismus -feindlichen Sozialdemokratie entgegen kam - war er ab FrĂŒhjahr 1915 ĂŒberzeugt davon, dass es Deutschland gewesen sei, das den Weltkrieg vom Zaun gebrochen hatte. Damit stellte er sich gegen die Haltung der Mehrheit der SPD- Fraktion im Reichstag und im bayrischen Landtag (vgl. Burgfrieden ). 1917 spaltete sich im Zuge des zunehmenden Widerstands gegen die Burgfriedenspolitik - auch von MandatstrĂ€gern der SPD - deren Antikriegs-FlĂŒgel als UnabhĂ€ngige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) von der Mutterpartei ab. Eisner gehörte zu deren fĂŒhrenden BegrĂŒndern in Bayern. Seit 1917 war er USPD-Vorsitzender in MĂŒnchen.

Nachdem er im Januar 1918 den Streik der MĂŒnchner Munitionsarbeiter als Teil der reichsweiten Januarstreikwelle , bei der Demokratisierung und ein VerstĂ€ndigungsfriede gefordert wurde, organisiert hatte, wurde Eisner verhaftet und Ende Januar 1918 zu einer Haftstrafe verurteilt, aus der er im Oktober des Jahres wieder entlassen wurde.

Novemberrevolution in MĂŒnchen, MinisterprĂ€sidentschaft

Im Verlauf der vom Kieler Matrosenaufstand ausgehenden reichsweiten Novemberrevolution zum Ende des ersten Weltkriegs war Eisner der fĂŒhrende Kopf der revolutionĂ€ren UmwĂ€lzungen in Bayern, die MĂŒnchen noch vor der Reichshauptstadt Berlin erreichten. Eisner fĂŒhrte zusammen mit dem Vertreter des revolutionĂ€ren FlĂŒgels des Bayerischen Bauernbundes, Ludwig Gandorfer , im Anschluss an eine Massenkundgebung auf der Theresienwiese am 7. November 1918 einen stetig grĂ¶ĂŸer werdenden Demonstrationszug zuerst zu den Garnisonen MĂŒnchens, und dann ins Stadtzentrum an, ohne auf nennenswerten Widerstand zu treffen. In der Nacht zum 8. November 1918 rief er in der ersten Sitzung der Arbeiter- und SoldatenrĂ€te im MathĂ€ser die Republik Bayern als Freistaat aus (sinngemĂ€ĂŸ "frei von Monarchie") und erklĂ€rte das herrschende Königshaus der Wittelsbacher fĂŒr abgesetzt. Eisner wurde vom MĂŒnchner Arbeiter- und Sodatenrat zum ersten MinisterprĂ€sidenten der neuen bayerischen Republik gewĂ€hlt, und bildete kurz darauf ein Regierungskabinett aus Mitgliedern der SPD und der USPD, in dem er neben seinem Amt des Regierungschefs auch den Posten des Außenministers einnahm. Der entthronte König Ludwig III. floh zuerst an den Chiemsee und dann nach Österreich .

Am 14. November 1918 lud Eisner den von ihm wegen seiner schriftstellerischen und rhetorischen Begabung geschĂ€tzten anarchistischen Theoretiker Gustav Landauer nach MĂŒnchen ein und bat ihn, „durch rednerische BetĂ€tigung an der Umbildung der Seelen mit[zu]arbeiten“. Landauer folgte diesem Ruf. Er wurde nach dem Tod Eisners ab dem 7. April 1919 als Beauftragter fĂŒr VolksaufklĂ€rung einer der tragenden Köpfe der „ersten“ MĂŒnchner RĂ€terepublik.

In Eisners etwa 100-tĂ€giger Amtszeit als MinisterprĂ€sident Bayerns blieben grundsĂ€tzliche revolutionĂ€re VerĂ€nderungen aus, da die Regierung nur ein Provisorium bis zur angesetzten Landtagswahl darstellte, und in ihr verschiedene Vorstellungen ĂŒber die genauen Strukturen des kommenden Staates vertreten wurden. Ein wesentlicher Streitpunkt dabei war die Auseinandersetzung um die Frage der EinfĂŒhrung einer parlamentarischen - oder einer RĂ€tedemokratie . Eisner selbst vertrat eine Zwischenlösung. Er betrachtete die RĂ€te als eine beratende und kontrollierende Instanz gegenĂŒber einem noch zu wĂ€hlenden Parlament, wollte ihnen jedoch auf Dauer keine legislative oder exekutive Gewalt ĂŒbertragen. Die Macht der RĂ€te zum Beginn der Revolution verteidigte er als ein Mittel der Erziehung der Bevölkerung zur Demokratie (Zitat Eisner: „Die Revolution ist nicht die Demokratie. Sie schafft erst die Demokratie“).

