Bairische Sprache
Bairisch | ||
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Gesprochen in: | Deutschland , Ăsterreich , Italien , Tschechien , Ungarn , Schweiz | |
Sprecher: | etwa 12 Millionen | |
Linguistische Klassifikation : |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache in: | - | |
Sprachcodes | ||
ISO 639 -1: | - | |
ISO 639 -2: | gem | - |
SIL : | BAR |
Das Bairische, verschiedentlich auch Bairisch-Ăsterreichisch genannt, ist eine Gruppe von Dialekten im SĂŒden des deutschen Sprachraumes . Es bildet zusammen mit dem Alemannischen die Gruppe der oberdeutschen Mundarten. Trotz des Namens wohnt mehr als die HĂ€lfte aller Bairischsprecher auĂerhalb Bayerns; zum Verbreitungsgebiet seiner Dialekte gehören alle Gebiete in Ăsterreich östlich des Arlbergs sowie SĂŒdtirol und zimbrische-karnische Sprachinseln in Oberitalien.
Etymologisches
Das Wort Baier leitet sich wahrscheinlich vom keltischen Volk der Boier ab. Man nimmt an, dass es ein Produkt der Völkerwanderung und durch die Vermischung mit verschiedenen StĂ€mmen und Völkern entstanden ist, wĂ€hrend die Römer die Gebiete sĂŒdlich der Donau aufgaben. Das bairische Volk ging aus den Markomannen, ThĂŒringern, Alemannen, verschiedenen frĂ€nkischen StĂ€mmen, aus Ăberbleibseln der Ostgoten wie auch verschiedensten keltischen und romanischen Völkern sowie den RĂ€toromanen und den oben genannten Boiern hervor. Es wurde schriftlich erstmals um das Jahr 500 genannt.
Das daraus entstandene Volk der Baiern breitete sich ĂŒber das heutige Baiern östlich des Lech und im Laufe des Mittelalters ĂŒber ganz Ăsterreich östlich des Arlberg, SĂŒdtirols und einigen Gebieten in Westungarn (heutiges Burgenland), Italiens, sowie Teile des heutigen Slowenien und Tschechien aus. In dieser Zeit vermischten sich die Baiern vor allem in SĂŒd- und Ostösterreich, wie auch in SĂŒdtirol östlich der Etsch mit den dort lebenden Slawen und in SĂŒdtirol westlich der Etsch genauso wie in Nordtirol mit den RĂ€toromanen, was vor allem noch durch Ortsnamen und DialektausdrĂŒcke bezeugt werden kann.
Die drei Dialektgebiete entstanden zum einen durch die Abtrennung von Gebieten vom Herzogtum Baiern wie auch durch Isolation, die durch die geografischen Gegebenheiten hervorgerufen wurden. So erstreckt sich z.B. der sĂŒdbairische Dialekt in Tirol fast nur auf die Gebiete der alten Grafschaft Tirol, zu der das Tiroler Unterland und das AuĂerfern nicht gehörte. KĂ€rnten wurde schon unter Karl dem GroĂen erstmals von Baiern abgetrennt, genauso wie wenig spĂ€ter die Steiermark. Mit den nordbairischen Dialekten verhĂ€lt es sich Ă€hnlich, weil sich auch die MachtverhĂ€ltnisse vor allem in der Oberpfalz im Laufe der Zeit geĂ€ndert haben. Die Mischgebiete zwischen dem Mittel- und SĂŒdbairischen sind einerseits durch die Zugehörigkeit zum Herzogtum Ăsterreich (Tiroler Unterland zu Tirol und Steiermark zu Ăsterreich) wie auch durch Wanderbewegungen wie z.B. im damaligen Bistum Salzburg zurĂŒckzufĂŒhren. Man kann also sagen, dass sich die Dialektgrenzen im groĂen und Ganzen auf Grenzziehungen im FrĂŒh- und Hochmittelalter und in seltenen FĂ€llen auch in der frĂŒhen Neuzeit zurĂŒckzufĂŒhren sind.
Ausbreitung und Abgrenzung
Mit mehr als 12 Millionen Sprechern bildet das Bairische (oder Ostoberdeutsche) das gröĂte zusammenhĂ€ngende Dialektgebiet der deutschen Dialekte. Zum Bairischen gehören die Mundarten folgender Gebiete:
- die Regierungsbezirke Oberbayern , Niederbayern , Oberpfalz , sowie der Landkreis Aichach-Friedberg des Regierungsbezirks Schwaben im Freistaat Bayern, die das sogenannte Altbayern bilden.
- alle BundeslĂ€nder der Republik Ăsterreich mit Ausnahme von Vorarlberg sowie dem Nordteil des Tiroler AuĂerfern.
- SĂŒdtirol .
- Samnaun in GraubĂŒnden ( Schweiz ) sowie im Schweizer MĂŒnstertal (ebenfalls GraubĂŒnden) .
- die Sieben Gemeinden und die Dreizehn Gemeinden , Lusern, Fersental, Sappada, Sauris , Timau in Oberitalien (siehe auch Zimbern ), in denen sich wegen der jahrhundertelangen Isolation der Ortschaften alt- und mittelhochdeutsche Elemente des Bairischen in mehreren lokalen Varianten erhalten haben.
- die Mundarten der deutschstĂ€mmigen Bevölkerung in SĂŒd- und West böhmen (sĂŒdliches Sudetenland , Egerland ).
- die von den Hutterern in Kanada und den USA gesprochene deutsche Sprachform (das Hutterische ).
Als Ăbergangsgebiet gilt der NĂŒrnberger Raum, in dem das Bairische zumindest teilweise gesprochen wird, und Einfluss auf das dorthin von Norden her vorgedrungene OstfrĂ€nkische hat.
Bairisch gehört zusammen mit SchwÀbisch und Alemannisch zu den oberdeutschen Dialekten des Hochdeutschen .
Vorwort zu Schrift und Aussprache
Zur Aussprache der als Beispiele angegebenen bairischen Wörter siehe hier. Da es keine allgemeinverbindliche Orthographie fĂŒr das Bairische gibt, und die lautlichen Unterschiede regional sehr groĂ sein können, sollte der Leser dieses Artikels beachten, dass das ein oder andere bairische Wort innerhalb des Artikels in verschiedenen Schreibweisen auftauchen mag. Dies ist nicht zuletzt darauf zurĂŒckzufĂŒhren, dass an diesem Artikel Autoren mitarbeiten, deren Heimatdialekte in starkem MaĂe voneinander abweichen, und dass ein allgemeiner Konsens ĂŒber die Verschriftlichung der bairischen Sprache auch innerhalb der Wikipedia-Gemeinde noch nicht erreicht wurde.
Innere Untergliederung
Das Bairische kann lautgeographisch anhand historischer Isoglossen eingeteilt werden in Nord-, Mittel- und SĂŒdbairisch:
Nordbairisch
Nordbairisch wird im gröĂten Teil der Oberpfalz und im östlichen Oberfranken gesprochen, wobei in Regensburg (Stadt und Land) und in Teilen der Landkreise Regen (Niederbayern), Cham und Kelheim (Niederbayern) Mischformen aus Nord-und Mittelbairisch verbreitet sind.
Das Nordbairische ist eine sehr urtĂŒmliche Variante des Bairischen, die noch viele Archaismen bewahrt, die anderswo lĂ€ngst ausgestorben sind. Es hat viele lautliche Eigenheiten und wird in anderen Gegenden Bayerns und Ăsterreichs nur schlecht verstanden.
Schriftdeutsch a wird wie im Donaubairischen vollstĂ€ndig verdunkelt und klingt wie ein offenes o (z.B. bald = bold). Mittel- und SĂŒdbairisch oa erscheinen im Nordbairischen oft als oi (so klingt a kloana Stoa in der Oberpfalz wie a kloina Stoi).
Das Nordbairische/OberpfĂ€lzische zeichnet sich besonders durch die âgestĂŒrzten Diphthongeâ aus; Dem standarddeutschen Bruder entspricht hier beispielsweise BroĂșda anstatt BruĂĄda wie im Bairischen sĂŒdlich der Donau. Die FrĂŒhe, also der âfrĂŒhe Morgenâ, wir zur FrĂ€ih (mittelbair. Fruah oder Friah). AuĂerdem tritt hier das Personalpronomen dess/dĂ©Ă©s bzw. diĂĄ fĂŒr die 2. Person Plural auf.
Verben mit Doppelvokalen wie au oder ei enden im OberpfÀlzischen konsequent auf -a (schauen = schaua / freuen = freia) .
L im Wortinneren wird anders als im Mittelbairischen (und genauso wie im benachbarten FrĂ€nkischen) nicht vokalisiert, sondern bleibt als Konsonant erhalten (z.B. Wald entspricht oberpfĂ€lzisch Wold, demgegenĂŒber mittelbairisch Woid; spielen = spĂŒln / spöln gegenĂŒber mittelbairisch spuin / spĂŒĂŒn).
Verkleinerungs- und Koseformen lauten in der Mehrzahl meist auf -la (âMoilaâ = (die) MĂ€dchen)
Die Mundart im östlichen Mittelfranken (einschlieĂlich NĂŒrnberg) zeigt starken nordbairischen Einschlag und markiert damit ein bairisch-frĂ€nkisches Ăbergangsgebiet. (so sagt man auch im benachbarten NĂŒrnberger Land âes dout mi raiaâ, was so viel heiĂt wie âes reut michâ)
Das im sĂŒdlichen Burgenland gesprochene Heanzische (âHeinzischâ) geht auf das OberpfĂ€lzische zurĂŒck, da die Region von Siedlern aus dem Fichtelgebirge und der nördlichen Oberpfalz bevölkert wurde. Dies ist noch heute am Wortschatz und lautlichen Ăbereinstimmungen leicht auszumachen. Die SĂŒd- und Oststeirer sprechen den gleichen Dialekt, bezeichnen ihre Mundart aber lieber als âsteirischâ. Sie rĂŒckten im Laufe der Zeit vom Eigennamen âHeanzenâ ab.
Das âWĂ€ldlerischeâ, wie man die Mundart des Bayerischen Waldes nennt, vereinigt nord- und donaubairische Merkmale, wobei das nordbairische Element ĂŒberwiegt.
Mittelbairisch
Mittelbairisch wird in Niederbayern, Oberbayern, im SĂŒden der Oberpfalz, in Oberösterreich, Niederösterreich, der Obersteiermark, Wien und im Burgenland, ĂŒbergangsweise im Tiroler Unterland und im Land und der Stadt Salzburg gesprochen. Es hat groĂen Einfluss auf seine Schwesterdialekte im Norden und SĂŒden, da fast alle gröĂeren StĂ€dte des bairischen Sprachgebiets im Donauraum liegen; dies hat auch zur Folge, dass Mittelbairisch ein höheres Prestige genieĂt und auch auĂerhalb seines Sprechergebiets weithin bekannt ist. Die regionalen Unterschiede entlang der Donautiefebene vom Lech bis zur Leitha sind im allgemeinen geringer als die Unterschiede zwischen den verschiedenen AlpentĂ€lern des SĂŒdbairischen.
Allgemeines Kennzeichen dieser Mundarten ist, dass fortis -Laute wie p, t, k abgeschwĂ€cht werden zu den lenis -Lauten b, d, g. Beispiele: BĂšch, DĂ„g, Gnechd (âPech, Tag, Knechtâ). Lediglich k- bleibt im Anlaut vor Vokal als fortis erhalten (zum Beispiel in KhuĂĄ âKuhâ). AuĂerdem wird auslautendes -n vokalisiert, wie in kĂŽĂŽ (âkannâ) oder MĂŽĂŽ (âMannâ).
Als Verkleinerungsformen werden -l oder -al verwendet (FrĂąnzl / Katzal). Im Grenzgebiet zwischen SĂŒd- und Westmittelbairisch (Salzburger Alpengaue, Berchtesgaden, steirisches Tauerngebiet, Tiroler Unterland, Bayerisches Oberland) hört man hĂ€ufig -ai als Koseform (Dirnai = MĂ€dchen, Keschzai â Kerzlein usw.)
Das Mittelbairische lĂ€sst sich noch untergliedern in Westmittelbairisch (auch âAltbairischâ genannt) und Ostmittelbairisch. Die Grenze zwischen diesen verlĂ€uft durch Oberösterreich und verschiebt sich allmĂ€hlich westwĂ€rts zur Staatsgrenze zwischen Deutschland und Ăsterreich hin.
In Oberösterreich, im Salzburger Flachgau und im niederösterreichischen Wald- und Mostviertel ist, wie im benachbarten Bayern, die altbairische Stammesmundart beheimatet (westmittelbairisch); die ansĂ€ssigen Dialekte bilden mit dem angrenzenden Niederbayerischen einen Sprachverband (Donaubairisch). Anders als das Ostmittelbairische entstand sie auf dem Boden des alten Stammesherzogtums. Ein deutliches Unterscheidungskriterium zwischen West- und Ostmittelbairisch ist der Dopellaut -au-; im Westmittelbairischen wird er tendenziell mit -a- , im ostmittelbairischen mit -o- aufgelöst (des kaf i ma / des kof i ma = das kauf' ich mir). Auch die gebeugten Formen von âkommenâ â âI kim / sie kema(n)â (Infinitiv: âkemaâ) sind auf das Westmittel- und SĂŒdbairische beschrĂ€nkt. Das Ostmittelbairische kennt nur die Bildungen mit âkum-â.
AuĂerdem typisch fĂŒr das Westmittelbairische ist die alte Form fĂŒr âsindâ: hand (âMir hand eam inna wornâ = âWir sind dahintergekommenâ; âSie hand ea zweeâ = âEs sind zwei (MĂ€nner, Jungen etc.)â. Das Westmittelbairische unterscheidet nĂ€mlich bei der Zahl âzweiâ drei Geschlechter: âzweeâ (mĂ€nnl.), âzwoâ (weibl.) und âzwoaâ (sĂ€chl.). âUnsâ erscheint oft als âinsâ und âzuâ als âinâ (âDa SchwĂ„ger is in's Heig'n kemaâ = âder Schwager kam zum Heu machenâ. âWennâ wird mit âboiâ aufgelöst (=sobald): âBoi da Hiabscht umi isâ = âwenn der Herbst herum/vorbei istâ. Das alte germanische Temporaladverb âĂ„ftâ wird neben ânaâ im Sinne von âdanachâ, âhinterherâ verwendet. Die letztgenannten Formen sind heute auf den lĂ€ndlichen Raum beschrĂ€nkt.
In Oberösterreich bildet die Mundart des Innviertels mit dem angrenzenden Niederbayerischen eine historische Einheit â das Innviertel wurde erst 1814 endgĂŒltig österreichisch. WĂ€hrend zwischen Innviertel und Hausruckviertel eine recht klare Dialektgrenze zu finden ist, sind die ĂbergĂ€nge nach Osten zu entlang der Donau ĂŒber das Traunviertel zum Mostviertel hin flieĂend (Ostmittelbairisch). Zudem nimmt nach Osten hin der Einfluss des Wienerischen zu, der in den letzten Jahrzehnten zunehmend die bodenstĂ€ndigen Mundarten ĂŒberlagert hat. Am stĂ€rksten ist dieser Wiener Einschlag in den gröĂeren StĂ€dten und entlang der Hauptverkehrsstrecken zu bemerken.
Der ostösterreichische Zweig des Mittelbairischen geht auf die Mundart des im Gefolge der deutschen Ostsiedlung entstandenen babenbergischen Herrschaftsgebietes Ostarrichi zurĂŒck. Das östliche Ostmittelbairisch besitzt ein slawisches Substrat und ein frĂ€nkisches Superstrat, was sich im besonderen Wortschatz und einigen lautlichen Eigenheiten zeigt. AuĂerdem wurde das Ostmittelbairische wĂ€hrend der habsburgischen Kaiserzeit mit vielen slawischen und ungarischen Fremdwörtern angereichert, wodurch es sich vom Westmittelbairischen merklich abhebt.
Trotz Dialektartschwunds in den gröĂeren StĂ€dten des Donauraums gelten die Stadtmundarten von MĂŒnchen und Wien weiterhin gewissermaĂen als âParadedialekteâ fĂŒr West- und Ostmittelbairisch. Folgende Lautisoglossen charakterisieren das VerhĂ€ltnis des West- zum Ostmittelbairischen:
Isoglosse | westliche Variante | östliche Variante | Standarddeutsch |
---|---|---|---|
ui vs. ĂŒĂŒ (< ahd. il): | vui | vĂŒĂŒ | viel |
Schbui, schbuin | SchbĂŒĂŒ, schbĂŒĂŒn | Spiel, spielen | |
i wui, mia woin | i wĂŒĂŒ, mia wöön/woin | ich will, wir wollen | |
ar vs. oa (< ahd. a(h)r): | i fahr, mia famma | i foa, mia foan | ich fahre, wir fahren |
hart, heata | hoat, heata | hart, hÀrter | |
Gfar, gfùli | Gfoa, gfealÚ | Gefahr, gefÀhrlich |
AuĂerdem wirkt sich der Wiener Einfluss dahingegehend aus, dass im ostmittelbairischen Dialektgebiet in den letzten paar Jahrzehnten eine Tendenz besteht, dass alte oa durch das Wiener aa zu ersetzen. Beispielsweise werden oans, zwoa, gloa, gleana, Stoa, hoaĂ, hoazn durch Ăąns, zwĂą, glĂą, glĂąna, StĂą, hùà und hĂązn ersetzt. Dieser Sprachwandel hat aber noch zu keiner eindeutigen Dialektgrenze gefĂŒhrt, da sich selbst im Ă€uĂersten Osten Ăsterreichs (Burgenland) das historische oa gegenĂŒber dem Wienerischen aa noch behauptet, ebenso wie in groĂen Teilen Niederösterreichs und in Oberösterreich. Dort ist auch die angestammte (altbairische) Wortendung -a anstelle von -n (mĂ„cha, lĂ„cha, schicka) gang und gĂ€be.
Am Ostrand des Mittelbairischen, im Weinviertel und im Burgenland findet man die âUI-Mundartâ. Hier entspricht ein ui (Bruida, guit) dem im Mittelbairischen und SĂŒdbairischen allgemein verbreitetem ua (Bruada, guat). Insbesondere im niederösterreichischen Weinviertel sind diese Varianten allerdings auf dem RĂŒckzug.
Eine gewisse EigenstĂ€ndigkeit hat bzw. hatte das âLandlerischeâ, die Mundart, die im Hausruckviertel und im westlichen Traun- und MĂŒhlviertel gesprochen wird bzw. wurde. Hier tritt anstelle des ostmittelbairischen langen o (root, grooĂ, Broot = rot, groĂ, Brot) der Diphthong eo, bei dem die Betonung auf dem zweiten Teil des Zwielauts liegt. Das ergibt dann reot, greoĂ, Breot. Sowohl oo also auch eo werden sehr offen gesprochen und könnten genau so gut auch Ă„Ă„ bzw. eĂ„ geschrieben werden. Im westlichen MĂŒhlviertel existieren auch Formen mit gestĂŒrztem Diphthong wie roet, groeĂ, Broet. Alle diese Formen sind allerdings heute nur mehr selten zu hören.
