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Letzte Änderung für Artikel Geschichte der Stadt Nürnberg: 14.02.2006 23:10

Geschichte der Stadt Nürnberg

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Die Anfänge Nürnbergs liegen auf dem Burgberg rund um die Kaiserburg
Die Anfänge Nürnbergs liegen auf dem Burgberg rund um die Kaiserburg

Nürnberg bezeichnete sich selbst als Freie Reichsstadt , war aber formaljuristisch als Reichsstadt direkt dem deutschen Kaiser unterstellt. Die Geschichte der Stadt Nürnberg war somit oft und eng mit der Geschichte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation verzahnt, so dass in vielen Darstellungen der Geschichte Nürnbergs der regionale Einfluss der Stadt untergeht. Ohne die Bedeutung Nürnbergs für das Deutsche Reich außer Acht zu lassen (was die Erwähnung von mehr als zehn deutschen Kaisern unterstreicht), liegt der Schwerpunkt der folgenden Ausführungen in der unmittelbaren Stadt- und Regionalgeschichte und behandelt vor allem Aufstieg und Niedergang Nürnbergs als fränkische Regionalmacht.

Inhaltsverzeichnis

Sagenhafter Prolog

Nach der Sage soll Nürnberg bereits in römischer Zeit gegründet worden sein. Es wird dort erzählt, dass ein römischer Feldherr namens Drusius Nero (gemeint ist vermutlich Nero Claudius Drusus ) auf einem seiner Feldzüge sein Lager auf dem heutigen Burgberg aufgeschlagen habe. Weil ihm der Ort so gefiel, fing er an, dort einen Turm und Befestigungen zu bauen. Die Bauern aus der Umgebung nannten daher den Berg „Neroberg“, woraus sich später der Name Nürnberg entwickelt habe. Nach einer anderen Sagenversion soll der Name von „Nur ein Berg“ kommen, weil ansonsten weit und breit kein anderer Berg gelegen habe. Eine dritte Sage behauptet, die Ureinwohner Nürnbergs seien aus der römischen Provinz Noricum eingewandert und hätten ihre Gründung nach der alten Heimat mit dem lateinischen Namen „Noris“ benannt, einem Begriff, der heute noch regelmäßig für die Stadt verwendet wird.

Die Grundlagen des Aufstiegs

St. Sebald, die älteste Kirche Nürnbergs über dem Grab des heiligen Sebaldus
St. Sebald, die älteste Kirche Nürnbergs über dem Grab des heiligen Sebaldus

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Nürnberg als Norenberc (abgeleitet von nuorim = steinig, felsig und wird daher mit Steinberg oder Felsberg übersetzt) am 16. Juli 1050 in der „Sigena-Urkunde“ von Kaiser Heinrich III., mit der die Freilassung der Leibeigenen Sigena dokumentiert wird. Die Urkunde selbst gehört zum seltenen Typ der Freilassungsurkunden (Denarialdiplome) da davon nur fünf Stück erhalten sind. Neuere Grabungen im Burghof haben Siedlungsspuren nachgewiesen, die deutlich vor dem Jahr 1000 liegen. Dabei wurde auch das Fundament eines runden Turmes mit einer Wandstärke von zwei Metern ausgegraben, der nach Angaben des Landesamtes für Denkmalpflege ebenfalls vor 1000 errichtet wurde.

Als kaiserlicher Stützpunkt erreichte die Nürnberger Burg auf dem die ganze Umgebung dominierenden Burgberg bald Bedeutung für das Reich. Unter Konrad III. begann man 1140 mit dem Ausbau der Burg, der um das Jahr 1180 unter Friedrich Barbarossa vorläufig abgeschlossen wurde. Südlich unterhalb der Burg, die 1183 und 1207 als „Pfalz“ bezeichnet wurde, hatten die Burgmannen sowie Kaufleute und Handwerker Wohnquartiere, die zur Keimzelle der sich entwickelnden Stadt wurden. Historiker nehmen an, dass die Siedlung schon früh, offenbar schon um 1040 , das Marktrecht erhalten hatte.