Die Banken als auch die großen Industrie- und Witschaftsunternehmen blieben unter der Regierung Eisners unangetastet. Deren geplante Sozialisierung wurde aufgeschoben. Die monarchistischen Beamten in der Justiz und staatlichen Verwaltung behielten im Wesentlichen ihre Stellungen und verhielten sich abwartend. Lediglich einige soziale und gesellschaftliche VerĂ€nderungen zugunsten der bis dahin eher benachteiligten Bevölkerungsschichten, vor allem der Arbeiter, wurden umgesetzt: So zum Beispiel die EinfĂŒhrung des Achtstundentags , des Frauenwahlrechts , oder die Abschaffung der kirchlichen Schulaufsicht. Gleichwohl verprellte Eisner damit die vorherrschende katholische Kirche und das konservative BĂŒrgertum . Kardinal Faulhaber prangerte seine Regierung als die „von Jehovas Zorn“ an.

Außenpolitisch vertrat Eisner zeitweise separatistische Bestrebungen. Er konnte seine Vorstellungen einer Donauföderation zwischen Österreich, Bayern und der neu ausgerufenen tschechoslowakischen Republik ebensowenig durchsetzen wie die Forderung, dass die Weimarer Verfassung erst nach Zustimmung der LĂ€nder gĂŒltig werden sollte. Beides scheiterte am Widerstand der Reichsregierung.

Um die von den den alliierten Siegern der EntentemĂ€chte postulierte Kriegsschuld des deutschen Reiches (und damit seiner preußischen FĂŒhrung in der Person des Kaisers) zu beweisen, und dadurch bessere separate Friedensbedingungen fĂŒr Bayern zu erreichen, gab er die geheimen Gesandtschaftsberichte der bayerischen Regierung an die Alliierten. Damit machte sich Eisner die fĂŒhrenden MilitĂ€rs , die ihm sowieso argwöhnisch bis ablehnend gegenĂŒber standen, endgĂŒltig zum Feind. Auch von vielen reichspatriotisch und nationalistisch gesinnten BĂŒrgern wurde er deswegen als VerrĂ€ter angesehen, da er in ihren Augen auf diese Weise versuchte, einen Teil Deutschlands gegen einen anderen auszuspielen. Am 25. November 1918 geriet er deswegen mit der SPD-gefĂŒhrten Reichsregierung unter Friedrich Ebert in Berlin in einen offenen Konflikt.

Auch von der revolutionĂ€ren Linken um den anarchistischen Schriftsteller Erich MĂŒhsam und die erst Anfang Januar 1919 gegrĂŒndete Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) unter dem MĂŒnchner Vorsitz von Max Levien wurde Druck auf die instabile Regierung aus SPD und USPD ausgeĂŒbt. Bei dem Versuch von etwa 4.000 Arbeitslosen, am 7. Januar 1919 das Sozialministerium in MĂŒnchen zu besetzen, blieben nach dem gewaltsamen Eingreifen der Polizei drei Tote und acht Verwundete zurĂŒck. Eisner ließ darauf fĂŒhrende KPD-Mitglieder und AnhĂ€nger des RevolutionĂ€ren Arbeiterrates (RAR) als vermeintliche HintermĂ€nner der Unruhen kurzfristig verhaften, unter ihnen auch MĂŒhsam und Levien, die wenig spĂ€ter auf Druck einer Demonstration wieder frei gelassen wurden. Nach diesen Ereignissen riefen die KPD, Anarchisten und der RAR zum Boykott der anstehenden Landtagswahl auf. Kurt Eisner genoss zwar immer noch Ansehen als AnfĂŒhrer der Revolution, jedoch trat er in den Augen der radikalen Linken zu unentschieden gegen die gemĂ€ĂŸigte SPD-Übermacht in der Regierung um seinen Innenminister und politischen Rivalen Erhard Auer auf. In seinen Entscheidungen erschien Eisner ihnen zu schwankend und nicht durchsetzungsfĂ€hig genug, um die revolutionĂ€ren Forderungen wirklich umsetzen zu können. Viele zweifelten auch zunehmend seinen Willen dazu an.

Vor den bayerischen Landtagswahlen am 12. Januar 1919 schĂ€tzte Eisner trotz der zunehmenden Kritik an seinen Maßnahmen die politischen VerhĂ€ltnisse noch so ein, dass er meinte, die große Mehrheit der bayerischen Bevölkerung stĂŒnde hinter ihm und der USPD, wobei er sich allerdings insbesondere in der großen WĂ€hlerschicht der Landbevölkerung entscheidend irren sollte. Nachdem die USPD bei den Wahlen mit nur 2,5 Prozent der Stimmen eine erdrutschartige Niederlage hinnehmen musste, sah sich Eisner zum RĂŒcktritt gezwungen.

