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Letzte Änderung für Artikel Dachau-Massaker: 10.02.2006 21:47

Dachau-Massaker

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Als Dachau-Massaker wird ein Kriegsverbrechen bezeichnet, das bei der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau am 29. April 1945 durch US-Soldaten verĂŒbte wurde.

Kritiker des Begriffes weisen darauf hin, dass in rechtsextremen Kreisen oft der Eindruck erweckt wird, es hĂ€tte sich um eine systematische Exekution sĂ€mtlicher deutscher Kriegsgefangener gehandelt. Diese Auffassung stĂŒtzt sich auf ein Buch des ehemaligen amerikanischen MilitĂ€rarztes Col. Howard A. Buechner, in dem die Hinrichtung von 560 Soldaten behauptet wird. UnabhĂ€ngige Quellen kommen jedoch ĂŒbereinstimmend zu dem Schluss, dass es sich um voneinander unabhĂ€ngige spontane Racheakte gehandelt hat. Bei diesen wurden 39 (gesichert) bis 50 Angehörige des Wachpersonals der SS völkerrechtswidrig erschossen.

Luftaufnahme des KZ Dachau (fĂŒr die Legende auf das Bild klicken)
Luftaufnahme des KZ Dachau (fĂŒr die Legende auf das Bild klicken)

Inhaltsverzeichnis

Zustand des KZ Dachau

In den letzten Kriegsmonaten waren die ZustĂ€nde im Lager katastrophal. Aufgrund immer neuer Transporte von der Front war das Lager stĂ€ndig ĂŒberbelegt, die hygienischen ZustĂ€nde waren menschenunwĂŒrdig. Ab Ende 1944 bis zum Tag der Befreiung starben mit 15.000 Menschen etwa die HĂ€lfte aller Todesopfer im KZ Dachau. Am 27. April durfte Victor Maurer, ein Delegierter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz , das Lager betreten und Nahrungsmittel verteilen. Am Abend des selben Tages traf ein Gefangenentransport aus Buchenwald ein. Von ursprĂŒnglich 4480 bis 4800 Personen im Zug wurden nur 800 Überlebende ins Lager gebracht. Über 2300 Leichen wurden im und um den Zug liegen gelassen. Der letzte regulĂ€re Kommandant des KZs, ObersturmbannfĂŒhrer Eduard Weiter , hatte sich bereits am 26. April abgesetzt. Ihm folgte vermutlich ObersturmbannfĂŒhrer Martin Weiss , der bereits von September 1942 bis November 1943 das Lager geleitet hatte. Am 28. oder 29. April floh auch er, das Kommando ĂŒbernahm der 23jĂ€hrige UntersturmfĂŒhrer Heinrich Wicker. Bereits am 28. April hatte SS-StandartenfĂŒhrer Kurt Becher vermutlich mit Weiss die Übergabe des Lagers an die Amerikaner besprochen.

Am 29. April wollte sich auch der letzte Teil der SS-Garnison um Heinrich Wicker absetzen, sie wurden jedoch von Victor Maurer zum Bleiben ĂŒberredet. Maurer befĂŒrchtete den Ausbruch der Gefangenen und die Verbreitung der unter ihnen grassierenden Typhusepidemie . Die WachtĂŒrme des Lagers blieben besetzt, eine weiße Fahne wurde gehisst.

Das GelĂ€nde in Dachau umfasste neben dem eigentlichen Konzentrationslager noch weitere SS-Einrichtungen - eine FĂŒhrerschule des Wirtschafts- und Verwaltungsdienstes, die SanitĂ€tsschule der SS und andere. Das eigentliche KZ, damals „Schutzhaftlager“ genannt, nahm den flĂ€chenmĂ€ĂŸig kleineren Teil des gesamten Komplexes ein.