In der sĂŒdöstlichen Steiermark und im sĂŒdlichen Burgenland spricht man Hainzisch, eine Mundart, die Siedler aus der Oberpfalz mitbrachten. Ihr Name stammt von Kaiser Heinrich IV., unter dem die Einwanderung erfolgte. Obwohl die Landnahme bereits im 11. und 12. Jahrhundert erfolgte, haben die Hainzen viele nordbairische Eigenarten bewahrt. Gerne bezeichnet man das Hainzische (âHeanzischeâ) auch als âsteirischen Dialektâ.
Das westliche Oberösterreich (Innviertel, Mondseeland), Teile des Salzburger Landes und das obere Ennstal gehören zu Westmittelbairischen. Hier verwendet man den in Altbayern verbreiteten Dipthong ui (i wui, schbuin). In Niederbayern begegnet einem öfters öi statt ĂŒ (vöi = viel, schböin = spielen). Im westlichen Salzkammergut und im Salzburgischen wird die Form schbiin verwendet.
Lautlich stehen sich das (Kern-)Oberbayerische, Tirolerische und die oben erwĂ€hnte Ăbergangsmundart im Alpenraum sehr nahe. -An- erscheint als helles -o- (wer ko, der ko) und r plus Konsonant wird konsonantisch aufgelöst (schwĂ„rz / schwĂ„schz statt donaubairisch schwoaz). In Ă€hnlicher Weise heiĂt es auch in der bodenstĂ€ndigen Mundart des Hausruckgebiets schwĂ„chz oder Kechzn (Kerze), was aber in jĂŒngerer Zeit zugunsten von schwoaz oder Keazn mehr und mehr verschwindet.
AuĂerdem wird im westmittelbairischen Alpen- und Alpenvorland a nur leicht verdunkelt (KĂ„stn).
Die Sprachgrenze zwischen dem grenzalpinen Oberbayerischen und dem âdonaubairischenâ Niederbayerischen ist mit den Grenzen der beiden Regierungsbezirke nicht identisch, da Niederbayern einst viel gröĂer war als es heute ist. Daher spricht man zu beiden Seiten der Salzach, in Teilen des Inntals und in der Hallertau immer noch mit niederbayrischer Zunge.
Der Lech bildet die westliche Grenze des Bairischen und trennt es vom schwÀbischen Sprachraum. Dennoch spricht man in LechnÀhe (Pfaffenhofen, Schrobenhausen) bereits mit schwÀbischem Einschlag (I hÄb koa Luscht).
Zum Mittelbairischen gehören auch die im Aussterben begriffenen Mundarten in SĂŒdböhmen und SĂŒdmĂ€hren, die denen im jeweils angrenzenden Gebiet Ă€hnlich, in der Regel aber konservativer sind. Andererseits sind auch Neuerungen zu beobachten, z.B. langes a statt oa fĂŒr mhd. ei (wie in Wien und SĂŒdkĂ€rnten).
SĂŒdbairisch
SĂŒdbairisch wird in Tirol, SĂŒdtirol, KĂ€rnten, in Teilen der Steiermark, vor allem in der Weststeiermark, und in den deutschen Sprachinseln in Karnien gesprochen. Fast die ganze Steiermark, die Salzburger Alpengaue und das Tiroler Unterland gehören zum Ăbergangsgebiet zwischen SĂŒd- und Mittelbairisch. Auch das Zarzerische und das Gottscheerische waren sĂŒdbairisch.
Typisch fĂŒr das SĂŒdbairische ist die mehr oder weniger durchgefĂŒhrte Affrikatisierung. Ein Affrikatum ist ein stark betontes âKâ, das in manchen Regionen fast wie ein Krachlaut klingt (âkchâ). Affrikata sind in allen deutschen Alpendialekten zu finden, im Hochalemannischen werden sie jedoch meist als krĂ€ftiges âchâ aufgelöst (v.a. in der Schweiz). Affrikata können der Mundart eine gewisse HĂ€rte verleihen, weshalb sie gut zum Klischee des urwĂŒchsigen Gebirgsmenschen passen.
Das SĂŒdbairische ist eine recht inhomogene Sprachlandschaft, es besitzt jedoch einige charakteristische Merkmale. Es gliedert sich in halbwegs geschlossene Sprachgebiete und zahlreiche Ăbergangsdialekte, deren genaue Abgrenzung schier unmöglich ist.
Die wohl bekannteste sĂŒdbairische Mundart ist das Tirolerische . Neben der starken Affrikatisierung ist dessen hervorstechendstes Merkmal die Aussprache von âstâ im Wortinneren als âschtâ (âBisch(t) no bei Troscht?â). Dies ist ein altertĂŒmliches Merkmal. Es wurde nĂ€mlich in althochdeutscher Zeit das ererbte, nicht durch die Hochdeutsche Lautverschiebung entstandene s etwa wie sch gesprochen. Das bezeugen deutsche Lehnwörter in westslawischen Sprachen, z.B. polnisch ĆŸold (Sold). Bis heute hat sich das beim st im Wortinneren noch im Alemannischen und Tirolerischen erhalten. Das sp wird auch im Mittelbairischen im Wortinneren als ĆĄp gesprochen, z.B. KaĆĄpal (Kasperl). Wie im Mittelbairischen heiĂt es da easchtĂš (der Erste), Durscht (Durst), da rs im Inlaut als rĆĄ in fast allen bairischen Mundarten ausgesprochen wird.
Verben enden im Infinitiv und im Plural wie im Schriftdeutschen grundsĂ€tzlich auf ânâ. âEiâ erscheint als âoaâ (âhoaĂ isch'sâ = es ist heiĂ). Das Tirolerische wird in Nordtirol (Ăsterreich) im sog. Tiroler Mittel- und Oberland, in ganz SĂŒdtirol (Italien) und in einer Ăbergangsvariante in Osttirol (Ăsterreich) gesprochen. Die Osttiroler Mundart geht nĂ€mlich allmĂ€hlich ins KĂ€rntnerische ĂŒber. Der Werdenfelser Dialekt rund um Garmisch und Mittenwald gehört ebenfalls zum Tirolerischen.
Im Tiroler Oberland um Landeck, im Arlberggebiet und den dahinter liegenden SeitentĂ€lern ist der alemannische Einschlag unĂŒberhörbar. Alle Infinitive und Plurale enden auf -a (âverlieraâ, âstossaâ etc.). Der GroĂteil des AuĂerfern mit der Bezirksstadt Reutte spricht bereits einen alemannischen Dialekt, der zum SchwĂ€bischen zu zĂ€hlen ist (âTiroler SchwĂ€bischâ, entspricht dem OberallgĂ€uer Dialekt).
Im Tiroler Unterland (KitzbĂŒhel, Kufstein, St. Johann, Kaisergebirge) spricht man nicht SĂŒd- sondern Mittelbairisch (âLâ-Vokalisierung, âstâ im Wortinneren ⊠mit Ausnahme der tendenziellen Affrikatisierung teilt es alle Merkmale mit dem Westmittelbairischen). In den Ohren âAuswĂ€rtigerâ klingt es wie eine hĂ€rtere Variante des Oberbayerischen, mit dem es ansonsten völlig ĂŒbereinstimmt. Die Infinitive enden nach n-, ng- und m- auf -a (âsingaâ, âkemaâ = kommen), sonst auf -n.
Gemeinsam mit den unter der Rubrik âMittelbairischâ vermerkten alpinen Ăbergangsdialekten teilt das âUnterlĂ€ndischeâ auch einige lautliche Gemeinsamkeiten wie die ĂŒberall anzutreffenden, meist dezenten Affrikata. Die Mundarten der Salzburger Gebirgsgaue sind allesamt BrĂŒckendialekte. Die Pinzgauer Mundart verhĂ€lt sich weitgehend wie die des Tiroler Unterlandes, die Pongauer zeigt donaubairische und die Lungauer Mundart KĂ€rntner EinflĂŒsse.
Die andere groĂe sĂŒdbairische Kernmundart ist das KĂ€rntnerische. Wie das Ostmittelbairische verfĂŒgt es ĂŒber ein kompaktes slawisches Substrat. KĂ€rnten wurde nĂ€mlich im frĂŒhen Mittelalter und darĂŒber hinaus von slawischen StĂ€mmen bewohnt; nach der bairischen Landnahme wurden die Slawen (die Winden oder âWindischenâ) allmĂ€hlich assimiliert, dennoch hinterlieĂen sie Spuren in der deutschen Mundart KĂ€rntens. So erinnert die weiche Sprachmelodie des KĂ€rntnerischen an das SĂŒdslawische, viele Eigennamen enden auf -ig (slow. -ik) und auch einige Mundartwörter korrespondieren mit dem Slawischen. Typische Merkmale der KĂ€rntner Mundart sind die andere Verteilung der VokalquantitĂ€t und die sanfte Affrikatisierung (wie stimmhaftes âggâ).
AuĂerdem kennzeichnet das KĂ€rnterische starke Lautverdunklung (âaâ wird oft zu âoâ statt zu Ă„) und im SĂŒden Monophtongierung vom mhd. âeiâ zu âaâ (DĂ„s wÄs i nit = ich weiĂ es nicht)
Das SĂŒdbairische kennt keine r- Vokalisierung , sie ist aber besonders in Stadtmundarten am Vordringen. Nach Vokalen wird l hier nicht vokalisiert, als Vorstufe werden aber e und i vor l gerundet (MĂŒlch). In den StĂ€dten ist die l-Vokalisierung im VorrĂŒcken (sogar bei Eigennamen , z.B. Höga). Weiters unterscheiden einige sĂŒdbairische Mundarten Stark- und Schwachlaute, wie in DĂ„ch neben TĂ„g, altes k ist in KĂ€rnten und in Teilen Tirols und Salzburgs lautverschoben zu kÊ° (Affrikatum), wie in KÊ°lea (Klee). Diese Affrikate stellt ein Phonem dar (vgl. das Minimalpaar rukn/rukÊ°n).
Ein Charakteristikum der KĂ€rntner Mundart ist die sogenannte KĂ€rntner Dehnung: aufgrund von Interferenz mit dem Slowenischen werden viele Selbstlaute entgegen der hochdeutschen Norm lang ausgeprochen, zum Beispiel lĂ„Ës lei laËfm (lass es nur laufen). Diese Erscheinung hat zur Folge, dass zum Beispiel Ofen und offen lautlich zusammenfallen (oËfm), ebenso Wiesn und wissen zu [wi:zn].
Ein weiteres Merkmal des SĂŒdbairischen ist die Verwendung des Wörtchens âseinâ (1. Person) und âseintâ (3. Person) anstatt von schriftdeutsch âsindâ (âMir sein frohâ â âWir sind frohâ). Diese Form ist fĂŒr das Tirolerische und KĂ€rntnerische typisch. In den bereits mehrfach erwĂ€hnten Ăbergangsdialekten zum Mittelbairischen ist sie jedoch kaum anzutreffen. Stattdessen verwendet man das mittelbairische âsanâ, teilweise mit lautlichen Schattierungen (âsĂ€nâ etc.).
Dialekte der West-Steiermark zeichnen sich durch die Diphthongierung nahezu aller betonten Vokale aus.
Eine historische Variante des Bairischen ist das Zimbrische. Es hat sich schon in althochdeutscher Zeit abgesondert und wird heute noch mit lokalen Varianten in einigen oberitalienischen Sprachinseln der Zimbern gesprochen.
Genauere Unterteilung
Das Bairische kann auch, abgesehen von den oben besprochenen historischen Isoglossen, in weitere Dialekte unterteilt werden, die sich vor allem an den Regionen orientieren. Eine Besonderheit ist das Wienerische, aber auch das MĂŒnchnerische . In Ăsterreich existieren das Hianzische im Burgenland, die Steirischen Mundarten , die KĂ€rntner Mundarten und die Tiroler Mundarten. Ein sehr eigener Dialekt in Oberösterreich ist die Mundart des Salzkammerguts, in Niederbayern die Waidlersprach . Dazu kommen das Zimbrische und das Egerdeutsche aus den Sprachinseln in Oberitalien und Böhmen.
Bairisch vs. Bayerisch
In der Sprachwissenschaft wird der Dialekt mit 'i' statt 'ye' (âBairischâ statt âBayerischâ) geschrieben, um es vom politischen Begriff des âBayerischenâ (= Zugehörigkeit zum Bundesland Bayern) zu unterscheiden, da zu Bayern auĂer den Bairisch sprechenden Altbayern auch Franken und Bayerisch-Schwaben gehören, deren Dialekte nicht bairisch sind. âBayerischâ ist das Adjektiv zu Bayern, vormals âBaiernâ. Der Buchstabe âYâ im Wort âBayernâ wurde erst im 19. Jahrhundert durch den philhellenischen König Ludwig I. fĂŒr das gewachsene Staatsgebilde eingefĂŒhrt.
Phonologie (Lautlehre)
Vokale
Das Bairische unterscheidet lange und kurze Vokale voneinander; dies wird jedoch nicht in der Schrift zum Ausdruck gebracht, sondern wie im Hochdeutschen durch die Anzahl der dem Vokal nachfolgenden Konsonanten: steht nur ein oder gar kein Konsonant nach dem Vokal, ist dieser in der Regel lang; folgen ihm zwei oder mehr, ist er kurz. Dabei gelten ch und sch jeweils wie ein Konsonant, da diese Buchstabenkombination nur einem Laut entspricht.
Die Verteilung langer und kurzer Vokale fÀllt im Bairischen völlig anders aus als im Hochdeutschen, so dass es manchmal scheint, als wÀre jedes entsprechende hochdeutsche Wort mit Langvokal im Bairischen kurz und umgekehrt; dies stimmt jedoch nur bedingt.
Insgesamt unterscheidet das Bairische sieben Vokale in jeweils zwei QuantitÀtsstufen voneinander.
Vergleiche folgende GegenĂŒberstellungen:
Vokal | langer Vokal | Deutsch | kurzer Vokal | Deutsch |
---|---|---|---|---|
dunkles a | wÄs | was | WÄssa | Wasser |
helles a | Drà m | Traum | drà mma | trÀumen |
helles e | Weg, Dreg | Weg, Dreck | wegga(d), dreggad | weg, dreckig |
dunkles e | BĂšda | Peter | bĂšdt! | bete! |
i | gwiĂ | gewiss | wissn | wissen |
o | Ofa/Ofn | Ofen | offa/offn | offen |
u | Zug | Zug | zrugg | zurĂŒck |
In den mittelbairischen Mundarten Ăsterreichs sowie in Teilen Salzburgs sind Vokale vor Schwachlauten und r, l, n in der Regel lang, vor Starklauten kurz. Zur Verteilung in KĂ€rnten s. KĂ€rntner Mundart.
dunkles vs. helles a
Phonologisch unterscheidet das Bairische zwischen hellem Ă und dunklem Ă„, wobei das helle Ă aus dem althochdeutschen offenen e oder Ă€ entstanden ist (so heiĂt es heute im Bairischen lĂ Ă r statt âleerâ, RĂ Ă dl statt âRĂ€dchenâ). Dieses Merkmal hat das Bairische mit dem Ungarischen gemein. Vor allem bei der Diminutivbildung mit den Suffixen -l und -al tritt sogenannter a-Umlaut auf, d.h aus dunklem -Ă„- wird helles -Ă -. Im folgenden einige Beispiele fĂŒr die a-Laute, darunter einige deutliche Minimalpaare :
dunkles Ă„ | helles Ă |
---|---|
Ă„ (ab/an) | Ă (auch) |
mia hÄmma (wir haben, Langform) | mia hà mma (wir sind, Langform) |
StÄd (Stadt) | Schdà dtal (StÀdtchen) |
SĂ„g/SĂ„gg (Sack) | SĂ ggal (SĂ€cklein) |
i sĂ„gad (ich wĂŒrde sagen) | i sĂ gad/sĂ chad (ich wĂŒrde sehen) |
NB: Unbetonte a sind immer hell, und werden deshalb als solche nicht markiert. Dies gilt vor allem fĂŒr den unbestimmten Artikel, der ja stets unbetont ist, sowie fĂŒr alle unbetonten a in Flexionsendungen (z.B. im Plural der Substantive und bei der Steigerung der Adjektive).
Aussprache von Ortsnamen
In beinahe allen bairischen Ortsnamen, die auf -ing enden, muss ggf. im Stamm vorhandenes -a- ĂŒbrigens hell ausgesprochen werden; also âPlĂ ttlingâ (nicht *âPlĂ„ttlingâ) und âGĂ chingâ (statt *âGĂ„rchingâ), auch âGĂ mischâ (statt *âGĂ„mischâ) und darĂŒber hinaus âGrĂ zâ(nicht *âGrĂ„zâ â die Stadt hieĂ im Mittelalter schlieĂlich âGrĂ€tzâ, und daraus hat sich das helle a ja entwickelt). Ausnahmen sind manche Ortsnamen mit -all- wie "BĂ„lling / BĂ„ing" (Palling) oder "DĂ„lling" (Thalling).
Abgrenzung gegen das o
Hochdeutschsprecher nehmen das helle Ă des Bairischen als gewöhnliches a wahr, das dunkle Ă„ dagegen zumeist als offenes o, weshalb auch viele Baiern dazu tendieren, dunkles a als o zu schreiben (also mocha statt mĂ„cha fĂŒr âmachenâ). Diese Schreibweise fĂŒhrt jedoch zum Zusammenfall mit dem bairischen o, welches stets geschlossen gesprochen wird (also Richtung u). Die Wörter fĂŒr âOfenâ und âoffenâ unterscheiden sich also im Bairischen nicht durch die VokalqualitĂ€t, sondern nur durch die VokallĂ€nge, die wie im Hochdeutschen durch Konsonantenverdoppelung (auch Gemination genannt) ausgedrĂŒckt wird: Ofa (lang) vs. offa (kurz) bei gleichbleibender VokalqualitĂ€t.
geschlossenes vs. offenes e
Fast jedes betonte e ist im Bairischen geschlossen, d.h. klingt nĂ€her am i als das hochdeutsche e. Es gibt nur wenige Wörter mit offenem Ăš; als bestes Beispiel eignet sich folgendes Minimalpaar: Bettn (âBettenâ, mit geschlossenem e) vs. bĂštn (âbetenâ, mit offenem Ăš). Im Hochdeutschen ist es an diesem Beispiel allerdings genau andersherum: das Wort âBettâ hat ein offenes (weil kurzes), das Wort âbetetâ ein geschlossenes (weil langes) e.
unbetontes i bzw. e
Neben dem unbetonten a gibt es auch einen weiteren unbetonten Vokal im Bairischen, der zwischen i und e steht, und je nach Mundart offener (Richtung e) oder geschlossener (Richtung i) gesprochen wird. Er entstand meist aus der Nebensilbe -el in Wörter wie grĂ bbln (âkrabbelnâ) oder Deifi (âTeufelâ), und wird im folgenden als i geschrieben. Nicht zu verwechseln ist dieser Laut mit jenem, der nur im bestimmten Artikel der Maskulina (in den Formen im, in) vorkommt, der zwischen i und dumpfem ĂŒ liegt.