Die SPD unter dem Vorsitz Erhard Auers kam auf 33 Prozent und die konservative Bayerische Volkspartei (BVP), die zusammen mit rechtsnationalistischen Kreisen eine auf die Person Eisners ausgerichtete antisemitische Diffamierungskampagne gegen die "jĂŒdisch-bolschewistische" Revolution in der Hauptstadt ausgelöst hatte, auf 35 Prozent.

Ermordung Eisners, unmittelbare politische Folgen, BegrÀbnis

Am 21. Februar 1919 wurde Eisner vom völkisch-nationalistischen Studenten und zu dieser Zeit beurlaubten Leutnant Anton Graf von Arco auf Valley auf dem Weg zur konstituierenden Sitzung des neuen Landtags, wo er seinen RĂŒcktritt anbieten wollte, erschossen. Graf Arco benannte spĂ€ter unter anderem Eisners Geheimnisverrat an die Alliierten als Motivation fĂŒr sein Attentat , dem zusĂ€tzlich eine antisemitische Haltung zugrunde lag, auch wenn Arco selbst von jĂŒdischer Herkunft war. Direkt nach dem Mord wurde der AttentĂ€ter durch mehrere SchĂŒsse von den beiden LeibwĂ€chtern Eisners schwer verletzt.

Der Metzgergeselle Alois Lindner, ein Mitglied des revolutionĂ€ren Arbeiterrats, erschoss 2 Stunden nach dem Attentat auf Eisner aus Rache von der ZuschauertribĂŒne des Landtags aus zwei konservative Abgeordnete (Major v.Jareiss und Heinrich Osel, beide BVP), da er die HintermĂ€nner des Attentats in deren Kreisen vermutete. Auch Der SPD-Vorsitzende Erhard Auer wurde niedergeschossen. Die konstituierende Landtagssitzung wurde nach diesen tumultartigen und unter den Anwesenden Panik auslösenden Ereignissen vertagt. Auer ĂŒberlebte seine Verletzungen nach einer Notoperation des berĂŒhmten Chirurgen Dr. Ferdinand Sauerbruch .

Aus der BefĂŒrchtung heraus, rechtsextreme Kreise könnten einen Putschversuch wagen, wurde von der USPD in MĂŒnchen der Generalstreik ausgerufen, bĂŒrgerliche Zeitungen wurden verboten und ihre Redaktionen besetzt. Die provisorische Regierungsgewalt ĂŒbernahm vorĂŒbergehend der vom RĂ€tekongress eingesetzte Zentralrat der bayerischen Republik unter dem Vorsitz von Ernst Niekisch (SPD, spĂ€ter USPD), der die politische HandlungsfĂ€higkeit des zunĂ€chst fĂŒhrungslos gewordenen Freistaats erhalten sollte.

Am Tatort des Eisner-Attentats, der heute in der umbenannten Kardinal-Faulhaber-Straße liegt, erinnert seit 1989 eine in den Gehsteig eingelassene Reliefplatte an den Mord, eine weitere Gedenktafel befindet sich an der Fassade.

Kurt Eisner wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung am 26. Februar 1919 auf dem MĂŒnchner Ostfriedhof beigesetzt. Seine Urne wurde 1933 durch Anordnung der Nationalsozialisten auf den Neuen jĂŒdischen Friedhof , Garchinger Straße 37, verbracht, wo sein Grab mit dem Gustav Landauers zusammengelegt wurde. Landauer war am 2. Mai 1919, etwa zehn Wochen nach Eisner, von Freikorpssoldaten ebenfalls ermordet worden.

Nachgeschichte, MĂŒnchner RĂ€terepublik

Nach der Ermordung Eisners verschÀrften sich die Auseinandersetzungen zwischen den AnhÀngern einer pluralistischen Demokratie und denen einer sozialistischen RÀterepublik in Bayern. Der RÀtekongresses und der Landtag sprachen sich gegenseitig eine Legitimation zur Regierungsbildung ab. Gegen die Wahl von Martin Segitz (SPD) zum MinisterprÀsidenten durch den RÀtekongress am 1. MÀrz 1919 wÀhlte der Landtag am 17. MÀrz Johannes Hoffmann (SPD) zum Regierungschef des Freistaats. Dessen SPD-dominierte, von der BVP-Fraktion tolerierte Minderheitsregierung in der Koalition mit Bayerischem Bauernbund und vorerst noch der USPD, geriet jedoch in die Defensive und musste nach Bamberg ausweichen.