Angriff der US-Armee

Exekutionsszene im Kohlenhof
Exekutionsszene im Kohlenhof

Am Morgen des 29. April erhielt das 3. Bataillon des 157. Infanterieregiments in der 45. Infanteriedivision der 7. US-Armee den Befehl, das Lager Dachau einzunehmen. Der Bataillonskommandeur Col. Felix L Sparks beauftragte die I-Company und ĂŒbernahm selbst die Einsatzleitung. Gegen Mittag erreichten die Amerikaner von Westen her den Eingang der SS-Garnison. Auf der Zufahrtsstraße trafen sie auf den Zug aus Buchenwald: 39 Waggons voll mit Toten. Laut einem Untersuchungsbericht machte die Parole Hier machen wir keine Gefangenen! unter den Soldaten die Runde. Am Ende des Zuges kamen den Amerikanern vier SS-Leute entgegen, die sich ergaben. Sie wurden zum Zug gefĂŒhrt und vom Kompaniechef niedergeschossen. Da sie nicht sofort tot waren, feuerte ein weiterer SchĂŒtze auf die Verwundeten.

Kurz darauf erreichten die Soldaten die in NĂ€he des Eingangs gelegenen LazarettgebĂ€ude . Mindestens 100 Deutsche wurden aus dem Lazarett geholt, darunter auch Frauen. Der Kompaniechef ordnete die Selektion der SS-Leute an, ein polnischer HĂ€ftling half bei der Identifizierung. Die 50 bis 75 abgesonderten SS-Wachen wurden in einen nicht einsehbaren Kohlenhof gefĂŒhrt und an einer Mauer aufgestellt. Ein Maschinengewehr wurde aufgebaut, der Kompaniechef ordnete die Vorbereitung der Exekution an. Nach einigen Zeugenaussagen bewegten sich die SS-MĂ€nner daraufhin auf die Amerikaner zu, andere sagten aus, sie hĂ€tten ruhig dagestanden. Ebenfalls unterschiedlich sind die Angaben dazu, wer das Feuer eröffnet oder den Befehl dazu gegeben hatte. Sicher ist jedoch, dass der MG-SchĂŒtze mehrere Salven auf die Gefangenen abgab, drei oder vier andere US-Soldaten schlossen sich mit ihren Karabinern an. Die Getroffenen fielen zu Boden, viele der Unverwundeten ließen sich ebenfalls fallen. Nur wenige SS-MĂ€nner blieben mit erhobenen HĂ€nden stehen. Aufgrund einer Ladehemmung am MG dauerte die Schießerei nur wenige Sekunden, kurz darauf erschien Col. Sparks und ordnete die Einstellung der Aktion an. Die Überlebenden wurden in der Dachauer Altstadt inhaftiert, 15 bis 16 Mann blieben tot zurĂŒck.

Tote SS-Wachen am Wachturm B
Tote SS-Wachen am Wachturm B

WĂ€hrend die I-Company Richtung Schutzhaftlager vorrĂŒckte, traf eine weitere Gruppe der 42. US-Infanteriedivision (Rainbow Division) bei der Garnison ein. Es handelte sich dabei um ein Team um General Henning Linden, der ursprĂŒnglich ein Bataillon nach MĂŒnchen fĂŒhren sollte. In Dachau traf er auf den belgischen Kriegsberichterstatter Paul Levy , welcher Linden auf das KZ aufmerksam machte. Die Gruppe wurde von dem Photographen Raphael Algoet und der Kriegsberichterstatterin Marguerite Higgins begleitet. Sie betrat das Lager ebenfalls am Leichenzug, wandte sich aber direkt in Richtung des Schutzhaftlagers. Auf ihrem Weg traf der Trupp auf Heinrich Wicker und Victor Maurer, die die Übergabeverhandlungen fĂŒhren wollten. Am Eingang zum Schutzhaftlager stieß die Gruppe um Linden auf die Soldaten der I-Company und Col. Sparks. Es kam zu einem verbalen Zusammenstoß zwischen Linden und Sparks, da ersterer fĂŒr die Journalistin Higgins Zugang zum Lager forderte. Sparks hatte jedoch Befehl, bis zur Ankunft spezieller Betreuungsteams niemanden in das Schutzhaftlager zu lassen. Nichtsdestotrotz kletterten Higgins und ein Begleiter ĂŒber das Tor und betraten damit als erste Befreier das Schutzhaftlager.