Schwa-Laut
In den meisten bairischen Mundarten hat der Schwa -Laut, der dem unbetonten e des Hochdeutschen entspricht, keinen Phonemstatus. Regional tritt er in bestimmten Positionen als Allophon zu unbetontem a und i auf.
Diphthonge
Ein weiteres Merkmal des Bairischen ist die Beibehaltung der mittelhochdeutschen Diphthonge ie, ĂŒe, uo als ia und ua, wie in liab, griassn, Bruada (âlieb, grĂŒĂen, Bruderâ), was es vom OstfrĂ€nkischen Bruda abgrenzt, das wie die Hochsprache einfache Langvokale benutzt. Gegen Westen hin grenzt sich das Bairische mit DĂ„g, WĂ„sser und dĂ d (âTag, Wasserâ und âtĂ€teâ) gegen SchwĂ€bisch DĂ Ă g, WĂ sser und dÀÀt ab.
Zu diesen Diphthongen treten die neuen Diphthonge öi, oi, ui, die aus der Vokalisierung von l nach Vokal zu i entstanden sind. Insgesamt unterscheiden die meisten bairischen Dialekte 10 Diphthonge, nÀmlich:
Diphthong | Beispiele | Deutsch | Diphthong | Beispiele | Deutsch |
---|---|---|---|---|---|
ea | i hea (her) | ich höre | ei | nei | neu |
oa | i woaà | ich weià | Äi, oi | fÄin, foin | fallen |
ia | d'Liab | die Liebe | öi, Ài | schnöi, schnÀi | schnell |
ua | i dua | ich tue | ui | i fui | ich fĂŒhle |
au | i schau | ich schaue | ou | Doud | Tod |
Historischer Exkurs: altes vs. junges ei
Ein besonderes Charakteristikum des Bairischen ist der Vokal oa (in Ostösterreich als a ausgesprochen), der aus dem Althochdeutschen ai oder ei entstanden ist. Dieser Lautwandel betrifft jedoch nur das sogenannte Ă€ltere ei des Deutschen, nicht jedoch das jĂŒngere ei, das erst zu mittelhochdeutscher Zeit als dem althochdeutschen langen Ăź entstanden ist, und daher den Lautwandel nicht mehr mitgemacht hat. Deshalb heiĂt es auf Bairisch âoans, zwoa, dreiâ â die ersten beiden Zahlwörter haben ein Ă€lteres ei als Stammvokal, das dritte Zahlwort ein jĂŒngeres ei, welches auf althochdeutsch noch drĂź lautete.
Allerdings gibt es im Bairischen ein drittes, noch jĂŒngeres ei, das durch die Entrundung des Vokals eu entstanden ist, der von ahd. iu abstammt. Diese Entrundung hat allerdings in den meisten Tiroler Mundarten nicht stattgefunden. Hier wurde nur der Diphthong gestĂŒrzt, woraus nui (neu), tuier (teuer) oder Tuifl entstanden ist. Eine kurze Ăbersicht:
Laut | althochdeutscher Lautstand | bairischer Lautstand | neuhochdeutscher Lautstand | englischer Vergleich |
---|---|---|---|---|
altes ei | ai | oa, z. B. gloa, GoaĂ, Stoa, Loab, hoazn | ei, u. B. klein, GeiĂ, Stein, Laib, heizen | clean, goat, stone, loaf, heat |
mittleres ei | Ăź | ei, z. B. weiĂ, dreim, reitn, Leiwi | ei, z. B. weiĂ, treiben, reiten, Leib | white, drive, ride, life |
junges ei | iu | ei, z. B. nei/neig/neich, deia, Deifi, Greiz, Hei/Heing | eu, z. B. neu, teuer, Teufel, Kreuz, Heu |
Anmerkungen
Um zu herauszufinden, welches deutsche ei im Bairischen zu oa wird, und welches nicht, hilft meistens ein Blick aufs Englische. Dort entspricht das Ă€ltere ei meist einem o oder ea, das jĂŒngere ist dagegen ein i und wird Ă€hnlich ausgesprochen wie im Hochdeutschen und Bairischen.
Geistliche Wörter
Es gibt allerdings Ausnahmen von der Lautwandelregel ei > oa, die vor allem Wörter betreffen, die durch ihren Gebrauch im Gottesdienst in ihrer alten Gestalt bewahrt wurden; dabei handelt es sich um Geist, Fleisch, heilig und den Monatsnamen Mai, die eigentlich Goast, Floasch, hoalig, und Moa lauten mĂŒssten, aber in dieser Lautgestalt im Bairischen nicht existieren.
Boa(r) oder Baier?
Den Baiern Boa(r) zu nennen kommt zwar vor, meist schreckt man aber davor zurĂŒck, weil sich dann auch die Silbenzahl Ă€ndern wĂŒrde, also heiĂt er Baier (der Plural des Wort ist jedenfalls, sowie auch der Landesname, in jedem Fall Baiern). Eine âBairinâ heiĂt jedoch stets Boarin, sonst könnte das Wort missverstanden und als Beirin, also als âBĂ€uerinâ interpretiert werden (siehe junges ei). Auch die Landessprache heiĂt Boarisch, allerdings setzt sich hier die standarddeutsche Form Bairisch immer mehr durch.
WeiĂbier oder Weizenbier?
Das WeiĂbier heiĂt auch auf Bairisch so, auch wenn es aus Weizen gebraut wird, und der hat ein altes ei. Aber in Baiern bestellt man eben kein Weizen (in dem Fall mĂŒsste man âWoaznâ sagen), sondern âĂ WeiĂbiĂĄâ, dessen Name sich vom oben schwimmenden weiĂen Schaum der obergĂ€rigen Hefe wĂ€hrend der GĂ€rung ableitet. Gleicht gilt auch fĂŒrs WeiĂbrot!
Konsonanten
Das bairische Konsonantensystem umfasst 19 Phoneme, deren Status teilweise umstritten ist:
bilabial | labio- dental | alveolar | post- alveolar | palatal | velar | glottal | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Plosive | b p | d t | g k | Ê | |||
Affrikaten | ts | ||||||
Nasale | m | n | Ć | ||||
Vibranten | r | ||||||
Frikative | f v | s ( z ) | Ê | ( ç ) | ( x ) | h | |
Approximanten | j 1 | ||||||
Laterale | l |
Dabei ist der Laut j ein Halbvokal. Eingeklammerte Konsonanten sind Allophone anderer Konsonanten; diese verteilen sich wie folgt:
- h tritt nur im Anlaut auf, sein Allophon x dagegen im In- oder Auslaut, dessen Variante ç wiederum nur im Inlaut
- z tritt als stimmhafte Variante von s in manchen Dialekten auf, v.a. intervokalisch; niemals jedoch im Anlaut, wie es im BĂŒhnendeutschen der Fall ist
Obwohl die Fortis-Verschlusslaute p und t mit ihren Lenis-Pendants b und d im Anlaut zusammengefallen sind, können sie nicht als zwei Allophone jeweils eines Phonems gelten, da sie in gewissen Positionen bedeutungsunterscheidend sind. Lediglich im Anlaut können sie als Varianten, deren Aussprache vom nachfolgenden Laut abhÀngt, betrachtet werden - siehe dazu folgenden Absatz und den Glottisschlag weiter unten.
Plosive oder Verschlusslaute
In den meisten bairischen Mundarten sind die fortis- und lenis- Verschlusslaute p, t, k und b, d, g im Anlaut und zwischen Vokalen zusammengefallen und werden daher nicht weiter unterschieden. Deshalb heiĂt der âTagâ auf bairisch da DĂ„g, das âKreuzâ heiĂt as Greiz, und die âPetersilieâ heiĂt da BĂȘdasui, und deshalb fallen Wörter wie âtrinkenâ und âdringenâ zu dringa zusammen. Als einziger fortis-Laut ist k- am Wortanfang erhalten, wenn ihm ein Vokal nachfolgt; vor r, l und n wird er ebenfalls zum g lenisiert.
Die Laute b, d und g werden jedoch am Wortanfang vor s, sch, f und h fortisiert; diese neuen fortis-Laute haben jedoch keinen Phonem -, sondern lediglich Allophon-Status, weil sie nur in bestimmter Umgebung auftreten, wo ihre lenis-Varianten nicht vorkommen, und daher sich zu diesen nicht bedeutungsunterscheidend verhalten können. Beispiele fĂŒr Fortisierung im Bairischen:
lenis | fortis | Deutsch |
---|---|---|
b+hiĂĄtn | > phiĂĄtn | behĂŒten |
d+Hex | > tHex | die Hexe |
g+hoitn | > khoitn | behalten |
Frikative oder Gleitlaute
Das Bairische kennt fĂŒnf Frikative; f (stimmlos) und w (stimmhaft) bilden dabei ein Paar. Der Frikativ s ist auĂer vor n immer stimmlos, also im Gegensatz zum Deutschen auch am Wortanfang. Dazu kommen die mit Buchstabenkombinationen geschriebenen Laute ch und sch, wobei ch als Allophon [x] zu anlautendem h [h] im In- oder Auslaut auftritt; eine weitere Variante [ç], der sog. ich-Laut, tritt im Bairischen nur als Inlaut (nach -i- oder -e-), nicht wie im Deutschen als Auslaut oder nach -r- auf. Der Laut ch kommt anders als im Deutschen nicht nach -n- vor, daher bair. Minga, mank, Menk vs. dt. MĂŒnchen, manch, Mönch.
Sonoranten
Das Bairische besitzt das gleiche Sonoranteninventar wie das Hochdeutsche, nĂ€mlich die Nasallaute m, n und ng [Ć] sowie l, r und j. Das r wird in manchen Gegenden mit der Zungenspitze gerollt, in anderen Gegenden mit dem GaumenzĂ€pfchen (sog. uvulares r), ohne dass dies von Bairisch-Sprechern als Fehler empfunden wird.
Glottisschlag bzw. Knacklaut
Zwischen Nasallauten kann im Bairischen ein Kehlkopfverschlusslaut, ein sog. Glottisschlag [ Ê ], auftreten. Dieser wird jedoch als t, d, k oder p geschrieben, um die historische Herkunft des Lauts zu verdeutlichen. In Anlehnung an die englische Bezeichnung heiĂt er im folgenden auch Stop; er wird durch seine Lautumgebung (m, n oder ng) wie folgt beschrieben:
Lautumgebung | Bairisch | Deutsch | |
---|---|---|---|
m-Stop, stimmlos: | [m Ê m] | Wampm | Bauch |
n-Stop, stimmlos: | [n Ê n] | Ăntn | Ente |
n-Stop, stimmhaft: | Ăndn | Anden | |
Ć-Stop, stimmlos: | [Ć Ê Ć] | sinkn | sinken |
Wie im Standarddeutschen tritt der Glottisschlag ferner vor vokalischem Anlaut auf; siehe dazu Aussprache der deutschen Sprache .
Morphologie (Formenlehre)
Nominalflexion
Die gesamte bairische Nominalflexion richtet sich am Substantiv aus, dessen grammatisches Geschlecht oder Genus die Deklination der Nominalphrase konstituiert; d.h. sowohl Artikel als auch Adjektiv und andere Attribute mĂŒssen in Genus, Kasus und Numerus an das Substantiv, das sie begleiten, angeglichen werden. Es existieren drei Genera: maskulin, feminin und neutrum. Als paradigmatische Kategorien existieren die FĂ€lle oder Kasus Nominativ, Dativ und Akkusativ sowie die Numeri Singular und Plural . Adjektive können ferner gesteigert werden.
Der Artikel
Im Bairischen werden Substantive anhand ihres grammatischen Geschlechts, des Genus , aufgeteilt; das Genus ist im Regelfall nicht am Substantiv selbst erkennbar, sondern an dessen begleitendem bestimmten Artikel:
maskulin | feminin | neutrum | Plural |
---|---|---|---|
da Hund (der Hund) | d'Ruam (die RĂŒbe) | as / s'Kind (das Kind) | de / d'Leid (die Leute) |
Der bestimmte Artikel Singular der Feminina, d' , assimiliert oft an den Anlaut des zu begleitenden Substantivs: vor Frikativen (f, h, s, z) wird er zu t' verhÀrtet, vor Labialen (b, m, p) zu b' und vor Velaren (g, k) zu g'- assimiliert. Beispiele:
dâ > tâ | dâ > bâ | dâ > gâ |
---|---|---|
tâFrau (die Frau) | bâBian (die Birne) | gâGĂ„fi/GĂ„be (die Gabel) |
tâHaud (die Haut) | bâMuadda (die Mutter) | gâKua (die Kuh) |
tâSunn (die Sonne) | bâPfĂ„nn (die Pfanne) |
Vor f- kann er jedoch bei Allegro-Aussprache auch zu p' werden: pâFrau (die Frau), p'FiaĂ (die FĂŒĂe).
Der unbestimmte Artikel ist dagegen fĂŒr alle drei Genera im Nominativ identisch; im Gegensatz zum Deutschen kennt das Bairische allerdings auch einen unbestimmten Artikel im Plural (vgl. Französisch des):
maskulin | feminin | neutrum |
---|---|---|
a MĂ„ (ein Mann) | a Frau (eine Frau) | a Kind (ein Kind) |
oa MĂ„na (MĂ€nner) | oa Frau(a)n (Frauen) | oa Kinda (Kinder) |
Im Basilekt wird a vor einem Vokal zu an. Im Niederbairischen tritt der unbestimmte Artikel im Plural teilweise in der Lautgestalt oi auf, im KÀrntnerischen als ane; der bestimmte Artikel behÀlt immer den auslautenden Vokal (de, nie d' ).
Der Artikel wird im Bairischen flektiert, d.h. an ihm wird der Kasus deutlich gemacht. Weil die meisten Substantive im Bairischen alle Kasusendungen verloren haben, ist die Kasusanzeige weitgehend auf den Artikel konzentriert. Ein Ăberblick ĂŒber sein Paradigma:
best. | maskulin | feminin | neutrum | Plural |
---|---|---|---|---|
nom: | da Hund | d'Ruam | as Kind / s'Kind | de Leid / d'Leid |
dat: | im Hund | da Ruam | im Kind | de Leid / d'Leid |
akk: | in Hund | d'Ruam | as Kind / s'Kind | de Leid / d'Leid |
unbest. | maskulin | feminin | neutrum | Plural |
---|---|---|---|---|
nom: | a Hund | a Ruam | a Kind | oa / oi Leid |
dat: | am Hund | ana / oana Ruam | am Kind | ane / oane Leid |
akk: | an Hund | a Ruam | a Kind | oa /oi Leid |
Das Substantiv
Das Substantiv gehört zu den flektierenden Wortarten des Bairischen; sein markantestes Kriterium ist â wie in anderen germanischen Sprachen â das Geschlecht (Genus), welches sich nur selten nach dem zu bezeichnenden Gegenstand orientiert, und deshalb mit jedem Wort mitgelernt werden muss.
Pluralbildung
Das Bairische hat drei der vier germanischen Kasus bewahrt: Nominativ, Dativ und Akkusativ . Letztere beiden fallen teilweise zusammen; Genetiv ist nur in erstarrten Redewendungen erhalten. Wie im Hochdeutschen wird das bairische Substantiv nur selten dekliniert, sondern drĂŒckt Kasus durch den begleitenden Artikel aus. Es gibt es verschiedene Deklinationsklassen , die sich hauptsĂ€chlich in der Pluralbildung unterscheiden; als grobe Richtlinie wird zwischen der schwachen Deklination (sog. n-Klasse) und der starken Deklination (sog. a-Klasse) unterschieden.
Schwache Substantive
Schwache Substantive enden fĂŒr gewöhnlich auf -n im Plural. Viele schwache Feminina bilden bereits den Singular auf das Suffix -n, so dass sie im Plural entweder gleichlauten, oder ein -a anfĂŒgen (in Analogie zu den stark flektierten Substantiven). Besonders die schwachen Maskulina haben im Singular eine Endung fĂŒr die obliquen Kasus, d.h. fĂŒr alle Kasus auĂer dem Nominativ, bewahrt. Sie lautet meistens auf -n.
Zur Klasse der schwachen Substantive (W1) zÀhlen Maskulina und Feminina auf -n im Plural, sowie alle Feminina mit der Pluralendung -an (die meistens im Singular auf -ng auslauten; das -a- ist hierbei ein sog. Sprossvokal bzw. epenthetisch ). Ferner lassen sich alle Maskulina und Neutra, die im Singular auf das Suffix -i enden, hier einordnen. Viele der verwandten Substantive des Hochduetschen sind dort allerdings stark, daher der jeweils hochdeutsche Plural zum Vergleich:
W1: -n | Singular | Plural | Deutsch | Singular | Plural | Deutsch | Singular | Plural | Deutsch |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
m: | HĂ„s | HĂ„sn | Hase | Busch | Buschn | Busch | Deifi | Deifin | Teufel |
f: -n | Brugg | Bruggn | BrĂŒcke, BrĂŒcken | GoaĂ | GoaĂn | Ziege | Nuss | Nussn | Nuss |
f: -an | Dà m | Dà man | Dame | SchlÄng | SchlÄngan | Schlange | Zeidung | Zeidungan | Zeitung |
n: | Oar | Oarn | Ohr | Bleami | Bleamin | Blume | Schdiggi | Schdiggin | StĂŒck |
Starke Substantive
Bei den starken Deklinationsklassen gibt es keine Kasusendungen; die einzige VerÀnderung am Wort findet bei der Numerusflexion statt, also beim Wechsel von Singular zu Plural. Es gibt dabei verschiedene Möglichkeiten, den Plural im Bairischen zu markieren. Starke Maskulina und Neutra nutzen die Endung -a, die meist aus der mittelhochdeutschen Endung -er entstanden, und als solche im Neuhochdeutschen noch erhalten ist. Es gibt jedoch auch Wörter, die sich erst in neuer Zeit in diese Klasse eingereiht haben, also einen a-Plural bilden, ohne jemals einen er-Plural besessen zu haben. Feminina bilden ihren Plural oft mit der Endung -an, so wie es das Wort Endung selbst tut: oa Endung, zwoa Endungan.
