Als Leonhardifahrt bzw. Leonhardiritt werden Brauchtumsveranstaltungen in Süddeutschland und Österreich bezeichnet, die zu Ehren des Benediktinerabts Heiligen Leonhard von Limoges (6. Jh.), dem Schutzpatron der landwirtschaftlichen Tiere (heute vor allem Pferde , um den 6. November, seinem Patronatstag, herum eine Wallfahrt mit Tiersegnung , insbesondere von Pferden, abhalten.

Motiv für die Segnung (oft, aber theologisch problematisch auch Weihe genannt) der Tiere, insbesondere der Pferde, ist ihre Rolle, die sie als Last- und Arbeitstiere bis vor wenigen Jahrzehnten für die ländliche Bevölkerung spielten und heute nicht zuletzt aus ökologischen und Liebhaber-Gründen wieder vermehrt spielen.

Orte

Am bekanntesten ist dabei die von Bad Tölz, die immer am 6. November selbst stattfindet, außer dieser fällt auf einen Sonntag (dann am Samstag davor). Er ist wohl mit ca. 80 Vierergespannen wohl der größte und geht ins 17. Jahrhundert zurück.

Der bislang urkundlich älteste Ritt findet in Kreuth am Tegernsee statt, der erstmals 1442 erwähnt wird.

Weitere Leonhardifahrten bzw. -ritte finden statt in:

• Aigen am Inn
• Benediktbeuern
• Diessen a. Ammersee
• Dietramszell
• Ensdorf (Oberpfalz)
• Froschhausen bei Murnau
• Fürstenfeldbruck
• Garmisch-Partenkirchen
• Gmund a. Tegernsee
• Grafing (erstmalige urkundliche Erwähnung 1708)
• Guntersberg
• Haberskirchen
• Harmarting
• Holzhausen bei Teisendorf (erstmals urkundlich erwähnt 1612)
• Hundham
• Inchenhofen (Landkreis Aichach-Friedberg)
• Kaufering
• Kirchweihdach
• Lenggries
• Lippertskirchen
• St. Leonhard am Wonneberg
• St. Leonhard bei Babensham
• Neunburg vorm Wald
• Niederaudorf
• Niederkirchen (Landkreis Rottal-Inn)
• Nußdorf a. Inn
• Markt Peißenberg
• Pietzing
• Preisendorf
• Reichersdorf
• Reichling
• Rimsting
• Rottenbuch (seit 1947)
• Schliersee nach Fischhausen
• Siegertsbrunn
• Simbach am Inn
• Thambach
• Truchtlaching
• Ãœbersee im Chiemgau
• Unterammergau
• Unterliezheim (Landkreis Dillingen an der Donau, Gemeinde Lutzingen)
• Warngau
• Wartenberg
• Weigendorf (Landkreis Dingolfing-Landau).

In den letzten Jahren wurden einige Leonhardiritte wiederbelebt (zum Beispiel in Meilenhofen ). Andernorts wird die Tradition nur zu Jubiläen wiederaufgenommen (zum Beispiel in Diepoldsberg bei Obing). Umgekehrt gibt es auch relativ junge Leonhardiritte, zum Beispiel seit 1993 auf den Brandlberg (Stadt Bogen) im Bayerischen Wald.

In Österreich gibt es einen Leonhardiritt in:

• Sankt Leonhard bei Freistadt

Die Bauern und Pferdebesitzer der jeweiligen Umgebung fahren dabei in Gespannen, sogenannten Truhenwagen , zum Wallfahrtsziel. Zum Beispiel:

• in Bad Tölz zur Leonhardikapelle auf den Kalvarienberg nordwestlich von Bad Tölz.
• in Benediktbeuern zum Innenhof des Kloster, wo sich die Gespanne während der Messe aufhalten und dann auch wieder ins Dorf zurückziehen.
• in Grafing zur um 1400 entstanden Wallfahrtskirche St. Leonhard.
• in Rottenbuch zur Leonhardskapelle im Krumengraben

Varia

Beim Wallfahrtszug sind zahlreiche heimische Trachten zu sehen. Die Wägen und Pferde werden festlich geschmückt.

In Bad Tölz bildet den Abschluss der Wallfahrt das Leonhardidreschen ( Peitschenknallen ) auf der Bad Tölzer Marktstraße.

Manchmal wird versucht den Unterschied zwischen Leonhardiritt und Leonhardifahrt daran festzumachen, dass bei Ritt ausschließlich Männer auf den Pferden reiten (so dass Frauen praktisch ausgeschlossen waren und bei manchen Ritten auch noch sind), während bei der Fahrt vor allem auch die Bäuerinnen, Mägde und Kinder gefahren werden.

Mitunter wird die Tradition der Leonhardifahrten mit dem altgermanischen Brauch der Weihefahrt mit Weihepferden zu Ehren Göttervaters Wotan in Verbindung gebracht, zumal bei den Germanen das Pferd als heiliges Tier galt. Dieser Brauch sei dann christianisiert worden.

Siehe auch

• Leonhardifest, Georgiritt, Umritt

Literatur

• Zauner, Franz Paul: Siegertsbrunn, seine Leonhardi-Wallfahrtskirche und die Leonhardifahrt, ca. 1910; 1995
• Schierghofer, Georg: Altbayerns Umritte und Leonhardifahrten, 1913
• Hindringer, Rudolf: Weiheross und Rossweihe eine religionsgeschichtlich-volkskundliche Darstellung der Umritte, Pferdesegnungen und Leonhardifahrten im germanischen Kulturkreis, 1932
• Der Leonhardiritt in Tölz, ca. 1936
• Oswald, Marin: Chronik der Leonhardifahrt in Grafing, 1708-1966, 1967
• Kapfhammer, Günther: Leonhardifahrt in Murnau, 1973
• Stangl, Gabriele: Leonhardifahrt in Bad Tölz, 1977
• Kapfhammer, Günther: St. Leonhard zu Ehren vom Patron der Pferde, von Wundern und Verehrung, von Leonhardifahrten und Kettenkirchen, 1977
• Fischer, German: Leonhardsverehrung und Leonhardiritt seit 1803, Inchenhofen, 1992
• Iser, Wunibald: Der Meilenhofener Leonhardiritt ein Bericht über die Wiederbelebung eines Brauchtums, in: Schönere Heimat, 1992
• 375 Jahre Leonhardiritt in Guntersberg. Festschrift zum Jubiläumsritt am 9. November 1997, 1997
• Schnitzer, Christoph: Die Tölzer Leonhardifahrt, 2005

Links

• Geschichte der Leonhardifahrt in Kreuth