Beim weiteren Vormarsch der I-Company in Richtung Lager kam es zu vereinzelten ScharmĂŒtzeln mit fliehenden SS-Leuten. Auch bei der Einnahme der WachtĂŒrme gab es Schusswechsel. Der letzte besetzte Turm war der Wachturm B nördlich des Jourhauses. Die Amerikaner nĂ€herten sich - ohne beschossen zu werden - in zwei Gruppen. Ein Soldat feuerte eine Salve in den Turm, woraufhin sich die Wachmannschaft ergab. Die Gefangenen wurden in Zweierreihe aufgestellt. Die darauf folgenden Ereignisse konnten nie mit Sicherheit aufgeklĂ€rt werden. Tatsache ist jedoch, dass die Soldaten das Feuer auf die Gefangenen eröffneten. Am Wachturm wurden spĂ€ter sechs Tote gefunden, drei weitere im WĂŒrmkanal. Auf dem Abmarsch entlang des Kanals wurden nochmals acht Kriegsgefangene erschossen. Zeugen berichteten davon, dass ein GI einen SS-Mann aus nĂ€chster NĂ€he niederschoss, es blieb jedoch unklar, ob es sich um einen Angehörigen der Turmbesatzung oder ein separates Opfer handelte. Im bereits erwĂ€hnten Untersuchungsbericht wurde zu den VorfĂ€llen geschrieben: „Der ganze Vorfall schmeckt nach einer Exekution, Ă€hnlich den anderen VorfĂ€llen, die in diesem Bericht beschrieben werden.“ [1]

Auch die HÀftlinge nahmen Rache an SS-Leuten, Kapos und Kollaborateuren . Nach SchÀtzungen der 7. US-Armee wurden in den ersten 24 Stunden nach der Befreiung 25 bis 50 Personen von HÀftlingen ermordet. Auch einige Tage nach der Befreiung fanden noch Vergeltungsakte statt. So wurde am 2. Mai einem Wachsoldat der L-Company von einigen HÀftlingen das Gewehr entrissen, die damit zwei angebliche SS-Leute erschossen.

Die VorgĂ€nge um die Befreiung des Lagers wurden von einer Kommission unter Assistant Inspector General Joseph M. Whitaker untersucht. Die Anzahl der mit Sicherheit völkerrechtswidrig von US-Soldaten getöteten Gefangenen belĂ€uft sich auf 39 Personen, die Maximalzahl wird auf 50 geschĂ€tzt. Die Kommission empfahl die Eröffnung von fĂŒnf Kriegsgerichtsverfahren wegen Mordes , eines Pflichtverletzungsverfahren gegen Howard Buechner und die Erteilung einer RĂŒge . Die FĂŒhrung der 7. US-Armee befand das Ergebnis der Untersuchung jedoch fĂŒr unbefriedigend. Keiner der Beschuldigten musste sich in einem Verfahren verantworten.

Legendenbildung

In Berichten ehemaliger HĂ€ftlinge werden die Erschießungen von SS-Mitgliedern am Rande erwĂ€hnt. Um die ZustĂ€nde im KZ Dachau zu relativieren und zu verharmlosen, wurden die Schicksale der Lagerwachen von revisionistischen Autoren in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen gerĂŒckt. Ziel dieser Werke war es, Kriegsverbrechen als „NormalitĂ€t“ bzw. die amerikanischen Soldaten direkt als Killer und grausame KreuzzĂŒgler darzustellen. Der erste Autor, der die VorgĂ€nge bei der Befreiung des KZ Dachau thematisierte, war der ehemalige SS-Mann Erich Kern . Besondere Aufmerksamkeit erfuhr der ehemalige Divisionsarzt Howard Buechner. Sein 1986 erschienenes Buch Dachau: The Hour of the Avenger. bildet die wesentliche Basis fĂŒr die bestehende Legende von der Exekution des gesamten im Lager angetroffenen SS-Personals. Durch die 1992 freigegebenen Untersuchungsakten Whitakers und eine von John H. Linden (dem Sohn von General Henning Linden) aufgebaute Quellensammlung konnten Buechners Behauptungen widerlegt werden.