In der Landeshauptstadt wurde am 7. April 1919 die MĂŒnchner RĂ€terepublik ausgerufen, worauf die USPD-Mitglieder aus der Landesregierung austraten. Die RĂ€terepublik war zunĂ€chst dominiert von anarchistischen und pazifistischen Intellektuellen, unter ihnen Gustav Landauer , Erich MĂŒhsam und dem Nachfolger Eisners im Vorsitz der USPD, Ernst Toller , - danach von Mitgliedern der KPD wie Eugen LevinĂ© , Max Levien oder Rudolf Egelhofer. Auch andere bayerische StĂ€dte schlossen sich der RĂ€terepublik an. Nach wenigen Wochen wurde sie von rechtsnationalistischen Freikorps - und ReichswehrverbĂ€nden im Dienst der SPD-gefĂŒhrten „Bamberger Landesregierung“ und der ebenfalls SPD-gefĂŒhrten Reichsregierung Anfang Mai 1919 blutig niedergeschlagen. Mehr als 2.200 - auch vermeintliche - AnhĂ€nger der RĂ€terepublik fielen der Rache der Freikorps zum Opfer. Die meisten ihrer AnfĂŒhrer wurden ermordet, von Standgerichten zum Tode oder bei anderen Gerichtsverfahren zu langen Haftstrafen verurteilt.

Nach dem Ende dieser relativ kurzen sozialistischen Periode in der bayerischen Geschichte, die mit Eisners MinisterprĂ€sidentschaft begonnen hatte, entwickelte sich Bayern zu einer konservativ-reaktionĂ€ren „Ordnungszelle“ innerhalb des deutschen Reichs wĂ€hrend der Weimarer Republik . In MĂŒnchen begann in den 1920er Jahren, begĂŒnstigt durch eine nach der Revolution verbreitete antikommunistische und antisemitische Stimmungslage in der Öffentlichkeit, auch der politische Aufstieg Adolf Hitlers und seiner NSDAP .

Graf Arco, der AttentĂ€ter Eisners, wurde des Mordes angeklagt. Da er direkt nach dem Attentat selbst angeschossen und schwer verletzt worden war, begann sein Prozess erst acht Monate nach der Niederschlagung der dem Tod Eisners folgenden RĂ€terepublik in Bayern - und fast ein Jahr nach dem Attentat. Der Richter Georg Neithardt fĂŒhrte die Verhandlung auffallend oberflĂ€chlich. Hinweisen auf Verbindungen zu fĂŒhrenden MilitĂ€rs und zum völkisch-rechtsextremen Geheimbund der Thule-Gesellschaft , einer Keimzelle der spĂ€teren NSDAP, wurde nicht weiter nachgegangen. Arco wurde letztlich als EinzeltĂ€ter verurteilt. In der UrteilsbegrĂŒndung hieß es, dass die Tat „nicht niederer Gesinnung“ entsprungen sei, sondern „aus glĂŒhender Liebe zum Vaterland“. Trotz dieser im Grunde mit den Motiven des Mörders sympathisierenden Richteraussage wurde gegen Arco vom Gericht am 16. Januar 1920 das Todesurteil ausgesprochen. Die Bayerische Landesregierung begnadigte ihn allerdings bereits am darauffolgenden Tag aufgrund des Richtervotums bezĂŒglich Arcos Motiven zu lebenslanger Festungshaft in der Festung Landsberg am Lech, von wo er im Zuge einer Amnestierungswelle im April 1924 entlassen und im Oktober 1927 endgĂŒltig begnadigt wurde.

Werke (Auswahl)

  • Wilhelm Liebknecht: sein Leben und Wirken. - Berlin; Buchhandlung "VorwĂ€rts", 1900
  • Der Geheimbund des Zaren. - Berlin: Buchhandlung "VorwĂ€rts, 1904
  • Der Zukunftsstaat der Junker. - Berlin; Buchhandlung "VorwĂ€rts", 1904
  • Der Sultan des Weltkrieges: ein marokkanisches Sittenbild deutscher Diplomatenpolitik. - Dresden; Kaden, 1906
  • Die halbe Macht den RĂ€ten: AusgewĂ€hlte AufsĂ€tze und Reden. Köln 1969.
  • Sozialismus als Aktion: AusgewĂ€hlte AufsĂ€tze und Reden. - Frankfurt a.M.; Suhrkamp, 1975.

Literatur

  • Bernhard Grau: Kurt Eisner : 1867-1919. Eine Biografie. MĂŒnchen 2001. ISBN 3406471587
  • Oskar Maria Graf : Wir sind Gefangene. Neuauflage MĂŒnchen 2002. ISBN 3423016124
  • Hans Beyer: Die Revolution in Bayern 1918/19. 1988. ISBN 3326003285
  • Freya Eisner: Kurt Eisner: die Politik des libertĂ€ren Sozialismus. Frankfurt/Main 1979 ISBN 3518104225

Weblinks

   
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