Eine weitere Ursache für die schnell wachsende Bedeutung Nürnbergs war auch, dass regelmäßige Wallfahrten zum Grab des heiligen Sebaldus (der als Einsiedler im Nürnberger Reichswald um das Jahr 1070 gestorben sein soll) viele Menschen in die Stadt brachten. Über seinem Grab entstand in den Jahren von 1230 bis 1273 die erste große Kirche Nürnbergs (siehe St. Sebald ). Noch heute gilt Sebaldus als der Nürnberger Stadtheilige und Patron der Stadt.

Mit dem „Großen Freiheitsbrief“ vom 8. November 1219 weitete schließlich Kaiser Friedrich II. die bisherigen Marktrechte aus und legte so das Fundament für den bald einsetzenden wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt. Mit der ersten der insgesamt 18 Einzelverfügungen dieses Dokuments wird zunächst der Kaiser zum alleinigen Vogt über die Reichsstadt bestimmt. Mit den übrigen Bestimmungen der Verfügung, die offenbar vom Kaiser für teures Geld erkauft worden waren, werden vielfältige Sonderrechte für Politik und Handel festgeschrieben, wie zum Beispiel ein Münzrecht und die Zollfreiheit. Basierend von diesen Privilegien, begann auch die Herausbildung vielfältiger Institutionen städtischer Selbstverwaltung, die schließlich dazu führte, dass sich Nürnberg als "Freie Reichsstadt" bezeichnete.

Wachsende Bedeutung

Im Jahre 1105 war Nürnberg in die Auseinandersetzung zwischen Kaiser Heinrich IV. und seinem Sohn Heinrich V. geraten und als kaisertreue Stadt zerstört worden. Um die Stadt künftig besser schützen zu können, ernannte der Kaiser mit dem österreichischen Grafen Gottfried von Raabs einen Verantwortlichen für die Nürnberger Burg, der den offiziellen Titel „Castellan“ trug. Gottfrieds Stammsitz war die Burg des niederösterreichischen Ortes Raabs an der Thaya. Es ist umstritten, ob vor der Ernennung zum Burggrafen irgendwelche Verbindungen zur Nürnberger Gegend existierten.

Bis zum Jahr 1427 wurde nun die Stadt von Burggrafen regiert, zunächst von Gottfrieds Nachkommen aus dem Geschlecht derer von Raabs , dessen letzter Vertreter, Konrad II. im Jahre 1192 ohne männliche Nachkommen starb. Seine Tochter Sophia war verheiratet mit dem Grafen Friedrich III. von Zollern, dem das Burggrafenamt von Heinrich VI. wegen seiner Verdienste um das staufische Königshaus übertragen wurde. Zur Unterscheidung von ihrem Stammsitz im heutigen südlichen Baden-Württemberg nannte sich die Adelsfamilie der Burggrafen jetzt Hohenzollern. Burggraf Friedrich I. wurde somit zum Stammvater eines Adelsgeschlechtes, das in der deutschen Geschichte bis fast in die Gegenwart eine große Rolle spielte.

Nach dem Tod des Grafen Otto von Orlamünde ging im Jahre 1340 durch Erbschaftsvertrag die Plassenburg von Kulmbach und die dazu gehörige Grafschaft an Burggraf Johann II., womit sich das Herrschaftsgebiet der Hohenzollern deutlich erweiterte. Als 1398 Burggraf Friedrich V. starb, wurde das Gebiet der Hohenzollern unter seinen Söhnen aufgeteilt. Während der eine Sohn als Johann III. den nördlichen Teil um die Stadt Kulmbach erhielt, wird der andere Sohn als Friedrich VI. neuer Burggraf von Nürnberg und Markgraf der Landgebiete um Ansbach. Mit dieser Teilung ist die Grundlage für die späteren (preußischen) Fürstentümer Bayreuth und Ansbach gelegt.

