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Letzte Änderung für Artikel Universität Altdorf: 09.12.2005 21:00

Universität Altdorf

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Die Universität Altdorf (auch: Altdorfina) ist eine ehemalige deutsche Hochschule, die im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts auf Initiative des Nürnberger Rats hin in Altdorf bei Nürnberg gegründet und im Jahr 1809 vom bayerischen König Maximilian I. aufgelöst wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

Johann Georg Puschner- "Der Fleissige Student" um 1725, im Hintergrund die charakteristische Architektur des Altdorfer Universitätsgebäudes mit Innenhof und Torhaus
Johann Georg Puschner- "Der Fleissige Student" um 1725, im Hintergrund die charakteristische Architektur des Altdorfer Universitätsgebäudes mit Innenhof und Torhaus

Im Mai 1526 wurde in Nürnberg unter Beteiligung einer Reihe bekannter Humanisten und Reformatoren – unter ihnen Melanchthon und Luther – das Gymnasium St. Egidien gegründet, das jedoch nur über die kurze Zeit von neun Jahren Bestand hatte. In einem 1565 verfassten Schreiben an den Nürnberger Rat gab Joachim Camerarius , der ehemalige Gründungsrektor des Gymnasiums St. Egidien, den Anstoß für einen neuen Versuch. Nach der Besichtigung mehrerer infrage kommender Standorte in der Nähe von Nürnberg entschied sich eine Delegation des Nürnberger Rats für Altdorf. Am 30. September 1571 erfolgte die Grundsteinlegung für das durch Spenden des wohlhabenden Nürnberger Patriziats finanzierte Kollegiengebäude – im Gegenzug erwarben die Spender ein Wohnrecht für ihre studierenden Söhne. Nach knapp vierjähriger Bauzeit fand am 29. Juni 1575 die feierliche Einweihung statt. Im Jahre 1582 wurde der durch Sebald Welser finanzierte Ostflügel mit dem größten Hörsaal, ein Jahr später das Torhaus mit einem Buchladen und der Wohnung des Pedells fertiggestellt. Die räumlichen Ausmaße des Gebäudekomplexes lassen vermuten, dass die Nürnberger schon früh über die Einrichtung eines einfachen Gymnasiums hinausdachten. Und so erreichte der Vertreter des Nürnberger Rats am kaiserlichen Hof in Prag schließlich die Erhebung zur Akademie. Im Jahr 1581 konnten an der nun nicht mehr nach Klassen, sondern nach Fakultäten gegliederten Einrichtung die ersten Magistertitel verliehen werden.

Erhebung zur Universität und 30jähriger Krieg

Da die Altdorfer Akademie florierte und sich eines großen Zustroms von Studenten erfreute, erhob Kaiser Ferdinand II. sie am 3. Oktober 1622 auf Drängen des Nürnberger Rats zur Universität. Im Gegenzug mußte Nürnberg aus der Protestantischen Union ausscheiden und 25 Tausend Gulden Hilfsgelder an den Kaiser entrichten. Das offizielle Gründungsdatum wurde auf den 29. Juni 1623 gelegt, den Tag, an dem 1575 die Einweihung des ehemaligen Gymnasiums stattgefunden hatte. Acht Jahre später hatte der Dreißigjährige Krieg auch Altdorf erreicht, als Tillys Truppen im November 1631 Stadt und Universität besetzten und mit Plünderung drohten. Nach einer Zahlung von 1000 Reichstalern zogen die Truppen aber schließlich ab. Im Juni 1632 wurden Angehörige der Universität auf ihrem Weg von Nürnberg nach Altdorf von Kroaten überfallen. Der Universitätsrektor Nößler musste als Arzt im Heer Wallensteins bleiben. Die Einschreibungen an der Universität erreichen in dieser Zeit ihren Tiefstand; Studenten und Professoren suchten Schutz im benachbarten Nürnberg.

Blütezeit, Niedergang und Auflösung

Nach Kriegsende erlebte die Universität Altdorf bis ins erste Viertel des 18. Jahrhunderts eine Zeit der Blüte und ständigen Erweiterung. 1650 wurde die Anatomie eingerichtet, 1657 die Sternwarte , 1682 das chemische Laboratorium . Am 29. Juni 1723 wurde die Hundertjahrfeier mit großem Pomp gefeiert. Doch die jährlichen Neueinschreibungen gingen immer weiter zurück. Eine zur Verbesserung der Universität im Jahr 1729 eingesetzte Kommission mahnte eine höhere Disziplin bei Studenten und Professoren an und erwog erstmals eine Verlegung der Universität nach Nürnberg. Der Konkurrenzdruck der neugegründeten Landesuniversitäten und die ungenügende finanzielle Ausstattung Altdorfs führten schließlich zum Niedergang, so dass die Altdorfina am 24. September 1809 durch den bayerischen König Maximilian I. aufgelöst wurde.