Erich Kern

Der ehemalige UntersturmfĂŒhrer der SS Erich Kern (eigentlich Erich Kernmayr) veröffentlichte 1964 ein revisionistisches Werk unter dem Titel Verbrechen am deutschen Volk. Eine Dokumentation alliierter Grausamkeiten., des Weiteren 1971 das Buch Meineid gegen Deutschland. Eine Dokumentation ĂŒber politischen Betrug. In diesen Publikationen zitierte Kernmayr die Aussage des OberscharfĂŒhrers Hans Linberger, der zum Zeitpunkt der Lagerbefreiung als schwerversehrter Ersatzmann im KZ Dienst tat. Linberger gehörte zu den Personen, die im Kohlenhof zur Exekution aufgestellt wurden, kam aber unverletzt davon. Seiner Aussage nach blieben bei der Exekution 12 Mann tot zurĂŒck. Der Bericht Linbergers gilt - aus dem rechtsradikalen Kontext von Kerns verharmlosenden Text entnommen - als glaubwĂŒrdig. Seine Schilderungen widerlegen die von rechten Autoren oft unkritisch gemachten Annahmen, dass sĂ€mtliche SS-Leute im Lager hingerichtet worden seien.

Howard Buechner

Col. Howard A. Buechner war als leitender medizinischer Offizier der 45. Infanteriedivision bei der Befreiung des KZ Dachau vor Ort. Er veröffentlichte 1986 das Buch Dachau. The Hour of the Avenger. Seinen Schilderungen zufolge wurden bei der Lagerbefreiung 560 Kriegsgefangene exekutiert. Nach seiner Darstellung wurden von dem 1977 verstorbenen 1st Lt. Jack Bushyhead 346 Mann im Kohlenhof erschossen. Weiterhin habe ein Gefreiter namens Birdeye 12 Personen erschossen. ZusĂ€tzlich rechnete er 122 an Ort und Stelle erschossene Gefangene, 40 von HĂ€ftlingen getötete Wachen , 30 im Gefecht gefallene SS-MĂ€nner und 10 erst entkommene und spĂ€ter gefasste Personen zusammen. Da Buechner sowohl Augenzeuge als auch Angehöriger der US-StreitkrĂ€fte war, wurde sein Buch in der rechten Szene als unzweifelhafter Beleg fĂŒr das Massaker in Dachau rezipiert und bildet die wesentliche Basis fĂŒr die Legende des Massenmordes.

Aufgrund des Untersuchungsberichts von Joseph Whitaker konnten seine Angaben jedoch widerlegt werden. Buechners Motivation wird anhand des Untersuchungsberichtes deutlich, der die Eröffnung eines Kriegsgerichtsverfahrens wegen Pflichtverletzung gegen ihn empfahl. Dieses Ergebnis kam aufgrund der Tatsache zustande, dass Buechner den Opfern der Schießerei im Kohlenhof keine Hilfe leistete. In seinem Buch begrĂŒndete er diesen Umstand damit, dass wĂŒtende HĂ€ftlinge die noch lebenden Deutschen mit Revolvern erschossen hĂ€tten. Außer Buechners Bericht gibt es jedoch keine weiteren Quellen dafĂŒr.