Man kann Substantive anhand ihrer Pluralformen in verschiedene Klassen einteilen. Die hÀufigsten Möglichkeiten der Pluralbildung sind Umlaut oder Suffigierung; beide Möglichkeiten können auch kombiniert werden. Als Pluralendungen treten -n und -a auf; an Umlauten gibt es folgende Varianten:
S1: Umlaut (UL) | Singular | Plural | Deutsch | S2: UL + -a | Singular | Plural | Deutsch |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Ă„ > e | NĂ„cht (f) | Necht | Nacht | LĂ„nd (n) | Lenda | Land | |
o > e | Dochta (f) | Dechta | Tochter | Loch (n) | Lecha | Loch | |
u > i | Fuchs (m) | Fichs | Fuchs | Mund (m) | Minda | Mund | |
au > ai | Maus (f) | Mais | Maus | Haus (n) | Haisa | Haus | |
ua > ia | Bruada (m) | Briada | Bruder | Buach (n) | Biacha | Buch | |
Äi, oi > Ài, öi | FÄi (m) | FÀi | Fall | Woid (m) | Wöida | Wald |
Die hier angefĂŒhrten Beispiele bilden die Klassen 1 und 2 der starken Substantive, deren Kennzeichen ein Umlautplural ist. Die Klasse (S1) besitzt neben dem Umlaut kein weiteres Pluralkennzeichen, ist also endungslos; ihr gehören nur Maskulina und Feminina an. Zur Klasse S2, die sich durch Umlautplural plus Endung -a (die meist der hochdeutschen Endung -er entspricht) auszeichnet, gehören einige Maskulina und viele Neutra. Es gelten die gleichen Umlautregeln wie oben:
Zur Klasse S3 gehören alle Maskulina , Feminina und Neutra ohne Umlaut mit Pluralendung -a; dabei enden die meisten Feminina im Singular auf die ursprĂŒngliche Dativendung -n. Einige Maskulina, der Stamm auf Vokal auslautet, haben die Endung -na:
S3: -a | Singular | Plural | Deutsch | Singular | Plural | Deutsch | Singular | Plural | Deutsch |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
m: | BĂ m | BĂ ma | Baum | MĂ„ | MĂ„na | Mann | Stoa | Stoana | Stein |
f | FlÄschn | FlÄschna | Flasche | Ein | Eina | Eule | Paradeis | Paradeisa | Tomate |
n: | Kind | Kinda | Kind | Liacht | Liachta | Licht | Gscheft | Gschefta | GeschÀft |
Als letzte starke Klasse (S4) gelten Substantive mit Nullplural, zum Beispiel 'Fisch' (m) und 'Schaf' (n). In manchen Dialekten drĂŒcken diese Substantive Plural jedoch durch VokalkĂŒrzung oder -lĂ€ngung aus. Diese Klasse besteht eigentlich nur aus Maskulina und Neutra; alle Feminina auf -n, die historisch gesehen zu den schwachen Substantiven gehören, können jedoch auch hierhergezĂ€hlt werden, da ihr Plural ebenso unmarkiert ist: 'Ăntn â Ăntn' âEnteâ. Diese Feminina wechseln jedoch allmĂ€hlich zur Gruppe S3, und nehmen im Plural die Endung -a (vgl. oben das Beispiel Ein âEuleâ).
Ferner gibt es einige unregelmĂ€Ăige Pluralformen im Bairischen:
Singular | Plural | Deutsch | |
---|---|---|---|
m: | Boar, auch Baia | Baian | Baier |
f: | Beng | Benk | (Sitz-)Bank |
n: | Gscheng | Gschenka | Geschenk |
Aug | Aung | Auge | |
FĂ ggi | FĂ ggin/FĂ ggla | Ferkel, Schwein | |
Kaiwi | Kaiwin/Kaibla | Kalb |
Folgende Wörter existieren nur im Plural: Leid (Leute), Hiana (HĂŒhner), Fiacha (das Vieh, also zum Beispiel Rinder; nicht zu verwechseln mit Fiech, Fiecha also zum Beispiel MĂŒcken).
Kasusrelikte
Einige schwache Maskulina haben Kasusendungen in den obliquen FĂ€llen , also im Dativ und Akkusativ bewahrt, z. B. 'FĂ„da' âVaterâ und 'Bua' âSohn; Knabe, Jungeâ:
best. | Singular | Plural | best. | Singular | Plural | |
---|---|---|---|---|---|---|
nom | da FĂ„da | t'FĂ„dan | nom | da Bua | d'Buama | |
dat | im FĂ„dan | di FĂ„dan | dat | im Buam | di Buama | |
akk | in FĂ„dan | t'FĂ„dan | akk | in Buam | d'Buama |
Ebenso wie FĂ„da flektieren Baua âBauerâ, Boi "Ball", Breiss "Norddeutscher; Fremder", Depp âDeppâ, Buasch "Junge" [österr.], FrĂ„nk "Franke", FrĂ„nzos "Franzose", Hiasch "Hirsch", HĂ„s "Hase", Lef "Löwe" und einige andere. Ăhnlich wie Bua flektieren die Wörter RĂ„b âRabeâ und SchwĂ„b âSchwabeâ: alle Formen auĂer Nominativ Singular haben an Stelle von -b den Stammauslaut -m: RĂ„m, SchwĂ„m; die Pluralform RĂ„ma, SchwĂ„ma sind selten.
Vokativ
In mittelbairischen Dialekten findet sich ein Vokativ bei mĂ€nnlichen Vornamen, also ein Anredefall. Er wird durch AnhĂ€ngen eines offenen -Ăš an den Vornamen gebildet, z.B. GlausĂš zu Klaus, KarĂš zu Karl, WuifĂš / WeffgĂš zu Wolfgang. Ausgangsstamm dafĂŒr sind die entsprechenden Kurzformen mĂ€nnlicher Vornamen, die meist auf geschlossenes -e enden, welches dem standardeutschen -i entspricht: Glause, Kare, Wuife / Weffge. Nicht möglich ist der Vokativ bei MĂ€nnernamen, die auf -o enden (z.B. Otto). Von Vollformen wie Wolfgang kann kein Vokativ gebildet werden: *WolfgangĂš.
Exkurs: Abweichendes Genus vom Standard- bzw. Norddeutschen
Das grammatische Geschlecht eines Substantivs wird am Artikel markiert (vgl. oben). In den meisten FĂ€llen entspricht das (Genus) eines bairischen Wortes dem des entsprechenden Wortes im Hochdeutschen. Es gibt aber nicht wenige Ausnahmen:
Deutsch | Bairisch | Deutsch | Bairisch | |
---|---|---|---|---|
die Asche | da Ă schn | die Karre | da KĂ„rn | |
die Butter | da Budda | der Liter | da Lidda** | |
das Radio | da Radio | der Meter | da Medda** | |
die Kartoffel | da Kadoffe | die Schublade | da SchublÄn | |
die Zwiebel | da Zwiafi | die Marmelade | da MamalĂ d | |
das Virus | da Virus** | die Schokolade | da TschoglĂ d | |
die Scherbe | da Scherm | die Socke | da Sogga / as Seggi | |
die Zehe | da ZĂȘ(cha) | die Zacke | da ZĂ ggn | |
die Petersilie | da BĂšdasui/BĂšdasĂŒĂŒ | die Ratte | da RĂ„tz | |
die SchĂŒrze | da Schuaz | die Wespe | da Weps | |
das Vaterunser | da Vadtaunsa* | die Zecke | da Zegg | |
der Monat | auch: as Monat*** | die Heuschrecke | da Heischregg | |
das Heu | t'Heing (f) oder as Hei (n) | die Schnecke | da Schnegg | |
der Tunnel | as Tunnöi/Tunnöö/Tunell[-'-] | die Spitze | da Schbiez | |
der Sumpf | t'Sumpfn | die Ecke | s'Egg | |
das Fett | t'Fettn | das Masel | d'MĂ sn | |
der Teller | as Della / Dölla | der Kommentar | auch: as Kommentar |
*Auch âder Paternosterâ (selten) ist im Bairischen mĂ€nnlich.
** Diese Abwandlung, angelehnt an die auf -us endenden lateinischen bzw. auf -er endenden deutschen Wörter, die fast stets Maskulina sind, teilt das Bairische mit der hochdeutschen Alltags- und Umgangssprache.
*** Besonders in den Wendungen âjeds Monatâ (jeden Monat), ânĂ€chsts Monatâ (nĂ€chsten Monat), âletzts Monatâ (letzten Monat) usf. â nie jedoch bei Monatsnamen: da Monad Mai usw.
Pronomina
Personalpronomina
Bei den Personalpronomina unterscheidet das Bairische teilweise, wie viele romanische und slawische Sprachen, zwischen betonten und unbetonten Formen im Dativ (nur 1., 2. Singular) und Akkusativ (nur 3. Singular und Plural); ferner gibt es ein eigenstÀndiges Höflichkeitspronomen in der direkten Anrede, vergleichbar dem deutschen 'Sie':
1.Singular | 2.Singular | 3.Singular | 1.Plural | 2.Plural | 3.Plural | Höflichkeitspronomen | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
nom | i | du | ea, se, des | mia | eĂ / ia* | se | Si |
unbetont | -a, -'s, -'s | -ma | -'s | -'s | -'S | ||
dat | mia | dia | eam, iari, dem | uns | enk / eich* | eana/sen | Eana |
unbetont | -ma | -da | |||||
akk | -mi | -di | eam, iari, des | uns | enk / eich* | eana | Eana |
unbetont | -'n, -'s, -'s | -'s | Si |
* Diese Formen gelten als âwenigerâ bairisch.
Bei der Kombination mehrerer unbetonter Personalpronomina, die auf -'s verkĂŒrzt sind, wird der Bindevokal -a- eingeschoben; bei der Reihenfolge der Anordnung gibt es, im Gegensatz zum Deutschen, verschiedene Varianten. Es kann auch zu Mehrdeutigkeit kommen â ein paar Beispiele:
unbetont | *(ausgeschrieben) | Deutsch | |
---|---|---|---|
1.a) | HĂ„m's da's scho zoagt? | HĂ„m s(e) d(ia) (de)s scho zoagt? | Haben sie es dir schon gezeigt? |
oder: | HĂ„m s(e) d(ia) s(e) scho zoagt? | Haben sie sie dir schon gezeigt? | |
1.b) | HĂ„m'sas da scho zoagt? | HĂ„m s(e) (de)s d(ia) scho zoagt? | Haben sie es dir schon gezeigt? |
oder: | HĂ„m s(e) s(e) d(ia) scho zoagt? | Haben sie sie dir schon gezeigt? | |
2.a) | HĂ„dama'n nu ned gem? | HĂ„d (e)a m(ia) (de)n nu ned gem? | Hat er ihn mir noch nicht gegeben? |
2.b) | HĂ„da'n ma nu ned gem? | *HĂ„d (e)a d(en) m(ia) nu ned gem? | Hat er ihn mir noch nicht gegeben? |
Dabei kann in (1.a) und (1.b) ebensowenig wie im Deutschen unterschieden werden, ob es sich bei s(e) âsieâ um die 3. Person Singular feminin oder um die 3. Person Plural handelt.
Possessivpronomina
Possessivpronomina haben im Singular verschiedene Kasusendungen fĂŒr alle drei Geschlechter, im Plural dagegen Einheitsendungen.
Beispiel: Im Bairischen gibt es das Pronomen meina, das dem hochdeutschen meiner entspricht. Es wird folgendermaĂen gebeugt:
maskulin | feminin | neutrum | Plural | |
---|---|---|---|---|
nom | meina | meine | meis | meine |
dat | meim | meina | meim | meine |
akk | mein | meine | meis | meine |
Auch die Possessivpronomina deina und seina flektieren so. Das Possessivpronomen iara (âihrerâ) ist aus der deutschen Hochsprache eingedrungen; ursprĂŒnglich verwendet das Bairische fĂŒr weibliche Besitzer ebenfalls das Pronomen seina.
Indefinit- und Fragepronomina
Ebenso wie die oben aufgefĂŒhrten Possessivpronomina flektieren die Indefinitpronomina koana âkeinerâ sowie oana, das âeinerâ auf Hochdeutsch heiĂt; man kann letzterm wie im Deutschen das Wort iagad- (âirgend-â) voranstellen.
Ferner gibt es das Indefinitpronomen ebba, ebbs âjemand, etwasâ; es ist plurallos und flektiert wie folgt:
Person | Sache | |
---|---|---|
nom | ebba | ebbs |
dat | ebbam | ebbam |
akk | ebban | ebbs |
Hier wird also nicht zwischen den Geschlechtern, sondern zwischen Personen und Sachen unterschieden.
Ăhnliches gilt fĂŒr das Fragepronomen wea, wĂ„s âwer, wasâ:
Person | Sache | |
---|---|---|
nom | wea | wÄs |
dat | wem | wem |
akk | wen | wÄs |
Adjektive
Viele bairische Adjektive haben eine Kurzform und eine Langform. Erstere wird in prÀdikativer Stellung verwendet, also dann, wenn das Adjektiv mit dem Hilfsverb sei ein PrÀdikat bildet (zum Beispiel as Haus is sche). Die Langform kommt zum Einsatz, wenn das Adjektiv als Attribut eines Substantivs dient (zum Beispiel a sches Haus oder des schene Haus). Kurzform und Langform unterscheiden sich (wie schon im Beispiel) oft durch einen Endkonsonanten, der der Kurzform fehlt (in diesem Fall -n), und nur vor vokalischen Endungen der Langform (des schene Haus, aber: a sche_s Haus) auftritt. Meistens handelt es sich bei diesen auslautenden Konsonanten um -n, -ch, -g.
Deklination der Adjektive
Wie im Deutschen werden Adjektive in attributiver Stellung flektiert, d.h. sie erhalten verschiedene Endungen. Dabei muss unterschieden werden, ob sie ein Substantive mit bestimmtem Artikel begleiten (und daher selbst in bestimmter Foirm flektieren), oder eines mit unbestimmtem Artikel (und dann dementsprechend nach unbestimmtem Muster gebeugt werden). Werden Adjektive substantiviert gebraucht, also nur mit Artikel, richten sie sich ebenfalls nach diesem. Als Beispiel dient das Adjektiv sche (schön), dessen Stamm bei der Flektion um -n erweitert wird (auĂer beim Neutrum Singular).
unbestimmt | maskulin | feminin | neutrum | Plural |
---|---|---|---|---|
nom: | a schena Mo | a schene Frau | a sches Kind | oa schene Leid |
dat: | am schena(n) Mo | ana schenan Frau | am schena(n) Kind | oane schenan Leid |
akk: | an schena(n) Mo | a schene Frau | a sches Kind | oa schene Leid |
unbestimmt | maskulin | feminin | neutrum | Plural |
---|---|---|---|---|
nom: | da schene Mo | t'schene Frau | as schene Kind | de schenan Leid |
dat: | im schena(n) Mo | da schenan Frau | am schena(n) Kind | de schenan Leid |
akk: | in schena(n) Mo | t'schene Frau | as schene Kind | de schenan Leid |
In prĂ€dikativer Stellung dagegen werden Adjektive â wie im Deutschen â nicht flektiert, sondern nur in ihrer Nennform gebraucht:
prÀdikativ | maskulin | feminin | neutrum | Plural |
---|---|---|---|---|
unbestimmt: | a Mo is sche | a Frau is sche | a Kind is sche | oa Leid sĂ n sche |
bestimmt: | da Mo is sche | t'Frau is sche | as Kind is sche | de Leid sĂ n sche |
Steigerung der Adjektive
Im Bairischen dient das Suffix -a zur Bildung des Komparativs , der ersten Steigerungsform. Grundlage des Komparativs ist die oben beschriebene Langform; bei manchen Adjektiven kommt es zu Umlauten, bei anderen zu VerÀnderung in der VokallÀnge oder im konsonantischen Auslaut. Beispiele aus dem Westbairischen:
Umlaut | Positiv | Komparativ | Deutsch |
---|---|---|---|
kein Umlaut: | gscheid | gscheida | klug |
nei | neiga / neicha | neu | |
liab | liawa | lieb | |
schiach | schiacha | hÀsslich | |
hoagli | hoaglicha | wÀhlerisch | |
mit VokalkĂŒrzung: | diaf | diaffa | tief |
a > e: | lang | lenga | lang |
o > e: | grob | grewa | grob |
groĂ | gressa | groĂ | |
u > i: | dumm | dimma | dumm |
gsund | gsinda | gesund | |
oa > ea: | broad | breada | breit |
gloa | gleana | klein | |
hoaĂ | heaĂa | heiĂ | |
woach | weacha | weich | |
oa > öi: | koid | köida | kalt |
ua > ia: | kuaz | kiaza | kurz |
FĂŒr den Superlativ wird je nach Landschaft, eine eigene Form auf (wie im Hochdeutschen) -st gebildet oder aber auch nicht. In letzterem Falle wird der Komparativ als Superlativersatz hergenommen. So kann der hochdeutsche Satz âMax MĂŒller ist der gröĂte der zwölf Knabenâ im Bairischen folgende Varianten produzieren: âVo de zwöif Buama is dĂ MĂŒller MĂ x am gressan (Komparativ)/ am greĂtn (Superlativ) /selten dĂ greĂte/dĂ gressane.â Es gibt auch suppletive Adjektivsteigerung, also Steigerung mit einem anderen Wortstamm (sog. starke Suppletion) oder einer Wortstammerweiterung (sog. schwache Suppletion):
Suppletion | Positiv | Komparativ | Superlativ | Deutsch |
---|---|---|---|---|
stark: | guad | bessa | am bessan | gut |
stĂąd | leisa | am leisan | leise | |
schwach: | deia (a deirigs ...) | deiriga | am deirigan | teuer |
Numeralia (Zahlwörter)
Bairische Zahlwörter enden meist auf -e, welches sie jedoch in attributiver Stellung oft abstoĂen; sie sind unverĂ€nderlich, flektieren also nicht. Ausnahme davon ist das Zahlwort oas fĂŒr die Zahl 1.
Es folgt eine Auflistung der wichtigsten Numeralia ; sie sind teilweise wegen ihrer ungewöhnlichen Konsonantenabfolgen fĂŒr Nichtmuttersprachler schwer auszusprechen:
1 | oas / oans / à ns | 11 | öif(e) / ööf | 21 | oanazwÄnzge / à nazwanzg | ||||||||
2 | zwoa / zwà | 12 | zwöif(e)/zwööf | 22 | zwoarazwÄnzge / zwà razwanzg | 200 | zwoahundad / zwà hundad | ||||||
3 | drei | 13 | dreizea / dreizen | 23 | dreiazwÄnzg(e) | 300 | dreihundad | ||||||
4 | fiar(e) | 14 | fiazea / fiazen | 24 | fiarazwÄnzg(e) | 40 | fiazg(e) | 400 | fiahundad | ||||
5 | fimf(e) | 15 | fuchzea / fuchzen | 25 | fimfazwÄnzg(e) | 50 | fuchzg(e) | 500 | fimfhundad | ||||
6 | seggs(e) | 16 | sechzea / sechzen | 26 | seggsazwÄnzg(e) | 60 | sechzg(e) | 600 | sechshundad | ||||
7 | siem(e) | 17 | sibzea / sibzen | 27 | simmazwÄnzge | 70 | sibzg(e) | 700 | siemhundad | ||||
8 | Ächt(e) | 18 | Ächzea / Ächzen | 28 | ÄchtazwÄnzge | 80 | Ächtzg(e) | 800 | Ächthundad | ||||
9 | neine/nei | 19 | neizea / neizen | 29 | neinazwÄnzge | 90 | neinzg(e) | 900 | neihundad | ||||
10 | zeene | 20 | zwĂ„nzge / zwĂ„nzg / zwoanzg | 30 | dreiĂge | 100 | hundad | 1000 | tausnd |
Substantivierte Zahlen sind im Bairischen Maskulina, wÀhrend sie im Hochdeutschen dagegen Feminina:
Bairisch | Deutsch | Bairisch | Deutsch | |
---|---|---|---|---|
da Nulla | die Null | da Ă chta | die Acht | |
da Oasa / Oansa / Ănsa | die Eins | da Neina | die Neun | |
da Zwoara / ZwĂ ra | die Zwei | da Zena | die Zehn | |
da Dreia | die Drei | da Ăifa / Ăöfa | die Elf | |
da Fiara | die Vier | da Zwöifa / Zwööfa | die Zwölf | |
da Fimfa | die FĂŒnf | da Dreizena | die Dreizehn | |
da Sechsa | die Sechs | da DreiĂga | die DreiĂig | |
da Simma / Siema | die Sieben | da Hundada | die Hundert |
Verbalsystem
Das Bairische kennt nur ein synthetisches Tempus , das PrÀsens . Alle anderen Tempora, namentlich Futur und Perfekt , werden seit dem Oberdeutschen PrÀteritumsschwund analytisch gebildet. Als Modus neben Indikativ und Imperativ besitzt das Bairische ferner einen synthetischen, d.h. ohne Hilfsverb gebildeten, Konjunktiv , welcher dem hochdeutschen Konjunktiv II (meist in Funktion des Irrealis , des Optativ oder als Höflichkeitsform) entspricht.