Die Frauenkirche, die auf dem Gelände des früheren Judenviertels steht (Westfassade mit „Männleinlaufen“ unterhalb der Uhr)
Die Frauenkirche, die auf dem Gelände des früheren Judenviertels steht (Westfassade mit „Männleinlaufen“ unterhalb der Uhr)

In die Zeit des Aufstiegs zur Regionalmacht fällt auch die Vertreibung der Juden aus Nürnberg. Nachdem sich die Stadt immer mehr auf die südliche Pegnitzseite ausgeweitet hatte, lag das Judenviertel in der Gegend des heutigen Hauptmarktes plötzlich im Mittelpunkt der Stadt, was viele störte. 1349 wurde daher der Patrizier Ulman Stromer (1329–1407), der interessanterweise sein Wohnhaus direkt neben diesem Viertel hatte, zum Kaiser geschickt, um die Erlaubnis zur Beseitigung des Viertels einzuholen. Nicht völlig auszuschließen ist, dass die Nürnberger in dieser Angelegenheit auch willfährige Ausführer kaiserlicher Anordnungen gegen die Juden aus dem selben Jahr waren. Aufgrund unterschiedlichster Vorwürfe wurden insgesamt 562 jüdische Bürger verbrannt und ihr Vermögen eingezogen. Die übrigen hatten Nürnberg zu verlassen, aber bereits 1352 gestattete man ihnen die Wiederansiedlung in einem anderen Teil der Stadt. Auf den Ruinen des alten Judenviertels entstand 1358 die Frauenkirche.

Kaiser Ludwig der Bayer wählte zur Zeit der Burggrafen Nürnberg gern als Aufenthaltsort, ebenso Karl IV. , der 1356 in Nürnberg die Goldene Bulle erließ, in der zum einen die Wahl des deutschen Königs durch sieben Kurfürsten geregelt wurde, und zum anderen, dass jeder Kaiser den ersten Reichstag nach seiner Wahl in Nürnberg abhalten sollte. An dieses Ereignis erinnert noch heute die berühmte Touristenattraktion des „Männleinlaufens“ an der Frauenkirche aus dem Jahr 1509 , mit dem die Huldigung des Kaisers Karls IV. durch die Kurfürsten dargestellt wird.

Nachdem Burggraf Friedrich VI. von Kaiser Sigismund am 8. Juli 1411 zum „Obersten Verweser und Hauptmann der Mark Brandenburg“ ernannt worden war und der Reichstag von Konstanz dem Grafen am 18. April 1412 auch offiziell die Kurfürstenwürde von Brandenburg übertragen hatte, begannen sich die Interessen der Hohenzollern verstärkt von Nürnberg abzuwenden. Schließlich verkaufte Friedrich im Jahre 1427 seinen Burggrafentitel an den „Rat der Stadt Nürnberg“ und zog sich auf seine Burg nach Cadolzburg zurück, um sich von dort mehr um seine anderen Fürstentümer Brandenburg, Ansbach und Kulmbach zu kümmern. Die politische Verantwortung für Nürnberg ging nun vollständig auf den Rat über, der die Geschicke der Stadt bis zum Übergang an Bayern lenkte. Der Burggrafentitel wurde aber von den Hohenzollern weiterhin geführt, vermutlich um die historischen Wurzeln des Adelsgeschlechts zu demonstrieren.