Die Zahl von 560 SS-Leuten entnahm er einer Publikation des Journalisten Nerin Gun , dessen Angaben jedoch als unzuverlĂ€ssig gelten. Nach Gun wurde die Zahl bei einem Morgenappell durch einen Leutnant Heinrich Skodzensky festgestellt. Ein Mann mit diesem Namen konnte jedoch nie ermittelt werden, vermutlich ist er identisch mit Heinrich Wicker. Ausgehend von der Gesamtzahl 560 rechnete Buechner 122 Personen (Eine Gesamtzahl, die vom Army-Photographen George Stevens Jr. genannt wurde), die 40 von HĂ€ftlingen erschlagenen, 30 gefallene, 10 geflohene und 12 von PVT Birdeye getötete Lagerwachen zusammen. Die zur Gesamtzahl fehlende Menge schlug Buechner der Exekution im Kohlenhof zu, die seiner Aussage nach von Lt. Bushyhead hauptverantwortlich durchgefĂŒhrt worden sein soll. Buechner behauptete weiter, Bushyhead hĂ€tte ihm gegenĂŒber auf die Frage nach dem Grund der Erschießung die ZustĂ€nde im Lager und beim Krematorium angegeben. Tatsache ist jedoch, dass die US-Soldaten das Schutzhaftlager zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht erreicht hatten.

Mit dem Abschieben der Hauptschuld auf Bushyhead und weiteren Aussagen, die sich nach den Vernehmungsprotokollen Whitakers als falsch herausgestellt haben (z.B. sollen deutsche Ärzte ein Hilfsangebot Buechners ausgeschlagen haben), stellte sich Buechners eigene Rolle bei dem Vorfall natĂŒrlich deutlich positiver dar.

Die Rolle von General Patton

In seinem Buch Avenger behauptete Buechner, General George S. Patton , der seinerzeitige MilitĂ€rgouverneur von Bayern hĂ€tte das Untersuchungsverfahren gegen die Beteiligten der Exekutionen persönlich niedergeschlagen und die Unterlagen verbrannt. Dies wird in rechten Kreisen als Beleg dafĂŒr gewertet, dass solche Kriegsverbrechen von höchster Stelle gedeckt und gutgeheißen wurden. Tatsache ist, dass die Stellungnahme durch Alexander McCarrell Patch, den Kommandanten der 7. US-Armee, bestrebt war, die VorfĂ€lle herunterzuspielen. So wurden lediglich die Erschießungen am Leichenzug als völkerrechtswidrig anerkannt, bei allen anderen - insbesondere die Exekutionen im Kohlenhof und am Schutzhaftlager - wurde die Darstellung der Beschuldigten adaptiert, dass es sich um die Verhinderung von Fluchtversuchen gehandelt habe. Letztlich blieben die TĂ€ter unbehelligt, ein Verfahren hat nie stattgefunden. Die Legende um Patton resultiert aller Wahrscheinlichkeit nach aus einem Untersuchungsverfahren, das General Linden gegen Col. Sparks nach ihrem Zusammenstoß am Eingang des Schutzhaftlagers in Gang gebracht hatte. Patton schlug aufgrund seiner WertschĂ€tzung Sparks' dieses Verfahren nieder, die Exekutionen waren allerdings nicht Bestandteil desselben.

Resumee

„Technisch gesehen handelte es sich vielleicht um eine unzulĂ€ssige Tat und der Tod einiger hundert Sadisten entschĂ€digt nicht fĂŒr das durch viele weitere Beteiligte der "Endlösung" verursachte Leiden und Sterben vieler Millionen Menschen. Trotzdem wurde, zumindest in diesem Fall, der Rache GenĂŒge getan.“ [2] schrieb Howard Buechner in seinem Buch. Den angeblichen "RĂ€cher", Lt. Bushyhead, glorifizierte er zum Helden. Nichtsdestoweniger handelte es sich bei den Erschießungen unbewaffneter, gefangen genommener Kombattanten um VerstĂ¶ĂŸe gegen die Genfer Konvention - also um Kriegsverbrechen. Das die VorwĂŒrfe, die Col. Whitaker in seinem Untersuchungsbericht erhob, nicht weiter verfolgt wurden, wirft einen Schatten auf die US-Armee. [3]