Konjugation der schwachen Verben
Der Indikativ drĂŒckt wie im Deutschen die Wirklichkeit aus; er wird durch AnhĂ€ngen verschiedener Endungen an den Verbstamm gebildet, und ist im Allgemeinen dem Hochdeutschen relativ nahe. Vom Hochdeutschen abweichend sind teilweise die Pluralendungen. Im folgenden das Beispielparadigma des schwachen Verbs mĂ„cha (machen) im Indikativ und Konjunktiv sowie im Imperativ und Optativ:
mÄcha | Indikativ | Imperativ | Konjunktiv | Optativ |
---|---|---|---|---|
1.Sg | i mÄch | --- | i mÄchad | mÄchadi! |
2.Sg | du mÄchst | mÄch! | du mÄchast | mÄchast! |
3.Sg | er mÄcht | --- | er mÄchad | mÄchad! |
1.Pl | mia mÄchan* | mÄchma! | mia mÄchadn | mÄchadma! |
2.Pl | eà mÄchts | mÄchts! | eà mÄchats | mÄchats! |
3.Pl | se mÄchan(t)** | mÄchan'S! | se mÄchadn | mÄchadn'S! |
Partizip II dieses Verbs ist gmÄcht - siehe dazu genauer unter Vergangenheit.
* Vgl. aber den nÀchsten Absatz.
**Zur 3. Person Plural ist anzumerken, dass in manchen Gegenden (zum Beispiel in KÀrnten) das Endungs-t aus dem Althochdeutschen bewahrt ist, welches sich im SchwÀbischen als generelle Pluralendung durchgesetzt hat (mia, ia, si machet).
In der 1. Person Plural wurde nur eine Form aufgefĂŒhrt. TatsĂ€chlich gibt es aber auĂer den obigen (Ă€lteren) Kurzform auch noch eine (jĂŒngere) Langform, die (auĂer im untergeordneten Satz, wo sie in den meisten Regionen ungrammatisch ist) die hĂ€ufiger verwendete ist. Sie wird gebildet, indem man die Endung -an durch die Endung -ma ersetzt, also: mĂ„chma. Wie diese entstanden ist, steht in diesem Historischem Exkurs weiter unten.
Verben mit Auslautwechsel
Es gibt jedoch Verben, die von diesem Endungsschema abweichen, weil ihr Stamm auf -g oder -b auslautet, und dadurch mit der ursprĂŒnglichen Infinitivendung -n zu -ng bzw. -m verschmilzt. AuĂerdem wird Stammauslaut -b vor vokalischer Endung i.d.R. zu -w- frikativisiert. Dadurch entsteht sog. Auslautwechsel bei der Flexion; als Beispiele seien sĂ„ng (sagen) und lem (leben) angefĂŒhrt:
sÄng | Indikativ | Imperativ | Konjunktiv | Optativ |
---|---|---|---|---|
1.Sg | i sÄg | --- | i sÄgad | sÄgadi! |
2.Sg | du sÄgst | sÄg! | du sÄgast | sÄgast! |
3.Sg | er sÄgt | --- | er sÄgad | sÄgad! |
1.Pl | mia sÄng | sÄngma! | mia sÄgadn | sÄgadma! |
2.Pl | eà sÄgts | sÄgts! | eà sÄgats | sÄgats! |
3.Pl | se sÄng(t) | sÄng'S! | se sÄgadn | mÄgadn'S! |
Das Partizip II lautet gsÄgt; Partizip I ist nicht gebrÀuchlich.
lem | Indikativ | Imperativ | Konjunktiv | Optativ |
---|---|---|---|---|
1.Sg | i leb | --- | i lewad | lewadi! |
2.Sg | du lebst | leb! | du lewast | lewast! |
3.Sg | er lebt | --- | er lewad | lewad! |
1.Pl | mia lem | lema! | mia lewadn | lewadma! |
2.Pl | eĂ lebts | lebts! | eĂ lewats | lewats! |
3.Pl | se lem(t) | lem'S! | se lewadn | lewadn'S! |
Das Partizip I lautet lewad "lebend", das Partizip II glebt.
Verben mit Themasuffix -a- oder -i-
Eine weitere Gruppe von Verben, deren Infinitiv auf -an oder -in endet, zeigt in der 1. Person Singular die Endung -d; der Themavokal -a- bzw. -i- bleibt im gesamten Indikativparadigma erhalten. Diese Verben entsprechen oft den deutschen Verben auf -ern (> -an) bzw. -eln (> -in); als Beispiel zunĂ€chst ziedan (zittern), welches im Konjunktiv einerseits wieder (-a- >) r-haltige Formen zeigen, andererseits auf Verdopplung der Silbe -ad- zurĂŒckgreifern kann:
ziadan | Indikativ | Imperativ | r-Konjunktiv | dupl. Konjunktiv |
---|---|---|---|---|
1.Sg | i ziadad | --- | i ziedrad | i ziadadad |
2.Sg | du ziedast | ziedad! | du ziedrast | du ziedadast |
3.Sg | er ziedad | --- | er ziedrad | er ziedadad |
1.Pl | mia ziadan | ziedama! | mia ziedradn/ziedradma | mia ziedadn/ziedadma |
2.Pl | eĂ ziedats | ziedats! | eĂ ziedrats | eĂ ziedadats |
3.Pl | se ziadan(t) | ziadan'S! | se ziedradn | se ziedadn |
Anders als obiges Verb weist das nÀchste Verb kà mpin (kÀmmen) neben dem periphrastischen Konjunktiv (mittels Konjunktiv des Hilfsverbs doa) nur eine Möglichkeit des Konjunktivs auf, nÀmlich Stammmodulation i > l; eine Silbenverdopplung wie oben ist nicht möglich:
kĂ mpin | Indikativ | Imperativ | l-Konjunktiv | periphr. Konj. |
---|---|---|---|---|
1.Person | i kĂ mpid | --- | i kĂ mplad | i dĂ d kĂ mpin |
2.Person | du kĂ mpist | kĂ mpid! | du kĂ mplast | du dĂ st kĂ mpin |
3.Person | er kĂ mpid | --- | er kĂ mplad | er dĂ d kĂ mpin |
1.Person | mia kĂ mpin | kĂ mpima! | mia kĂ mpladn | mia dĂ dn/dĂ dma kĂ mpin |
2.Person | eĂ kĂ mpits | kĂ mpits! | eĂ kĂ mplats | eĂ dĂ dats/dĂ rats kĂ mpin |
3.Person | se kĂ mpin(t) | kĂ mpin'S! | se kĂ mpladn | se dĂ dn kĂ mpin |
Konjugation der starken Verben
Starke Verben bilden ihren Konjunktiv teilweise mit Ablaut anstelle des ad-Suffixes, sie können aber auch beides kombinieren (diese Formen sind eingeklammert). Bei starken Verben mit Stammvokal -e- (siehe Beispiele oben) tritt zudem im Indikativ und Imperativ Singular Wechselflexion auf, d. h. ein Vokalwechsel von -e- zu -i- findet statt, jedoch im Gegensatz zum Hochdeutschen auch in der 1. Person Singular. Die Umlautung (hochdeutsch: er schlĂ€gt) wird dagegen nicht durchgefĂŒhrt: er schlagt.
kema | Indikativ | Imperativ | Konj. + Ablaut | Konj. + Ablaut + ad |
---|---|---|---|---|
1.Sg | i kim | --- | i kĂąm | i kĂąmad |
2.Sg | du kimst | kimm! | du kĂąmst | du kĂąmast |
3.Sg | er kimt | --- | er kĂąm | er kĂąmad |
1.Pl | mia keman | kemma! | mia kĂąman/kĂąma | mia kĂąmadn/kĂąmadma |
2.Pl | eĂ kemts | kemts! | eĂ kĂąmts | eĂ kĂąmats |
3.Pl | se keman(t) | keman'S! | se kĂąman | se kĂąmadn |
Partizip II dieses Verbs ist kema - siehe dazu genauer unter Vergangenheit.
Auch starke Verben können Auslautwechsel -b-/-w-/-m- zeigen; Beispiel gem "geben":
gem | Indikativ | Imperativ | Konj. + Ablaut | Konj. + Ablaut + ad |
---|---|---|---|---|
1.Sg | i gib | --- | i gĂąb | i gĂąwad |
2.Sg | du gibst | gib! | du gĂąbst | du gĂąwast |
3.Sg | er gibt | --- | er gĂąb | er gĂąwad |
1.Pl | mia gem | gema! | mia gĂąm/gĂąma | mia gĂąwadn/gĂąwadma |
2.Pl | eĂ gebts | gĂšbts! | eĂ kĂąmts | eĂ gĂąwats |
3.Pl | se gem(t) | gem 'S! | se gĂąm | gĂąwadn |
Partizip II dieses Verbs ist gem.
Als Beispiel zum -g-/-ng-Wechsel dient sĂšng "sehen"; es gibt hier jedoch auch Formen ohne -e-/-i-Wechsel:
sĂšng | Indikativ | Imperativ | Konj. + Ablaut | Konj. + Ablaut + ad |
---|---|---|---|---|
1.Sg | i sig/sĂšg | --- | i sĂąg | i sĂągad |
2.Sg | du sigst/sĂšgst | sig/sĂšg! | du sĂągst | du sĂągast |
3.Sg | er sigt/sĂšgt | --- | er sĂąg | er sĂągad |
1.Pl | mia sĂšng | sĂšngma! | mia sĂąng/sĂąngma | mia sĂągadn/sĂągadma |
2.Pl | eĂ sĂšgts | sĂšgts! | eĂ sĂągts | eĂ sĂągats |
3.Pl | se sĂšng(t) | sĂšng 'S! | se sĂąng | sĂągadn |
Partizip I dieses Verbs ist sĂšgad "sehend", Partizip II gsĂšng.
Imperativ und Optativ
Das Bairische kennt Imperativformen fĂŒr die 2. Person Singular wie auch Plural sowie fĂŒr die 1. Person Plural, ferner fĂŒr die höfliche Anrede. Es gelten folgende Regeln zur Bildung:
- fĂŒr die 2. Person Singular nehme man den Wortstamm ohne Endung; bei starken Verben wird dabei ggf. Stammvokal -e- zu -i-; dies fĂŒhrt in der Regel zu Gleichheit mit der Form der 1. Person Sg. Ind. - das Personalpronomen du wird fĂŒr gewöhnlich nicht benutzt (auĂer in der Emphase ): mĂ„ch!, fĂ„r!, kimm!, gib! usw.
- fĂŒr die 2. Person Plural nehme man den Wortstamm plus Endung -ts, also die Indikativform; das betonte Personalpronomen darf wahlweise dazu benutzt werden: mĂ„chts!, fĂ„rts!, kemts!, gebts! usw.
- fĂŒr die 1. Person Plural, den sog. Hortativ , nehme man die sog. Langform des Indikativs, die stets auf -(m)a endet (d.i. das ehemals klitisierte Personalpronomen, siehe Historischer Exkurs zur Klitisierung); das betonte Personalpronomen mia darf wahlweise dazu benutzt werden: mĂ„chma!, fĂ„rma!, kemma!, gema! usw.
- in der höflichen Anrede verwendet man den Imperativ der 3. Plural, d. i. der Wortstamm plus Endung -(a)n; dabei muss die unbetonte Form des Höflichkeitspronomens -S klitisiert werden: mÄchan'S!, fÄrn'S!, keman'S!, gem'S! usw.
Der Konjunktiv kann auch als Optativ verwendet werden, wobei hier in der 1. Person Sg./Pl. jeweils das klitisierte Personalpronomen -i bzw. -ma obligatorisch ist. Die Formen auf -ma entsprechen den Langformen des Konjunktiv, die die 1. Person Plural analog zu den Langformen des Indikativs aufweist.
Konjugation der Hilfsverben
Bei einigen oft gebrauchten Verben treten selten VerĂ€nderungen bei der Kojugation auf, darum sind diese hier aufgefĂŒhrt. AuĂerdem zeigen sie viele regionale Sonderformen. Dazu gehören in erster Reihe die Hilfsverben sei (sein), hĂ„m (haben) und doa/dea/duan (tun).
sei | Indikativ | Imperativ | Konjunktiv | Optativ |
---|---|---|---|---|
1.Sg | i bi | --- | i wĂąr/wĂąrad* | wĂąri/wĂąradi! |
2.Sg | du bist | bi! | du wĂąst/wĂąrast* | wĂąst/wĂąrast! |
3.Sg | er is | --- | er wĂąr/wĂ rad* | wĂąr/wĂąrad! |
1.Pl | mia sĂ n/hĂ n | sĂ mma/hĂ mma! | mia wĂąn/wĂąradn | wĂąma/wĂąradma! |
2.Pl | eĂ sĂ ts/hĂ ts | sĂ ts/hĂ ts! | eĂ wĂąts/wĂąrats* | wĂąts/wĂąrats! |
3.Pl | se/Se sĂ n(t)/hĂ n(t) | sĂ n'S! | se wĂąn(t)/wĂąradn* | wĂąn'S/wĂąradn'S! |
Dabei können, wie bei allen Verben, die Imperativformen auch als lange Indikativformen im ĂŒbergeordneten Satz auftreten; selbiges gilt fĂŒr die Optativformen als lange Konjunktivformen. Das Partizip II lautet gwen, seltener gwesn.
sei | Indikativ | Imperativ | Konjunktiv | Optativ |
---|---|---|---|---|
1.Sg | i hĂ„(n) | --- | i hedd/hĂȘd | heddi/hĂȘdi! |
2.Sg | du hĂ„st | --- | du hest/hĂȘst | hest/hĂȘst! |
3.Sg | er hĂ„d | --- | er hedd/hĂȘd | hedd/hĂȘd! |
1.Pl | mia hĂ„m/hĂ„mma | --- | mia heddn/hĂȘdn | heddma/hĂȘdma! |
2.Pl | eĂ hĂ„bts | --- | eĂ hets/hĂȘts | hets/hĂȘts! |
3.Pl | se/Se hĂ„m(t) | --- | se heddn(t)hĂȘdn(t) | heddn'S/hĂȘdn'S! |
Das Partizip II lautet ghÄbt, regional auch ghÄd.
Das wichtigste Modalverb im Bairischen ist doa(n), welches in vielen regionalen Formen auftritt, die unmöglich hier alle aufgelistet werden können. Der Stammvokal kann -oa- mit Pluralumlaut -ea- sein (meist Westbairisch), -ua- ohne Umlaut (eher Ostbairisch) und -ua- mit Pluralumlaut -ia- (v.a. Tirolerisch). Jedoch gibt es in allen Dialekten sog. Allegroformen fĂŒr den Indikativ Plural, die statt Diphthongs den kurzen Stammvokal -Ă - zeigen. Weiters wird von Gegend zu Gegend ein -n an den Infinitiv gefĂŒgt, oder auch nicht.
Hier das westbairische Paradigma mit Umlaut im Indikativ Plural:
doa(n) | Indikativ | Imperativ | Konjunktiv | Optativ |
---|---|---|---|---|
1.Sg | i doa | --- | i dĂąd/dĂądad* | dĂądi! |
2.Sg | du doast | doa! | du dĂąst/dĂądast* | dĂąst! |
3.Sg | er doad | --- | er dĂąd/dĂ dad* | dĂąd! |
1.Pl | mia dean/dĂ n | deama/dĂ mma! | mia dĂądn/dĂądadn* | dĂądma! |
2.Pl | eĂ deats/dĂ ts | deats/dĂ ts! | eĂ dĂądats/dĂąrats | dĂądats/dĂąrats! |
3.Pl | se/Se dean(t)/dĂ n(t) | dean'S/dĂ n'S! | se dĂądn(t)/dĂądadn* | dĂądn'S! |
Das Partizip II lautet dÄ(n).
* Diese Formen sind hier recht selten; sie treten auch mit -r- an Stelle von -d- auf: i dĂ rad etc. (siehe auch 2.Pl im Paradigma). In der zweiten Person Plural ist die Langform mit d- oder r-Einschub dagegen obligatorisch, da die zu erwartende Form dĂ ts in mit der Allegroform des Indikativs gleichlauten wĂŒrde.