Die "Affäre Wallenstein"

Johann Georg Puschner, "Der Rauffende Student", Kupferstich um 1725, im Hintergrund ist der Universitätsfechtboden von Altdorf zu erkennen
Johann Georg Puschner, "Der Rauffende Student", Kupferstich um 1725, im Hintergrund ist der Universitätsfechtboden von Altdorf zu erkennen

Am 29. August 1599 schrieb sich der damals sechzehnjährige Albrecht von Waldstein , der Sohn eines protestantischen Gutsbesitzers und später unter dem Namen "Wallenstein" berühmt gewordene Feldherr des Dreißigjährigen Krieges, in die Altdorfer Matrikel ein. Nur wenige Wochen später war er auch schon in den Skandal um die Ermordung von Wolff Fuchs, einem Fähnrich der Altdorfer Bürgerwehr verwickelt, der kurz vor Weihnachten nach einem Streit von dem Studenten Johann Hartmann von Steinau erstochen wurde. Die Vorwürfe, die daraufhin gegenüber Wallenstein erhoben wurden, betrafen nicht allein seine Anwesenheit bei der Tat selbst, sondern auch darin, daß er in der kurtzen Zeit her, so er zu Altorff gewesen und studirn sollen, sich in mancherley weiß allerley unruhe und muetwillens unterstanden habe, wie ein Brief des Nürnberger Rats an den Rektor der Altdorfina vom 12. Januar 1600 bezeugt. Die Bestrafung fiel ungewöhnlich milde aus. Wallenstein wurde nur mit einem kurzen Hausarrest belegt und nur kurze Zeit später kam es am 14. Januar auch schon zu einem weiteren Vorfall, als Wallenstein seinen Diener schwer mit Peitschenhieben mißhandelte, weil dieser untätig aus dem Fenster auf den Markt hinausgeschaut hatte. Das daraufhin eingeleitete Verfahren endete schließlich damit, daß Wallenstein die Arztkosten für die Behandlung seines Dieners übernehmen und eine Strafe von 30 Gulden zahlen mußte. Schon Mitte März 1600 taucht sein Name zum letzten Mal in den Universitätsannalen auf. Wallenstein verschwand aus Altdorf und unternahm eine Kavalierstour nach Frankreich und Italien, wo er sein Studium an den Universitäten in Padua und Bologna fortsetzte.

Bedeutende Gelehrte

In Klammern ist jeweils das Jahr der Berufung nach Altdorf angegeben.

  • Johannes Praetorius , Mathematiker und Techniker (1576)
  • Hugo Donellus , Jurist (1588)
  • Daniel Schwenter , Mathematiker und Philosoph (1608)
  • Georg Nößler , Mediziner (1618)
  • Abdias Trew , Mathematiker und Astronom (1636)
  • Mauritius Hoffmann , Mediziner (1648/49)
  • Johann Christoph Wagenseil , Historiker, Jurist und Orientalist (1667)
  • Johann Christoph Sturm , Physiker und Mathematiker (1669)
  • Johann Jacob Baier , Mediziner, Historiker und Fossilienkundler (1704)
  • Gustav Georg Zeltner , Theologe (1706)
  • Lorenz Heister , Mediziner und Botaniker (1710)
  • Johann Heinrich Schulze , Mediziner, Philologe und Numismatiker (1720)
  • Georg Andreas Will , Historiker und Philosoph (1757)

Bedeutende Studenten

  • Gottfried Wilhelm Leibniz , Philosoph und Wissenschaftler , Mathematiker , Diplomat , Rechtsgelehrter , Physiker , Historiker und Doktor des weltlichen und des Kirchenrechts , promovierte 1666

Nachklang

Zur Erinnerung an Wallensteins Studienzeit finden in Altdorf in regelmäßigem Abstand die sogenannten "Wallensteinfestspiele" statt, bei der über 600 Bürgerinnen und Bürger Altdorfs in historischen Kostümen Szenen aus dem Studentenleben zu Beginn des 17. Jahrhunderts nachspielen.

Das Universitätsgebäude ist heute Teil des Wichernhauses, eines Internates für Körperbehinderte .

Seit September 2002 setzt sich die Initiative "Internationales Netzwerk Universität Altdorf" für eine Wiederbelebung der Universität Altdorf ein.

Literatur

  • Hans Recknagel: Die Nürnbergische Universität Altdorf und ihre großen Gelehrten. Nürnberg 1998, ISBN 3000037373

Weblinks

Wikipedia

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