Gleichwohl ist festzuhalten, dass ein systematisches Massaker nicht stattgefunden hat, es handelte sich hierbei ausnahmslos um Vergeltungsakte einzelner Soldaten. Zu berĂŒcksichtigen ist der enorme psychische Druck, unter dem die Soldaten standen - einerseits durch den Kampf an sich, andererseits (und vor allem) durch die Entdeckung der grauenhaften ZustĂ€nde im Lager. Der Anblick des Zuges aus Buchenwald verursachte selbst bei erfahrenen Kriegsveteranen Entsetzen und Fassungslosigkeit. [4]

Es ist die Ironie der Geschichte, dass es sich bei den Opfern kaum um diejenigen Angehörigen der SS-TotenkopfverbĂ€nde handelte, die das KZ jahrelang terrorisiert hatten. Die regulĂ€ren Wachmannschaften waren bei der Ankunft der US-Truppen lĂ€ngst geflohen, das Lager wurde zu diesem Zeitpunkt von Ersatzmannschaften bewacht, die teilweise aus HalbwĂŒchsigen und hastig eingezogenen SS-MĂ€nnern bestanden.

Zitate

  • Eben höre ich noch, dass erregte HĂ€ftlinge den Soldaten die Maschinenpistolen aus den HĂ€nden rissen und SS-MĂ€nner erschossen, die mit erhobenen HĂ€nden hinter dem elektrischen Drahtzaun standen. (Edgar Kupfer-Koberwitz, bezieht sich auf den Vorfall mit der Turmbesatzung)
  • You would not have come to here to do that. That is not the American way of fighting. (Aussage eines US-Lieutenants aus Whitakers Vernehmungsprotokollen, nach Zarusky)
  • In der Aufregung [...] starben mehrere Gefangene bei dem Versuch, durch den elektrisch geladenen Stacheldrahtzaun zu schlĂŒpfen. Einige [...] wurden von schlecht beratenen SS-MĂ€nnern, die sich in einem Wachturm festgesetzt hatten, beschossen. Die Gefangenen stĂŒrmten den Turm und warfen die sechs SS-MĂ€nner aus den Fenstern. (Auszug aus der Reportage in der New York Herald Tribune von Marguerite Higgins)
  • Perhaps it was a technically improper act, and the deaths of these few hundred sadists could hardly atone for the millions of people who suffered and died at the hands of so many other participants in 'The Final Solution.' Nonetheless, in this instance at least, vengeance was complete. (Howard Buechner im Avenger) ↑ 
  • It is felt that his shooting into them was entirely unwarranted; the whole incident smacks of execution similar to the other incidents described in this report. ↑  (aus dem Untersuchungsbericht von Whitaker)
  • It was the foregoing incident which has given rise to wild claims in various publications that most or all of the German prisoners captured at Dachau were executed. Nothing could be further from the truth, The total number of German guards killed at Dachau during that day most certainly did not exceed fifty, with thirty probably being a more accurate figure. ↑  (Sparks in einem Bericht zur Befreiung des KZ Dachau von 1989)
  • During the early period of our entry into the camp, a number of Company I men, all battle hardened veterans became extremely distraught. Some cried, while others raged. Some thirty minutes passed before I could restore order and discipline. ↑  (Sparks, ebd.)