Modalverben
Die meisten Modalverben sind im Bairischen wie auch im Hochdeutschen sogenannte PrÀterito-PrÀsentia . Diese haben oft einen Vokalwechsel in der Indikativflexion, Nullendung in der 3. Person Singular sowie ein starkes Partizip II (welches immer mit dem Infinitiv gleichlautet und deshalb nicht extra angegeben wird). Im folgenden sind die Paradigmen der wichtigsten Modalverben widergegeben:
deaffa (dĂŒrfen)
Indikativ | Singular | Plural | Konjunktiv | Singular | Plural | |
---|---|---|---|---|---|---|
1.Person | i deaf | mia deaffan/deafma | 1.Person | i deaffad | mia deaffadn | |
2.Person | du deafst | eĂ deafts | 2.Person | du deaffaast | eĂ deaffats | |
3.Person | er deaf | se deaffan(t) | 3.Person | er deaffad | se deaffadn |
kina (können)
Indikativ | Singular | Plural | Konjunktiv | Singular | Plural | |
---|---|---|---|---|---|---|
1.Person | i kÄ | mia kinan/kimma | 1.Person | i kà nt/kunt | mia kà ntn/kuntn | |
2.Person | du kÄst | eà kints | 2.Person | du kà nst/kunst | eà kà nts/kunts | |
3.Person | er kÄ | se kinan(t) | 3.Person | er kà nt/kunt | se kà ntn/kuntn* |
Daneben gibt es auch den regulĂ€ren Konjunktiv i kinad. Die Langformen der 1. Person Plural im Konjunktiv lauten mia kĂ ntma bzw. mia kuntma; im Indikativ Plural existieren auch Formen mit Stammvokal -e statt -i-, die allerdings zum Zusammenfall mit dem Pluralparadigma des Verbs kena (kennen) fĂŒhren, und deshalb nur regional gebraucht werden.
meng (mögen; in nicht-modaler Verwendung auch lieben)
Indikativ | Singular | Plural | Konjunktiv | Singular | Plural | |
---|---|---|---|---|---|---|
1.Person | i mĂ„g | mia meng(ma) | 1.Person | i mĂȘchad | mia mĂȘchadn | |
2.Person | du mĂ„gst | eĂ megts | 2.Person | du mĂȘchast | eĂ mĂȘchats | |
3.Person | er mĂ„g | se meng(t) | 3.Person | er mĂȘchad | se mĂȘchadn |
miaĂn (mĂŒssen)
Indikativ | Singular | Plural | Konjunktiv | Singular | Plural | |
---|---|---|---|---|---|---|
1.Person | i muaĂ | mia miaĂn/miaĂma | 1.Person | i miassad | mia miassadn | |
2.Person | du muaĂt | eĂ miaĂts | 2.Person | du miassast | eĂ miassats | |
3.Person | er muaĂ | se miaĂn(t) | 3.Person | er miassad | se miassadn |
woin (wollen)
Indikativ | Singular | Plural | Konjunktiv | Singular | Plural | |
---|---|---|---|---|---|---|
1.Person | i wui / woi | mia wuin/wuima woin/woima | 1.Person | i wuiad / woiad | mia wuiadn / woiadn | |
2.Person | du wuist / woist | eĂ wuits / woits | 2.Person | du wuiast / woiast | eĂ wuiats / woiats | |
3.Person | er wui / woi | se wuin(t) / woin(t) | 3.Person | er wuiad / woiad | se wuiadn / woiadn |
Ebenso flektiert das Modalverb soin / suin (sollen).
UnregelmĂ€Ăige Verben
Als letztes PrÀterito-PrÀsentium existiert im Bairischen wissn (wissen), welches zwar kein Modalverb ist, aber Àhnlich wie diese flektiert wird:
Indikativ | Singular | Plural | Konjunktiv | Singular | Plural | |
---|---|---|---|---|---|---|
1.Person | i woaĂ | mia wissn/wissma | 1.Person | i wissad | mia wissadn | |
2.Person | du woaĂt | eĂ wissts | 2.Person | du wissast | eĂ wissats | |
3.Person | er woaĂ | se wissn(t) | 3.Person | er wissad | se wissadn* |
Das Partizip II dieses Verbs wird allerdings schwach gebildet: gwisst, seltener gwusst.
Weitere unregelmĂ€Ăige Verben sind im folgenden aufgefĂŒhrt:
gĂȘ (gehen)
Indikativ | Singular | Plural | Konjunktiv | Singular | Plural | |
---|---|---|---|---|---|---|
1.Person | i gĂȘ | mia gĂšngan/gĂšmma | 1.Person | i gĂ ng(ad) | mia gĂ nga(d)n | |
2.Person | du gĂȘst | eĂ gĂšts | 2.Person | du gĂ ng(a)st | eĂ gĂ ng(a)ts | |
3.Person | er gĂȘd | se gĂšngan(t) | 3.Person | er gĂ ng(ad) | se gĂ nga(d)n |
Das Verb gĂȘ ist ein besonderer Fall: Zum einen lautet die Langform der ersten Person Plural gĂšmma, zum andern ist der Konjunktiv âi gĂ ng(ad)â eine bairische Eigenbildung. Bairische SchĂŒler sind deshalb beim Erlernen des hochdeutschen Konjunktivs II oft der Meinung, zu âgehenâ laute dieser âgĂ€ngeâ anstatt âgingeâ.
Von diesem beeinflusst wurde das Paradigma des folgenden Verbs:
stĂȘ (stehen)
Indikativ | Singular | Plural | Konjunktiv | Singular | Plural | |
---|---|---|---|---|---|---|
1.Person | i stĂȘ | mia stĂšngan/stĂšmma | 1.Person | i stĂ nd | mia stĂ ndn/stĂ ndma | |
2.Person | du stĂȘst | eĂ stĂš(g)ts | 2.Person | du stĂ ndst | eĂ stĂ nts | |
3.Person | er stĂȘd | se stĂšngan(t) | 3.Person | er stĂ nd | se stĂ ndn |
Vergangenheit
Das Imperfekt , die synthetische Vergangenheitsform des Hochdeutschen und prinzipiell auch des Bairischen, existiert nur bei zwei Wörtern: sei (mit wĂ„r) und woin (mit woit), wobei auch dies nicht unumstritten autochthone Formen sind; es könnte sich um Lehngut aus der Hochsprache handeln. Bei diesen wird es zur Beschreibung von ZustĂ€nden hergenommen, wohingegen bei Ereignissen auch hier das Perfekt ĂŒberwiegt. NĂ€heres dazu siehe Oberdeutscher PrĂ€teritumsschwund.
Zum Ausdruck der Vergangenheit wird das Perfekt hergenommen. Daher werden starke und schwache Verben nur anhand des Partizips Perfekt unterschieden; dieses wird mit dem PrĂ€fix g- und den Suffixen -n oder -a (starke Verben) bzw. -t (schwache Verben) gebildet. Dabei kann das PrĂ€fix bei den Stammanlauten g, b, t, d, k, p, z verschwinden (auĂer im SĂŒdbairischen) und so das Partizip II mit dem Infinitiv zusammenfallen. Eine Auflistung aller starken Verben des Bairischen finden Sie hier .
Alle Klassen schwacher Verben enden im Perfekt auf das Suffix -t oder -d; sie mĂŒssen daher nicht weiter unterschieden werden. Das PrĂ€fix g- verschwindet ebenso wie bei den starken Verben vor Plosiven (g, b, d, t, k, p) und wird vor Frikativen (s, sch, hâŠ) zu k- verhĂ€rtet. Stammwechsel tritt selten auf:
Infinitiv | Partizip Perfekt | Deutsch | Infinitiv | Partizip Perfekt | Deutsch | ||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Äwatn | gÄwat | arbeiten, gearbeitet | biesln | bieslt | pissen, gepisst | ||
drĂąn | drĂąd | drehen, gedreht | hoffa | ghofft | hoffen, gehofft | ||
kocha | kocht | kochen, gekocht | lÄcha | glÄcht | lachen, gelacht | ||
leana | gleant | lernen, gelernt | mÄcha | gmÄcht | machen, gemacht | ||
mùn | gmùd | mÀhen, gemÀht | nùn | gnùd | nÀhen, genÀht | ||
rean | gread | röhren, geröhrt (in der Bedeutung weinen) | scheina | gscheint | scheinen, gescheint / geschienen | ||
woana | gwoant | weinen, geweint | wöin | gwöid | wÀhlen, gewÀhlt | ||
Obacht: | denga | denkt | denken, gedacht | bringa | bracht | bringen, gebracht |
Im SĂŒdbairischen gelten zum Teil andere Regeln. Das PrĂ€fix ge- ist erhalten (vor Sonoranten als g-). Vor Frikativen wird das PrĂ€fix zu k- (ksegn, khĂ„p, khasen), vor Plosiven bleibt auch das e erhalten, vor r wird es zu kh- (khred, khrĂ„tn; vor anlautendem r stand frĂŒher allgemein h, was noch heute auf einige Mundarten zutrifft, z.B. hrous Ross).
Eine besondere VerĂ€nderung kann bei hĂ„m (haben) auftreten: Neben ghĂ„bt bildet es auch ghĂ„d (sĂŒdb. khĂ„p).
Die Vergangenheit wird schlieĂlich analytisch , also mit den flektierten Formen eines der beiden Hilfsverben hĂ„m oder sei gebildet, wobei der Anteil von Verben, die sei verlangen, gegenĂŒber dem Hoch- und vor allem Norddeutschen höher ist.
Partizip I
Das Partizip der Gleichzeitigkeit, auch Partizip I oder Partizip PrÀsens genannt, wird mit dem Suffix -ad gebildet, zum Beispiel:
- drenzad "weinend"
- drÄgad "tragend"
- (g)schiaglad "schielend; flunkernd"
- (g)spinnad "spinnend"
- stingad "stinkend"
- brennad "brennend"
- blearad "plÀrrend"
- bliarad "blĂŒhend"
Diese Partizipien werden als Adjektive oder adverbiell verwendet â in attributiver Stellung, als Teil eines NominalprĂ€dikats oder halbsententiell. Zur Bildung von Tempora, wie es im Englischen der Fall ist, werden sie in der Regel nicht eingesetzt (vgl. aber nĂ€chsten Abschnitt).
Aspekt
Wie in den meisten germanischen Sprachen und Dialekten ist die Kategorie Aspekt im Bairischen nicht explizit ausgeprĂ€gt. Es gibt jedoch Möglichkeiten, incohative Handlungen auszudrĂŒcken, indem das Partizip I in Verbindung mit dem Verb wern "werden" eingesetzt wird:
- as Haus is brennad worn "das Haus begann zu brennen"
- di BĂ m sĂ n bliarad worn "die BĂ€ume fingen an zu blĂŒhen"
In anderen ZusammenhĂ€ngen, vor allem bei Wettererscheinungen, wird IncohativitĂ€t mit kema zum + Infinitiv ausgedrĂŒckt:
- as kimt zum Wedan "es wird bald ein Gewitter geben"
- as kimt zum Schneim "es wird bald schneien"
Morphosyntax
Im Bairischen ist der Ăbergang von der Wortbeugung zum Satzbau ( Syntax ) oft flieĂend, weshalb viele Bereiche der Grammatik von der Morphosyntax am besten erfasst werden.
PrÀpositionen
PrĂ€positionen können im Bairischen, ebenso wie im Deutschen, mit dem bestimmten Artikel zu einem Wort verschmelzen (vgl. dt. bei dem = beim, an dem = am, unter den = untern usw.). Allerdings sind im Bairischen weit mehr PrĂ€positionen von diesem Vorgang betroffen als im Deutschen; eine Ăbersicht:
PrÀposition | Dat. Sg. m./n. (-m) | Akk. Sg. m. (-n) | Dat. Sg. f. (-da) | Akk. Sg. n. (-s) | Deutsch |
---|---|---|---|---|---|
Ă„n | Ă„m | Ă„nan | Ă„nda | Ă„ns | an |
af | afm | afn | afda | afs | auf |
fia, foa | fiam, foam | fian, foan | fiada, foada | fias, foas | vor |
hinta | hintam | hintan | hintada | hintas | hinter |
iwa | iwam | iwan | iwada | iwas | ĂŒber |
unta | untam | untan | untada | untas | unter |
nema | nemam | neman | nemada | nemas | neben |
bei | beim | --- | beida | --- | bei |
wenga | wengam | --- | wengada | --- | wegen |
zu | zum, zun | --- | zuda | --- | zu |
fia | --- | fian | --- | fias | fĂŒr |
genga | --- | gengan | --- | gengas | gegen |
um | --- | umman | --- | ums | um |
Da PrÀpositionen die Betonung auf das nachfolgende Satzelement lenken, können ihnen nur betonte, niemals unbetonte Personalpronomina folgen.
PrÀpositionsgebrauch
Im Bairischen werden fĂŒr Ortschaften nicht die PrĂ€positionen ânachâ und âinâ gebraucht, sondern stattdessen af und z' ; so fĂ€hrt man z.B. af Minga statt ânach MĂŒnchenâ und ist dann z'Minga, nicht âin MĂŒnchenâ. Ebenso ist man auch z' Wea (âin Wienâ), z'StrĂąwing (âin Straubingâ) oder 'z'GrĂąz (âin Grazâ), gleich wie schwierig die KonsonantenbĂŒndelung am Wortanfang auch wird. Daher auch der Scherz, dass alle bairischen Ortsnamen mit z- beginnen! Bei Feiertagen findet sich je nach Landschaft entweder ebenfalls z' : z'Ostan, z'Weihnachtn; oder auf: auf Ostern, auf Weihnachten; oder unter hochdeutschem Einfluss an; niemals wĂŒrde ein Baier diese Wörter jedoch (wie im nördlichen Hochdeutsch möglich) ohne PrĂ€position zur Zeitangabe verwenden.
Eine regionale Besonderheit ist die PrĂ€position Ă„ft, die in der Steiermark verwendet wird. Sie entspricht etymologisch dem englischen after und bedeutet, ebenso wie dieses, ânachâ (allerdings nur temporal); sie kann auch als temporales Adverb in der Bedeutung ânachher, danachâ gebraucht werden.
PrÀpositionslose Lokalkodierung
In sĂŒdbairischen Dialekten treten prĂ€positionslose Orts- und Richtungsangaben (Adverbialien) auf. Man geht dementsprechend nicht âin die Kircheâ oder âauf den Marktâ, sondern ma gĂȘd Kiacha / Moakt, also ohne Gebrauch irgendeiner PrĂ€position. Die Lokalbedeutung wird durch das Ausbleiben des Artikels markiert, der sonst bei jedem Substantiv obligatorisch ist. Weitere Beispiele: i wohn Knittelfeld, i wĂ„r Schul, er geht erste Klasse Schul (vgl. auch lat. Romae in Rom, Romam nach Rom).
Orts- und Richtungsadverbialien
Das Bairische hat ein komplexes System von Richtungsadverbialien, welche Bezug zur Sprecherperspektive nehmen; ebenso wie im Deutschen muss, je nach dem, ob die Bewegung vom Sprecher weg oder zum Sprecher hin vollzogen wird, die Affixe -hin- bzw. -her- an das Adverb angefĂŒgt werden (im Wienerischen wird das jedoch nicht unterschieden, z.B. auffi und auffa sind zu auffe zusammengefallen). Im Deutschen werden diese Affixe jedoch als PrĂ€fixe hin- bzw. her- gebraucht, also dem Adverb vorangestellt. Im Bairischen ist das Gegenteil der Fall: die Affixe werden als Suffixe eingesetzt, d.h. dem Adverb hinten angefĂŒgt. Dabei wird das Suffix -hin zu -i, regional -e abgeschwĂ€cht, das Suffix -her zu -a. Eine vergleichende Ăbersicht:
PrÀposition | vom Sprecher (-i) | Deutsch (hin-) | zum Sprecher (-a) | Deutsch (her-) |
---|---|---|---|---|
Ă„, Ă„b | Ă„wi | hinab, hinunter | Ă„wa | herab, herunter |
Ă„, Ă„n | Ă„ni | *hinan | Ă„na | heran |
auf / af | auffi /affi | hinauf | auffa / affa | herauf |
aus | aussi | hinaus | aussa | heraus |
dÄ- | dÄni | hintan (zur Seite | dÄna | (von der Seite weg) |
durch | duachi | hindurch | duacha [selten] | *herdurch |
fia | fiari | (nach vorne) | fiara | hervor |
hinta | hintari | (nach hinten) | hintara | (nach hinten) |
zua | zuari / zuwi | hinzu | zuara / zuwa | (herbei) |
um | umi | hinĂŒber | uma | herĂŒber |
Historischer Exkurs: Zur Klitisierung im Bairischen
Im Bairischen hat ein Prozess stattgefunden, der in der Sprachwissenschaft Klitisierung heiĂt. Damit ist in diesem Fall die AnfĂŒgung des Personalpronomens an das konjugierte Verb gemeint. Diese AnfĂŒgung ergibt sich durch die inverse Satzstellung. Im Bairischen rĂŒckt nĂ€mlich wie im Hochdeutschen, zum Beispiel im Fragesatz, das Subjekt hinter das PrĂ€dikat:
normaler Satzbau | inverser Satzbau |
---|---|
wir tun | tun wir? |
mia dean | dean mia? |
Dabei wird das Personalpronomen im Regelfall abgeschwÀcht, da es nicht betont ist. Von hier ist es nur ein kleiner Schritt zur Kontraktion von Verbendung -n und Anlaut des Personalpronomens m-:
betontes Subjekt | unbetonte Subjekt |
---|---|
dean mia? | dean ma? > deama? |
Das ist der Grund, weshalb das Pronomen der 1. Person Plural im Bairischen auf m- anlautet: die mittelhochdeutsche Verbendung -n und der Anlaut des Personalpronomens wir sind zum m verschmolzen (ebenso im SchwĂ€bischen). Dieses m wurde anschlieĂend von den Sprechern nicht lĂ€nger als Verbendung, sondern als Anlaut des Personalpronomens analysiert, daher heiĂt der Wahlspruch der Niederbayern: âmia hĂ mma mia!â und nicht âwir sind wir!â. Allerdings ist das auf m- anlautende Personalpronomen fĂŒr die 1. Plural fast allen hochdeutschen Dialekten gemein und insofern keine bairische Besonderheit; es tritt auch im Alemannischen, im FrĂ€nkischen , im PfĂ€lzischen und im ThĂŒringischen auf.
In der 2. Person Plural hat ein Àhnlicher Prozess, jedoch mit anderem Resultat, stattgefunden. Da das Bairische, anders als das Hochdeutsche, das ehemalige Dualpronomen eà an Stelle von ihr gebraucht, und eà auf einen Vokal anlautet, konnte dieser Vokal im inversen Satzbau verschluckt werden:
normaler Satzbau | inverser Satzbau |
---|---|
*eĂ deat | deat eĂ? > deats? |
Diese AnfĂŒgung wurde im Laufe der Zeit nicht mehr als klitisiertes Pronomen wahrgenommen, was soweit fĂŒhrte, dass die Endung -s fĂŒr alle Verben im Bairischen obligatorisch geworden ist. Deshalb wird hĂ€ufig das Personalpronomen erneut angefĂŒgt, wenn heute im Bairischen ein Fragesatz formuliert wird; historisch gesehen ist dies eine Tautologie , also eine Doppelnennung des Subjekts, wird aber nicht mehr als solche bewusst wahrgenommen:
1. Person Plural | 2. Person Plural |
---|---|
deama mia? | deats eĂ? |
Die kursiv gedruckten Endungen sind also grammatisiert worden. Diese Grammatisierung ist jedoch bei der 1. Person Plural nicht abgeschlossen. Darauf weist zum einen hin, daĂ kein Subjekt verwendet werden muĂ, wenn eine klitisierte Verbform verwendet wurde: An Stelle der o. g. deama mia, deats eĂ gibt es auch noch deama, deats ohne weiteres Subjekt. Man kann also statt âkĂ nnts eĂ uns leicht höiffaâ (âkönnt ihr uns vielleicht helfenâ) auch noch, jedoch seltener, âkĂ nnts uns leicht höiffaâ sagen. Zum anderen gibt es auch ein weiteres bairisches PhĂ€nomen, die sogenannten konjugierten Nebensatzeinleiter . Dabei werden die Verbalendungen -st, -ma und -s/-ts, also die Verbendungen der 2. Person Singular, der 1. Person Plural und der 2. Person Plural, an den Nebensatzeinleiter (meist eine Konjunktion oder ein Relativpronomen ) angefĂŒgt, wenn das Subjekt mit der entsprechenden Person ĂŒbereinstimmt. Beispiele:
Mittelbairisch | Deutsch | |
---|---|---|
2. Person Singular: | I frag di, obst du heid nu epps duast. | Ich frage dich, ob du heute noch was unternimmst. |
2. Person Singular: | I frag enk, obs/obts eĂ heid Ăą nu epps deats. | Ich frage euch, ob ihr heute auch noch was unternehmt. |
1. Person Plural: | Mia wissma ned, obma mia heid nu epps dean. | Wir wissen nicht, ob wir heute noch was unternehmen. |
(noch) nicht möglich: | *... obma mia heid nu epps deama. |
WĂ€hrend also die Endungen der 2. Person Singular wie auch Plural festgefĂŒgt sind im Konjugations paradigma , darf im Falle eines Nebensatzes bei der 1. Person Plural nur die nicht-klitisierte Form (in diesem Falle dean) verwendet werden; in allen anderen FĂ€llen ist die klitisierte Form deama optional verwendbar. Im Hauptsatz sind sowohl die klitisierte Form wissma als auch das unklitisierte, Ă€ltere wissn möglich.