Die Herrschaft der Patrizier

Heilig-Geist-Spital, gestiftet und gegründet 1339 von Konrad Groß
Heilig-Geist-Spital, gestiftet und gegründet 1339 von Konrad Groß

Der Rat wird erstmals 1256 erwähnt, um 1285 scheinen sich die ersten Regeln für den „Rat“ herausgebildet zu haben, die konkrete Ausformulierung der patrizischen Verfassung des Rates erfolgt um das Jahr 1320 . Im „Rat der Stadt“ waren die durch ihren Handel reich geworden Kaufmannsfamilien vertreten, die sich nach römischem Vorbild „Patrizier“ nannten. Zeitweise hatten auch einige Handwerkerzünfte ein gewisses Mitspracherecht. Die Anzahl der Mitglieder und der berechtigten Familien wechselte über die Jahrhunderte hinweg. So bestand der „Rat“ im 15. Jahrhundert beispielsweise aus 26 Mitgliedern, die von 28 Familien bestimmt wurden, im 18. Jahrhundert waren es 34 Mitglieder, die 19 „rats- und gerichtsfähige“ Familien der Stadt repräsentierten. Keine Familie durfte mehr als zwei Mitglieder haben, was aber kein Problem war, da fast alle miteinander verwandt oder verschwägert waren. Die Mitgliedschaft im Rat war lebenslang, musste aber jedes Jahr an Ostern formell bestätigt werden. Vorsitzende des Rates waren zwei Konsuln, die aber jeweils nur 26 Tage regieren durften, so dass es praktisch unmöglich ist, eine auch nur annähernd vollständige Liste der Herrscher Nürnbergs zu erstellen. Als wichtigste und bekannteste dieser Patrizierfamilien sind u. a. zu nennen: Tucher von Simmelsdorf, Haller von Hallerstein , Löffelholz von Kolberg, Scheurl von Defersdorf, Holzschuher von Harrlach oder Stromer von Reichenbach.

Durch laufend neue Lehensverhältnisse mit den Bauern der Umgebung dehnte sich der Einfluss der Nürnberger Patrizier auf das gesamte Umfeld der Stadt aus, so dass Nürnberg schnell zur bedeutendsten Regionalmacht der Gegend wurde. Rund 40 Familien und eine Reihe von Institutionen des „Rates“ besaßen Grundstücke und Untertanen im Nürnberger Umland. Für das Jahr 1497 geht das „Stadtlexikon“ von insgesamt 28.000 Personen in 5.780 Haushalten und 780 Orten außerhalb Nürnbergs aus, die der Freien Reichsstadt abgabepflichtig waren. Aber auch soziale Angelegenheiten wurden nicht aus den Augen gelassen. So wurde vom Nürnberger Bürger Konrad Groß im Jahre 1339 mittels einer Stiftung das Heilig-Geist-Spital gegründet, das sich bald nicht nur zur wichtigsten sozialen Institution unter dem Rat der Stadt entwickelte, sondern über Zins- und Abgabenverpflichtungen zu einem der größten Grundstückbesitzer des Nürnberger Umlandes wurde (im 18. Jahrhundert noch mehr als 700 Bauernhöfe in über 150 Orten). Als weitere bedeutende Sozialinstitution der Stadt mit Grundstücksbesitz im Umland ist vor allem das sogenannte „Nürnberger Landalmosen“ zu nennen (um 1800 noch mehr als 1800 Höfe und Güter in über 500 Ortschaften), das nach der Reformation eingerichtet wurde und zeitweise für die Güter des Heilig-Geist-Spitals mitverantwortlich war.

Nürnbergs Blütezeit

Älteste gedruckte Ansicht Nürnbergs, Schedelsche Weltchronik 1493
Älteste gedruckte Ansicht Nürnbergs, Schedelsche Weltchronik 1493

Am 29. September 1423 übergab Kaiser Sigismund die Reichskleinodien „auf ewige Zeiten, unwiderruflich und unanfechtbar“ der Stadt, wo sie bis Ende des 18. Jahrhunderts in der Kirche des Heilig-Geist-Spitals aufbewahrt wurden. 1439 wurde an der Stelle einer bereits seit 1235 existierenden Kapelle auf der Südseite der Pegnitz der Grundstein zur größten und prächtigsten Nürnberger Kirche, der Lorenzkirche , gelegt. Es dauerte aber noch bis 1519 , bis der Bau abgeschlossen werden konnte.