Personalia

SS und US-Soldaten bei der Übergabe des Lagers. Von links: SS-Mann, Heinrich Wicker (grĂ¶ĂŸtenteils verdeckt), Paul Levy, Victor Maurer (mit dem RĂŒcken zur Kamera), Gen. Linden (mit Netzhelm) und andere US-Soldaten
SS und US-Soldaten bei der Übergabe des Lagers. Von links: SS-Mann, Heinrich Wicker (grĂ¶ĂŸtenteils verdeckt), Paul Levy, Victor Maurer (mit dem RĂŒcken zur Kamera), Gen. Linden (mit Netzhelm) und andere US-Soldaten

US-Armee

  • General George Patton , MilitĂ€rgouverneur von Bayern
  • General Alexander McCarrell Patch, Kommandeur der 7. US-Armee
  • Assistant Inspector General Lt. Col. Joseph M. Whitaker, Leiter der Untersuchungskommission bei der 7. US-Armee
  • Col. Howard A. Buechner, MilitĂ€rarzt und medizinischer Offizier der 45. Infanteriedivision
  • Brigadegeneral Henning Linden, 222. Infanterieregiment (42. Infanteriedivision (Rainbow Division), VII. Korps)
  • Col. Felix L. Sparks, Bataillonskommandeur des 3. Bataillons (157. Infanterieregiment, 45. Infanteriedivision (Thunderbird Division), VII. Korps)
  • weitere Angehörige der I-Company des 3. Bataillons
  • *Kompaniechef (Nachname nur als W. bekannt, Dienstgrad Lt.), beteiligt an den Exekutionen am Zug und im Kohlenhof
  • *MG-SchĂŒtze (Nachname nur als C. bekannt), beteiligt an der Exekution im Kohlenhof
  • *1st Lt. Jack Bushyhead, beteiligt an der Exekution im Kohlenhof
  • *SchĂŒtze (Name nur als P. bekannt), beteiligt an der Exekution am Zug
  • *PV Birdeye

Personal der SS

  • ObersturmbannfĂŒhrer Eduard Weiter, Lagerkommandant bis 26. April 1945
  • ObersturmbannfĂŒhrer Martin Weiss, Lagerkommandant Sept. 1942 - Nov. 1943, vermutlich Lagerleiter 26. bis 28./29. April 1945
  • SS-StandartenfĂŒhrer Kurt Becher, am 28. April in Dachau um die Übergabe des Lagers an die Amerikaner zu besprechen.
  • UntersturmfĂŒhrer Heinrich Wicker, Lagerkommandant am 29. April. Schicksal unklar, evtl. exekutiert von einem Major der US-StreitkrĂ€fte
  • Oberleutnant Heinrich Skodzensky, vermutlich identisch mit Wicker
  • OberscharfĂŒhrer Hans Linberger, ĂŒberlebte die Exekution im Kohlenhof

Zivilisten

  • Victor Maurer, IKRK-Delegierter im KZ Dachau
  • Marguerite Higgins, amerikanische Journalistin
  • Paul Levy, belgischer Kriegsberichterstatter und Übersetzer

Siehe auch

  • zum Konzentrationslager Dachau: KZ Dachau
  • zur ErlĂ€uterung der verwendeten SS-Dienstgrade: Dienstgrade der SS
  • zur ErlĂ€uterung der verwendeten US-Dienstgrade: Dienstgrade der US-Armee
  • zur GrĂ¶ĂŸenordnung der genannten US-KampfverbĂ€nde: Operativer Aufbau der US-Armee

Literatur

  • JĂŒrgen Zarusky: That is not the American Way of Fighting'. In: Dachauer Hefte 13 - Gericht und Gerechtigkeit, S. 27-55. Dachau: Verlag Dachauer Hefte 1997 ↑ 
  • Klaus-Dietmar Henke: Die amerikanische Besetzung Deutschlands, R. Oldenbourg Verlag, MĂŒnchen, 1996
  • Edgar Kupfer-Koberwitz: Dachauer TagebĂŒcher. MĂŒnchen: Kindler-Verlag 1997
  • Erich Kern: Verbrechen am deutschen Volk. Eine Dokumentation alliierter Grausamkeiten. Göttingen 1964
  • Howard A. Buechner: Dachau: The Hour of the Avenger. Metairie, Louisiana 1986
   
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