Das SĂŒdbairische scheint bei diesem Prozess die Vorreiterrolle zu spielen, denn hier ist auch die Klitisierung der 1. Person Plural im Nebensatz möglich oder sogar obligatorisch. Dass die Klitisierung auch ihren Anfang im SĂŒdbairischen hatte, ist schwer nachzuweisen; allerdings gibt es dieses PhĂ€nomen zumindest bei der 2. Person Singular auch in ander deutschen Dialekten, z. B. im Ruhrplatt .
Syntax
Wortstellung
In folgenden Konstruktionen unterscheidet sich die Wortstellung von der in der Standardsprache:
- das direkte Objekt folgt auf das indirekte, zum Beispiel sag mirs;
- nachgestellte Adjektive (bei Betonung, zum Beispiel Hund, vĂ reckdĂ !; da MĂ„nn, da Ă„lte);
- Initialstellung der Verben (Emphase oder Antwort, zum Beispiel kumm i glei als Antwort auf wann kummst z'uns);
- Perfekt der Modalverben (nur im Basilekt, zum Beispiel er hÄt miassn aufstehn).
Regional können auch andere Abweichungen vorkommen.
In NebensÀtzen mit Modalverben kommen oft nichtprojektive Dependenzen vor, wodurch die meisten bairischen Mundarten nicht mit einer kontextfreien Grammatik beschrieben werden können.
Verbrektion
Manche Verben des Bairischen erfordern eine andere Rektion als im Hochdeutschen, z.B. diaschtn (âdĂŒrstenâ), drĂ mma (âtrĂ€umenâ) und rein (âbereuenâ). Sie werden mit dem logischen Subjekt im Dativ oder Akkusativ benutzt (sog. Quirky Case ); ein formales Subjekt ist oft nicht vorhanden:
mi diascht | ich habe Durst |
di drà mt schlecht | du trÀumst schlecht |
des reid eam | das bereut er |
PrÀdikative Attribute
Im Bairischen werden, anders als im Hochdeutschen, Adjektive in attributiver Stellung markiert; dazu dient das invariable Suffix -a bzw. -e; es handelt sich dabei um erstarrte Nom.Sg.-Formen (maskulin bzw. feminin). Solcherlei Attribute können auf Subjekt wie auch Objekt bezogen sein. Beispiele:
Des schmeggt koida bessa. â Das schmeckt kalt besser.
Fast hĂšttn's'n lewada eigrĂ„m. â Fast hĂ€tten sie ihn lebendig eingegraben.
Dabei kann â je nach Kontext â dieses Attribut mit einem vorangestellten oisa verdeutlicht werden.
Oisa dreggada kimmstma ned ins Haus! â Dreckig kommst du mir nicht ins Haus!
Ersatzformen
Im Dialekt werden gewisse Infinitivkonstruktionen (Subjekts- und ObjektssÀtze, AcI) vermieden und durch NebensÀtze mit einem finiten Verb ersetzt, zum Beispiel:
- schwar is, dÄss ma heit a à rbeit fint (es ist schwer, heute Arbeit zu finden)
- bin nit gegwehnt, dĂ„ss i friah aufsteh (ich bin es nicht gewöhnt, frĂŒh aufzustehen)
- i siech, dÄss er kummb (ich sehe ihn kommen)
Ăhnlich werden auch attributive Partizipialphrasen vermieden, zum Beispiel:
- de Kinder, de wÄs lafm (die laufenden Kinder)
EingeschrÀnkt werden Partizipien adverbiell verwendet, zum Beispiel:
- sitzndà bin i eingschlÄfm
Verneinung
Ein Bereich, in dem das Bairische sehr kreativ ist, ist die Verneinung, da es die sogenannte doppelte Verneinung gibt, welche mitnichten eine Litotes darstellt.
Beispiel: In da StĂ„d huift koana neamdm nĂȘda; dĂ„Ă a-r-eam amoi a biĂl wĂ„s zâeĂn gĂąbat, wenn dear amoi koa Göid nĂȘd hĂ„t, Ă„ba nĂą: DĂ„ gibtâs koane freindlichn Menschn nimma, dĂ„ gibt nia koana nix. (In der Stadt hilft keiner; er könnte ihm doch einmal ein wenig zu essen geben, wenn derjenige einmal kein Geld hat, aber nein: Da gibt es keine freundlichen Menschen mehr, da gibt nie jemand etwas. wörtlich: In der Stadt hilft keiner niemandem nicht; daĂ er ihm einmal ein biĂchen was zu essen gĂ€be, wenn der einmal kein Geld nicht hat, aber nein: Da gibt es keine freundlichen Menschen nicht mehr, da gibt nie keiner nichts.)
Dieser Satz, obwohl zugegebenermaĂen konstruiert, könnte also durchaus so ausgesprochen werden. Jedoch kann man genauso gut auch folgenden bairischen Satz aussprechen: In da StĂ„d huift koana; dĂ„Ă a-r-eppam amoi a biĂl wĂ„s z'eĂn gĂąbat, wenn dear amoi koa Göid hĂ„t, Ă„ba nĂą: Freindliche Menschen gibtâs dĂ„ nimmer, dĂ„ gibt nia oana wĂ„s. (gleichbedeutend).
Festzuhalten bleibt bloĂ: Ein Baier kann einen Satz einmal oder mehrmals verneinen, der Sinn bleibt im allgemeinen der gleiche (Ausnahmen weiter unten).
Folgende Wörter werden zur Verneinung verwendet:
bairisch | hochdeutsch | Verwendung |
ned, neda | nicht | allgemeines Verneinungswort |
nia | nie(mals) | verneint Zeitangaben |
nimma, neama | nicht mehr/nimmer | drĂŒckt VerĂ€nderung aus |
nix, nixe | nichts | verneint Sachen |
niangdwo, niagadwo | nirgendwo | verneint Ortsangaben |
niagads | nirgends | verneint Ortsangaben |
koa [flektiert] | kein etc. | verneint Substantive |
koana (nur im Nom.!) | keiner | verneint Personen |
neamad(s), neamde | niemand | verneint Personen |
(Dat. neamdm*, Akk. neamdn*) |
* neamdm und neamdn sind von der Aussprache her nicht zu unterscheiden ([nΔam'm]).
Ausfall von 'es' in unpersönlichen SÀtzen
Das formale Subjekt es wird oft elidiert, z.B. er is da gröĂte Docker, wo gib(t). Vor allem im gemischtsprachigen KĂ€rntner Unterland gibt es unter slowenischem Einfluss das formale Subjekt gar nicht, z.B. Regnet (Es regnet).
Lexik
Ein Ăberblick ĂŒber die wichtigsten Wortfelder und Möglichkeiten der Wortbildung:
GruĂformeln
Das wichtigste Kapitel beim Erlernen einer fremden Sprache sind natĂŒrlich GruĂ- und Anredeformen. Ein Ăberblick ĂŒber die wichtigsten:
Bairisch | (Verwendung) | Deutsche Entsprechung | wörtlicher Ăbertrag |
---|---|---|---|
servus! | (familiĂ€r; BegrĂŒĂung / Verabschiedung) | hallo! / tschĂŒs! | "servus!" (auch im Dt. ĂŒblich) |
(hawe-)dere! | (familiĂ€r; nur zur BegrĂŒĂung) | hallo! | "(Ich) habe die Ehre!" |
griaĂ di (God)! | (familiĂ€r; BegrĂŒĂung) | grĂŒĂ dich! | "(Es) grĂŒĂe dich (Gott)!" |
griaĂ enk/eich (God)! | (familiĂ€r; BegrĂŒĂung) | grĂŒĂ euch! | "(Es grĂŒĂe euch (Gott)!" |
griaĂ Eana (God)! | (formal; BegrĂŒĂung) | guten Tag! | "(Es) grĂŒĂe Sie (Gott)!" |
griaĂ God! | (formal; BegrĂŒĂung) | guten Tag! | "(Es) grĂŒĂe (Sie) Gott!" |
pfiaddi (God)! | (familiĂ€r; Verabschiedung) | tschĂŒs! (zu 1 Person) | "(Es) behĂŒte dich (Gott)!" |
pfiat enk/eich (God)! | (familiĂ€r; Verabschiedung) | tschĂŒs! (zu mehr als 1 Person) | "(Es) behĂŒte euch (Gott)!" |
pfiat Eana (God)! | (formal; Verabschiedung) | auf Wiedersehen! | "(Es) behĂŒte Sie (Gott)!" |
pfia God! | (formal; Verbabschiedung) | auf Wiedersehen! | "(Es) behĂŒte (Sie) Gott!" |
af Widaschaung! | (formal; Verabschiedung) | auf Wiedersehen! | "Auf Wiederschaun!" |
bĂ -bĂ ! - mit Betonung auf der 2. Silbe | (herzlich-familiĂ€r; Verabschiedung) | tschĂŒs! (zu 1 oder mehreren Personen) | vgl. engl. bye-bye! |
gua Moang! | formal; FrĂŒhstĂŒcksgruĂ) | guten Morgen! | dto. |
Moang! / Moing! | (familiĂ€r; FrĂŒhstĂŒcksgruĂ) | (guten) Morgen! | dto. |
guan Ă md! | (formal; AbendgruĂ) | guten Abend! | dto. |
guade NĂ„cht/guadâ Nacht! | (familiĂ€r und formal; Verabschiedung zur Nacht) | gute Nacht ( zu 1 Person) | dto. |
guad enk/eich NÄcht! | (familiÀr; Verabschiedung zur Nacht) | gute Nacht! (zu mehr als 1 Person) | "gut euch Nacht!" |
an Guadn! | (familiĂ€r und formal; MahlzeitgruĂ) | guten Appetit! | "einen Guten (Appetit)!" |
Moizeid! | (familiĂ€r und formal, BegrĂŒĂung, kein MahlzeitgruĂ) | guten Mittag! | "Mahlzeit!" |
Entgegen vielen Vorurteilen ĂŒber die bairische Frömmigkeit zeigt der reiche Fundus an GruĂformeln, dass es in Baiern durchaus möglich ist, dass Wort God âGottâ im Umgang mit anderen Zeitgenossen zu vermeiden, wenn es dem eigenen Glauben zuwiderlĂ€uft.
Spezifisches Vokabular
Um den regionalen Unterschieden gerecht zu werden, werden manche Wörter gesondert gekennzeichnet:
A Ăsterreichischer Wortschatz (vor allem Donau-Ăsterreich)
B Altbairischer Wortschatz (Ober- und Niederbaiern, evtl. Oberpfalz)
H BurgenlÀndischer Wortschatz (Heanzisch)
K KĂ€rntner Wortschatz
S Steirischer Wortschatz
T Tiroler Wortschatz
W Wiener Wortschatz
Substantive
Viele Berufsbezeichnungen teilt das Bairische mit anderen sĂŒddeutschen Dialekten, z.B. Metzger âFleischerâ, Schreiner âTischlerâ, SpĂ ngler âKlempnerâ â einige davon gehen stark zurĂŒck, so wird z. B. der bairische Beck oft durch das norddt. âBĂ€ckerâ ersetzt; andere Berufsbezeichnungen wie der Zeidler, hochdeutsch âImkerâ, und der Hafner, hochdeutsch âTöpferâ, verschwinden mit dem Handwerk selbst immer mehr. Speziell österreichische AusdrĂŒcke wie SĂ ndler fĂŒr âObdachloserâ oder Striezi fĂŒr âZuhĂ€lterâ halten sich besser.
Die bairische Umgangssprache zeichnet sich oft durch eine Vielfalt an Begriffen fĂŒr ein- und dasselbe Bezeichnete im Hochdeutschen aus; dabei wird dieser Reichtum von Nicht-Baiern oft als derb wahrgenommen, und nicht so sehr als poetisch â der âMundâ kann beispielsweise als Mund (neutral), Mei (umgs., aber nicht negativ), Goschn (frech) oder Goschal (liebevoll), BĂ bbn (ebenso frech), LĂȘtschn (abwertend) oder Fotzn (beleidigend) bezeichnet werden.
Spezieller Kleidungswortschatz betrifft die Joppn (âJackeâ) und das Pfoidl oder Pfoadl (âHemdâ, aber auch Hemad) u. v. m.; âKleidungâ generell wird als Gwand bezeichnet, was Deutschsprechern sehr mittelalterlich vorkommt. Das Wort Dirndl bezeichnet nicht nur das entsprechende KleidungsstĂŒck, sondern ist auch zur Bezeichnung fĂŒr âMĂ€dchenâ in Altbaiern ĂŒblich, wĂ€hrend in Ăsterreich hier das Wort MĂądl ĂŒberwiegt. Jungen heiĂen allgemein Buam (Sg. Bua), in Ăsterreich auch Burschn, in KĂ€rnten und der Steiermark auch Ledda (Sg. Lodda).
Auch im Bereich der Fauna gibt es speziell bairische Wörter, z.B. Giggal (m) fĂŒr âHahnâ, Bibbal (n) fĂŒr âKĂŒkenâ, HeiĂ(al) oder HeinĂ(al) fĂŒr âjunges Pferd, Fohlenâ, GoaĂ fĂŒr âZiegeâ, Hebbal fĂŒr âjunge Ziegeâ, FĂ„r(n) fĂŒr âJungstier, Stierkalbâ, Böichn (f, ahd. belihha) fĂŒr âBlĂ€sshuhnâ, Beifogl (m) fĂŒr âBieneâ, OachkĂ tzl fĂŒr âEichhörnchenâ, Brotz (m; lat. Lehnwort) fĂŒr âKröteâ, HĂ„tz fĂŒr "EichelhĂ€her" usw.
Zum speziellen Vokabular im Bereich Lebensmittel siehe Bairisch-Ăsterreichischer KĂŒchenwortschatz .
Verben
Bairisch | Deutsch | Bairisch | Deutsch |
---|---|---|---|
si Äwiduan | sich grÀmen | kean | fegen |
Ă„dln | jauchen (dĂŒngen mit Jauche) | kewin, kebbln | schimpfen, keifen |
leitn (stV: glittn) | schellen, lÀuten | ||
loana | lehnen | ||
Ă„daun | anstoĂen | loatn | lenken, steuern |
Ă„glĂ„nga | anfassen, berĂŒhren | losn | horchen, zuhören |
Äzipfna | nerven, belÀstigen | luang | schauen, spÀhen |
bÄbba | kleben | meamin | meckern, murren |
si bùzn | sich aalen | mosan | nörgeln, meckern |
bùn | rösten [Brot] | mugazn W | leise/heimlich schimpfen |
bĂ„tzn | kleckern | papriziern A | mit Parpika wĂŒrzen |
baun | pflĂŒgen | pfigazn W | pfeifen |
beaschn | raufen | pfugazn W | kichern |
benzn | flehen; schelten | pressiern | eilen |
biesln | pinkeln | rùtschn | schwÀtzen, plaudern |
bigga | kleben | raunzn | nörgeln, jammern |
blĂ„nga + Akk + af | gelĂŒsten + Akk + nach | rean | weinen, heulen |
recha | harken | ||
böiffan | ausschelten | roasn | reisen |
brogga | pflĂŒcken | sĂ ndln | herumlungern, nichts tun |
brunzn | pissen | sĂąbln, sĂąwin | rennen |
dabÄgga | aushalten, verkraften | schÄffa + Dat | anordnen, befehlen |
schaun(g) | kucken | ||
daduan | umbringen | scheim | schieben, stoĂen, kegeln |
daung | gefallen, wohltun | schepfn A | arbeiten |
dĂ chin | klauen | schiagln, schiang | schielen; petzen, flunkern |
deftn | niedermachen, demĂŒtigen | pariern | gehorchen |
dinkn + Akk | scheinen + Dat | schliaffa (stV: gschloffa) | wetzen, schleichen |
drĂąn | drehen | schloaffa | schleppen |
drà tzn | Àrgern, belÀstigen | schmà tzn | reden, plaudern |
dreim (stV: driem) | tun, machen | schmutzn | lÀcheln |
drenzn | weinen | schnaufa | atmen |
driggin | trocknen | schnà xln B | vögeln |
si dummin | sich beeilen | schneim (stV: gschniem) | schneien |
si eiweimberln | sich einschmeicheln | schnoatn | schnippeln, kleinschneiden |
eiwoagga | einweichen | schoasn | furzen |
faschiern A | durch den Fleischwolf drehen | schupfa | sanft werfen, schubsen |
feanzn | verspotten, verhöhnen | sekkiern A | nerven, belÀstigen |
fein | faulen, verrotten | sempan | nörgeln, klagen |
fexn | ernten | siedn (stV: gsottn) | brĂŒhen, kochen [Kaffee] |
fechtln | betteln | soacha | pissen |
(si) fein | fehlen, falschlaufen | söicha | rÀuchern |
fiesln | abnagen | spÄna | begreifen |
flùdan A | klauen | speachn S | spÀhen |
si frettn | sich abmĂŒhen | speanzln | liebĂ€ugeln, flirten |
friasn, froisn | frieren | speim (stV: gspiem) | kotzen |
fuxn | klauen; nicht glattgehen | sprĂągln | spalten |
gein | loben, prahlen | stĂšssn (swV: gstĂšsst) | stoĂen |
si gfrein | sich freuen | stigga | reizen, interessieren |
gleschn | Ohrfeige verpassen | strĂąn | streuen |
gletzln | schaben, kratzen | strawĂ nzn | vagabundieren |
gliam, gloim (stV: glom) | spalten, hacken [Holz] | stroaffa (stV: gstroffa) | streifen |
gneiĂn | bemerken; begreifen | sudan A | meckern, jammern |
gnotzn | lungern, lĂŒmmeln; tief schlafen | tachiniern A | faulenzen; blaumachen, schwĂ€nzn |
grain | kratzen | tschentschn | meckern, nörgeln |
grĂ„sn | jĂ€ten | ĂșrĂ„ssn | verschwenden, âgeuden |
grà ttln | umstÀndlich herumtun | wùchin, wà chln | flattern; fÀcheln |
grĂąwin | schimmeln | wĂątschn | ohrfeigen |
grĂ xln | klettern | weizn | spuken |
griang | bekommen | woing | walzen |
gugazn W | husten, hĂŒsteln | wualn | wimmeln |
hĂ ckln A | arbeiten | zĂąn | zehren; zerren |
hĂ tschn | hinken; trotten | zĂ xln | ziehen, zerren |
hudln | hasten, hetzen | zumpan | drÀngeln |
hupfa | springen | zuzln | saugen |
hunzn | Àrgern, nerven | zwigga | kneifen; Fahrschein entwerten |
Adjektive
Das produktivste Suffix zur Bildung von Adjektiven ist -ad; es geht entweder auf das Suffix -ert zurĂŒck, oder auf das Suffix -end, welches eigentlich zur Bildung des Partizip PrĂ€sens verwendet wird (siehe dort; beide Suffixe sind im Bairischen lautlich zusammengefallen). Stammendungen in Klammern (meist -g oder -ch) werden nur gesprochen, wenn das Adjektiv flektiert wird und dadurch eine vokalische Endung erhĂ€lt.
Bairisch | Deutsch | Bairisch | Deutsch |
---|---|---|---|
Ägfressn | beleidigt | gschlÄmpad | unordentlich |
Ă„per | schneefrei | gschleggad | schleimig [bei Personen] |
ausgschà mmt | unverschÀmt | gschmeidi(g) A | toll |
ausgstocha | wĂ€hlerisch | gschmoaĂn | schlank |
bÄbbad | klebrig | gschnÄbbad | frech, schnippisch |
bÄcha A | kitschig; schwul | gschodad | unfrisiert, zerzaust |
bÄmpad | unwirsch, schroff | gsöicht | gerÀuchert |
bÄtschad | tolpatschig | gspà ssi(g) | lustig |
biggad | klebrig | gstingad | stinkend |
blÄddad | glatzköpfig | gstumpad | stumpf, stummlig |
blùd | aufgedunsen; dick | gumpad | unruhig, nervös |
bloĂhĂ xad | barfĂŒĂig | gwĂ„mpad | bauchig, beleibt |
bumbalgsund | kerngesund | hai, hĂąl | glatt [bei Eis] |
dà mmisch | verwirrt, benommen | haudi(g) | erschöpft |
dĂ ntschi(g) | niedlich, liebreizend | hĂ nti(g) | bitter [bei Kaffee] |
dearisch A | taub, schwerhörig | hùtschad | schwerfÀllig |
dÚbbad | dÀmlich | hieni(g) | kaputt; tot [ugs] |
doarad B | taub, schwerhörig | hintafotzi(g) | hinterhÀltig |
doiggad | tÀppisch | hoagli(ch) | wÀhlerisch |
hoibschĂądi(g) | halbherzig | ||
drĂąmhĂ bbad | verschlafen | kommĂłdt | bequem |
dreggad | schmutzig | leiwand W | herrlich, groĂartig |
drenzad | weinerlich | len | weich |
drutschad | einfĂ€ltig, naiv | lĂȘtschad | lasch, schlaff |
dusi(g) | diesig, neblig | liab | sympathisch, nett |
entrisch | fremd, seltsam | lind | ungesalzen |
fabĂ ndlt | liiert | mĂ„(b) | mĂŒrbe |
fakuid, faköid | erkĂ€ltet | nĂ rrisch | verrĂŒckt |
fĂąd | langweilig | nei(g), nei(ch) | neu |
fesch | hĂŒbsch | neidi(g) | neidisch |
gùch | jÀh | pfà nzi(g) B | anmutig |
gĂ msi(g) | lĂŒstern | pfundi(g) B | toll |
gĂ mpri(g) | lĂŒstern | rĂ ss | scharf; unfreundlich |
gfleggad | fleckig | resch | knusprig; sauer [bei Wein] |
ghoazt / ghà zt A | schwul | roglad | zappelig, nervös |
glumpad | unbrauchbar, nutzlos | ruachad | raffgierig |
gnùtschi(g) | niedergeschlagen | sÄmft | sacht |
goschad | vorlaut | schiach | hÀsslich |
graubbad | unansehnlich | schleiĂi(g) | schĂ€big; nachlĂ€ssig |
grĂ nti(g) | ĂŒbellaunig; wĂŒtend | sekkant A | nervig |
greisli(ch) | scheuĂlich | siari(g) | geizig |
griabi(g) B | angenehm | soich | unrein, trĂŒbe |
grindi(g) | eklig, ekelhaft | stĂąd | leise, still |
groĂkopfad | arrogant | (g)wĂ„gglad | wackelig |
groĂgoschad | groĂmĂ€ulig | wĂšpsad | unruhig, zappelig, hyperaktiv |
gschĂ mmi(g) | schĂŒchtern, verschĂ€mt | wualad | aufgeregt |
gschead | fies | zùch | zÀh, schwierig |
gscheggad | scheckig | ziagad | zĂ€hflĂŒssig |
gscheid | klug | zimpfti(g) | gemĂŒtlich |
gschiaglad | schielend; verlogen | zwieda | unsympathisch |
Adverbien
Bairisch | Deutsch | Bairisch | Deutsch |
---|---|---|---|
af d'NĂ„cht | abends | in da Frua | morgens |
agrĂ t B | ausgerechnet | iwahĂ ps | ĂŒberhaupt |
bei da NĂ„cht | nachts | lei T K | nur |
oreidig | hÀsslich | ||
bloĂ | nur | leicht | etwa [Frageadverb] |
dÄ | hier | oim T | immer |
e, ĂȘ | ohnehin; sicher | oiwei | immer |
fert | letztes Jahr | pfeigrÄd | unmittelbar, genau |
fei | nÀmlich | pfent | rasch |
gùch | plötzlich, unerwartet | pomùli W | langsam |
grÄd | nur; soeben | sauwa | ziemlich |
gscheid | tĂŒchtig, ziemlich | sĂ ggrisch | verdammt |
gschwind | rasch | söitn | selten; bemerkenswert |
haia | dieses Jahr | ĂșmbĂ ndi(g) | auĂerordentlich |
hoid | eben, wohl | zmoast | meistens |
iatz(ad) | jetzt |
Wochentage
Als Vorgeschmack auf eine ausfĂŒhrlichere Liste folgt hier eine Liste der bairischen Wochentagsnamen, die teilweise vom gotischen Sprachgut beeinflusst sind und deshalb vom Hochdeutschen nicht nur in ihrer Lautgestalt abweichen. Sie sind jedoch stark auf dem RĂŒckzug und werden heute nur noch in lĂ€ndlichen Gebieten benutzt; vielen Baiern sind sie bereits vollkommen unbekannt:
Deutsch | Bairisch | ErklÀrung |
---|---|---|
Montag | MĂ„nda/MondĂ„g | gleicher Wortstamm (âTag des Mondesâ), mit bair. a fĂŒr o und Schwund des Auslauts -g |
Dienstag | Iada/ErgedĂ„g | von Ertag, das eine Kurzform von Ergetag ist, also âTag des Aresâ; vgl. dazu Donnerstag |
Mittwoch | Migga/MitchtÄg | kontrahierte Form des hochdeutschen Wortes (mit der vereinzelten Lautentwicklung tw > gg) |
Donnerstag | Pfinzda/PfinsdĂ„g | von Pfinztag, eine Ableitung von griech. pentĂ© âfĂŒnfâ, also der 5. Tag der Woche (vom Sonntag ausgehend, vgl. das Wort Pfingsten) |
Freitag | Freida/FreidÄg | gleicher Wortstamm, von der germanischen Göttin Freyja abgeleitet |
Samstag | SÄmsta/SÄmstÄg | gleicher Wortstamm, aus dem HebrÀischen (vgl. das Wort Sabbat ) |
Sonntag | Sunda/SundĂ„g | gleicher Wortstamm (âTag der Sonneâ), mit bair. u fĂŒr o und Auslautschwund |
Wortbildung
Verbale PrÀfixe
Es gibt zwei verbale PrÀfixe, die zwar im Hochdeutschen ein Pendant haben, die im Bairischen aber viel produktiver sind.
da-
da- (< 'der-) entspricht dem hochdeutschen er-, kommt aber auch mit Verben vor, die ein der Hochsprache dieses PrĂ€fix nicht haben können. Es bedeutet oft die knappe BewĂ€ltigung einer Handlung und wird auch fĂŒr verschiedene Tötungsarten gebraucht; daher sind Verben mit diesem PrĂ€fix stets perfektiv (siehe auch Verbalaspekt ).
Beispiele:
- dabÄgga (< der+packen) "schaffen; aushalten, verkraften"
- si dabÄrma (< der+barmen) "sich erbarmen" (gebrÀuchlicher als im Hdt.)
- daduan (< der+tun) "umbringen" (scherzhaft)
- daseng (< der+sehen) "(gerade noch) sehen können"
- (si) darenna (< der+rennen) "rennend (gerade noch) erreichen"; [refl.] "sich totfahren"
- si dasĂ ffa (< der+saufen) "sich totrinken"
- daziang (< der+ziehen) "(gerade noch) ziehen können"
zsÄmm-
zsÄmm [com-] entspricht dem hochdeutschen zusammen-, es wird jedoch hÀufiger verwendet als dieses.
Beispiele:
- zsĂ„mmbringa âschaffenâ
- zsĂ„mmkema âfertigwerdenâ
- zsĂ„mmfĂ„rn âniederfĂŒhren; zu Schrott fahrenâ
- zsĂ„mmdrĂąn âanstellenâ
- zsĂ„mmhaun âzerschlagenâ
- zsĂ„mmklaum âaufklaubenâ
Kollektivsubstantive
Kollektivsubstantive werden mitunter mit dem Suffix -Ă ch gebildet, welches sich allerdings auf das SĂŒdbairische und das Mittelbairische an der Grenze zu Schwaben beschrĂ€nkt. Beispiele:
- AngeziagĂ ch Gewand, KleidungsstĂŒcke
- Erlch ErlengebĂŒsch
- GschwistrĂ ch Geschwister
- KindrĂ ch Kinder, Kinderschar
- KreitlĂ ch Kraut
- StandrĂ ch Gestein
- StaudĂ ch Stauden, GebĂŒsch
Der Diminutiv
Das Bairische besitzt zwei Diminutivsuffixe: -l und -al (<-erl). Ersteres ist stark lexikalisiert, d.h. es wird oft nicht mehr als Diminutiv verstanden. Das Bairische weist also, Àhnlich wie das NiederlÀndische und Alemannische , eine Reihe lexikalisierter Diminutive auf; Beispiele:
- fĂŒr "Pferd" verwendet man im Bairischen entweder RoĂ oder Pfeadl, beide sind jedoch gleichwertig (d.h. Pfeadl gilt nicht mehr als Diminutiv). Um ein kleines Pferd zu bezeichnen, gebraucht man das Suffix -al: a Pfeaddal. Der Diminutiv Ressl zu RoĂ wird eher fĂŒr die Figur des Springers im Schachspiel verwendet (vgl. dt. Rössel).
- als Diminutiv zu "Haus" kann man im Bairischen nicht Haisl bilden, denn das bezeichnet den Abort (frĂŒher auĂer-, heute auch innerhalb des Hauses); Haisal ist dagegen unzweideutig ein kleines Haus
Allerdings kann auch das Suffix -al seine Diminutivfunktion einbĂŒĂen:
- a SĂ chal ist keine kleine Sache, sondern ein kleines Anwesen
- a Blà tzal ist wie im Hochdeutschen ein PlÀtzchen, kein kleiner Platz
- a Griagal ist kein kleiner Krug, sondern eine MaĂeinheit (0,5 l)
- a Drimmal mag zwar ein kleines Trumm sein, es handelt sich im Hochdeutschen jedoch prÀziser um einen Hundehaufen
Bei der Diminutivbildung muss mit Umlauten gerechnet werden; dabei ist der Umlaut Ă„ > Ă obligatorisch (und weiterhin produktiv); andere Umlaute treten nicht immer ein â Beispiele:
- a Gloggn â a Gleggal (âeine Glocke, ein Glöckleinâ), aber: a Goschn â a Goschal (âein Mundâ (vulgĂ€r) â âein MĂŒndchenâ (Kosewort))
- a Kuacha â a Kiachal (âein Kuchen, ein KĂŒchleinâ), aber: a Guaggn â a Guaggal (âeine Gurke, ein GĂŒrkchenâ)
- a Drumm â a Drimmal (âein Trumm, ein TrĂŒmmleinâ), aber sein Verursacher: a Hund â a Hunddal (âein Hund, ein HĂŒndchenâ)
Endet der Wortstamm auf -n oder auf Nasalvokal, wird ein epenthetisches -d- vor das Diminutivsuffix eingeschoben; dabei wird nasaliertes -n restituiert:
- a PfĂ„nn â a PfĂ ndl (âeine Pfanne â ein PfĂ€nnchenâ)
- a Stoa â a Stoandal (âein Stein â ein Steinchenâ)
- a Henn â a Hendl (âeine Henneâ (zoologisch) â âein HĂŒhnchenâ (kulinarisch))
- a MĂ„ â a MĂ ndal (dabei bezeichnet der Diminutiv keinen kleinen Mann, sondern das MĂ€nnchen im biologischen Sinne, wie im Deutschen)
Zwei Diminutive zeigen Umlaut e > Ă ; sie sind jedoch lexikalisiert, der Umlaut darf daher als unproduktiv gelten:
- a Hefn â a HĂąfal (âein Topf â eine (groĂe) Tasseâ)
- a Mensch â a MĂ nschgal (âein Mensch â eine Spielfigurâ)
Viele Diminutive ohne Grundwort beziehen sich oft auf Menschen, die in irgendeiner Weise bemitleidet werden; sie sind jedoch keine Schimpfwörter, sondern eher Mitleidsbezeugungen:
- a Zeisal (âein armer Menschâ)
- a WĂąsal (âein armer Menschâ; Grundwort evtl. Wesen oder Waise?)
- a BĂ„tschal, a Drutschal (âein unbeholfener, ungeschickter Menschâ)
- weiters: a Bibbal (âein KĂŒkenâ; ebenfalls ohne Grundwort)
Bairische Umschrift
Da das Bairische auch oft verschriftlicht wird (von Mundartdichtern, Musikern), hat sich eine Art Standard fĂŒr die bairische Umschrift etabliert.
Diese Umschrift wurde auch im diesem Artikel verwendet. In vielen FÀllen sieht sie dem Hochdeutschen Àhnlich, wo das Wort aber anders ausgesprochen wird. Hier einige Richtlinien zur Aussprache der im Artikel verwendeten Umschrift:
- Das r nach Vokalen auĂer a wird vor Konsonant in der Regel zu hellem Ă . Es gibt jedoch auch Baiern, die nach o und u manchmal ein stark gerolltes r sprechen, was dann nicht weniger bairisch klingt.
- Das r nach a dagegen wird auch am Wortende und vor Konsonant oft ausgesprochen, und zwar wenndann stark gerollt, so stets â auch am Wortende â vor Vokal. Ausnahmen sind die Wörter hia(r), Bia(r) und Ă€hnliche.
- unbetontes -er wird stets wie helles a, aber kĂŒrzer, ausgesprochen.
- Zur Regelung des a und seiner Varianten siehe weiter oben unter Phonologie und in der Diskussion zu diesem Artikel.
- Ă€ und ö werden wie e und ĂŒ wie i ausgesprochen, auch wenn spitzfindige Forscher manchmal noch winzige Unterschiede herausfinden.
- Ài und öi werden ungefÀhr wie englisches ai in pain ausgesprochen.
- ei dagegen ist ganz normales hochdeutsches ei. Wenn es nicht hochdeutschem eu entspricht, wird es manchmal mit einem winzigen Hauch in Richtung Ài gesprochen.
- g wird vor f, s und sch wie k ausgesprochen; gh wird stets wie k ausgesprochen: ghabt, ghĂ„itn usf. Dies gilt im ĂŒbrigen auch fĂŒr den Joghurt, weshalb Baiern gar nicht verstehen, warum man ihn mit bloĂem g schreiben sollte.
Literatur
WörterbĂŒcher
Der Wortschatz der bairischen Mundarten in Bayern wird erfasst und beschrieben im Bayerischen Wörterbuch (Mundarten in Bayern), im Sudetendeutschen Wörterbuch (Sudetenland) und im Wörterbuch der bairischen Mundarten in Ăsterreich (Ăsterreich, SĂŒdtirol, Zimbrische Sprachinseln).
Westmittelbairisch
- Johann Andreas Schmeller, Bayerisches Wörterbuch (Oldenburg, Neuauflage 2002)
Der Klassiker der bairischen DialektwörterbĂŒcher. Schwierig zu lesen, da in Fraktur und in Schmellers eigentĂŒmlicher Alphabetisierung. SchlieĂt Franken und Schwaben mit ein.
- Ludwig Zehetner, Bairisches Deutsch. Lexikon der deutschen Sprache in ALtbayern (1997)
Neue, erweiterte Auflage 2005 gerade erschienen. In der Schreibweise oft ans Hochdeutsche angelehnt.
Ostmittelbairisch
- Otto Hietsch, From 'anbandeln' to 'Zwetschkenknödel'. An Austrian Lexical Cultural Guide (Tyrolia, 2000)
Wie der Untertitel andeutet, nur in begrenztem MaĂe als Wörterbuch geeignet. Dennoch sehr informativ! In Englisch geschrieben.
- Otto Hietsch, Bavarian into English (3. Auflage, 1997)
- Peter Wehle, Sprechen Sie Wienerisch?
Nachschlagewerke zur Grammatik
Altbairisch
- Cordula Maiwald, Das temporale System des Mittelbairischen. (Heidelberg 2002)
- Ludwig Merkle, Bairische Grammatik (Heimeran Verlag, MĂŒnchen 1976)
Unterhaltsam geschrieben, ohne akademischen Anspruch. Dennoch unverzichtbarer Ăberblick!
- Karl Weinhold, Bairische Grammatik (Berlin 1876)
Einzige wissenschaftliche Referenzgrammatik zum Bairischen, leider mittlerweile von der Sprachentwicklung ĂŒberholt.
Siehe auch
- Dialekte in Bayern
- Dialekte in Tirol
- KĂ€rntner Mundart
- Sprachgebrauch in Ăsterreich
- Liste von Austriazismen
- Liste starker Verben (Bairische Sprache)
- Bairisch-Ăsterreichischer KĂŒchenwortschatz
- Bairische Umschrift
- Antrag fĂŒr eine Bairische Wikipedia â analog zur Plattdeutschen und Alemannischen Wikipedia
- Wienerisch
Weblinks
- Verein Bairische Sprache und Mundarten Chiemgau e.V.
- Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e.V.
- âBayrisch lernenâ
- Konstruktive Kritik am Konzept des Ăsterreichischen Deutsch
- Lexikon Mundart der Ăsterreicher 1811
- Institut fĂŒr Dialekt- und Namenlexika in Wien
- Eine Sammlung von SprĂŒchen in bairischer Mundart (Boarische SprĂŒch, SprĂŒch auf Boarisch)
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