Die aufstrebende Regionalmacht Nürnberg geriet bald mit ihrem alten Herrschergeschlecht, den früheren Burggrafen, in Konflikt, die nach dem Verkauf ihres Einflusses in Nürnberg als Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach und als Kurfürsten von Brandenburg ebenfalls große Bereiche der Gegend um die Stadt unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Höhepunkt dieser Auseinandersetzung war in den Jahren 1449 / 1450 der sogenannte „ Erste Markgrafenkrieg “, mit dem Markgraf Albrecht Achilles vergeblich versuchte, sich seine früheren Rechte von der Stadt Nürnberg wieder zurückzuholen. Bei der Gründung des Fränkischen Reichskreises auf dem Reichstag von Augsburg am 2. Juli 1500 war die Freie Reichsstadt Nürnberg eines der insgesamt 27 Territorien, die diesen Kreis bildeten und in denen untereinander Zollfreiheit und ein einheitliches Münzsystem herrschten.

Albrecht Dürer (Selbstportait 1498, Museo Nacional del Prado, Madrid)
Albrecht Dürer (Selbstportait 1498, Museo Nacional del Prado, Madrid)

Die Jahre um die Jahrhundertwende zwischen 1470 und 1530 gelten allgemein als die Blütezeit der Stadt. Der Nürnberger Handel mit praktisch allen Teilen der damals bekannten Welt wurde sprichwörtlich: „Nürnberger Tand geht durch alle Land“, ebenso Nürnbergs Reichtum: „Des Reiches Schatzkästlein“. Die Einnahmen der Stadt sollen größer gewesen sein als die des ganzen Königreichs Böhmen (Nicolai, s. Literatur). In vielen Städten wurden eigene Handelsniederlassungen unterhalten wie zum Beispiel der Nürnberger Hof in Frankfurt. Zu dieser Zeit lebte und arbeitete beispielsweise Albrecht Dürer (1471–1528) in Nürnberg, Martin Behaim (1459–1507) baute den ersten Globus und Peter Henlein (ca. 1485–1542) fertigte die erste Taschenuhr . Zu nennen sind aus diesem Zeitraum ferner der Holzschnitzer Veit Stoß (1447–1533), der Bildhauer Adam Kraft (ca. 1460–1508/09) und der Erzgießer Peter Vischer (ca. 1460–1529). Lediglich die Literatur fand nicht zu der Blüte wie die anderen Künste, wenn auch mit dem Schuster und Poeten Hans Sachs (1494–1576) zumindest ein bedeutender Literat zu dieser Zeit in Nürnberg lebte.

In diese Zeit fällt auch die Beteiligung Nürnbergs am sogenannten Landshuter Erbfolgekrieg. Durch geschickte Kriegführung gelangten im Laufe dieses Konflikts große Teile bayerischen Gebietes im Osten der Stadt (z.B. Altdorf, Lauf oder Hersbruck) unter Nürnberger Herrschaft und erhielten die Bezeichnung „Neue Landschaft“. Nachdem Kaiser Maximilian im Jahre 1505 den Besitz offiziell bestätigt hatte, besaß Nürnberg nunmehr das flächenmäßig größte Landgebiet aller deutschen Städte. Die Grundlagen für die Lebensmittelversorgung der Stadt hatten sich auf diese Weise erheblich verbessert und auch die Sicherheit der Kaufmannszüge von und zur Stadt war jetzt ebenfalls besser zu gewährleisten.

Sehr bald nach dem Beginn der Reformation festigte sich der neue Glaube in Nürnberg und bereits im Jahre 1529 erklärte sich die Freie Reichsstadt auf dem Reichstag von Speyer als protestantisch. Mit Philipp Melanchthons Unterstützung entstand 1526 das erste Gymnasium im deutschsprachigen Raum; es konnte fähige Lehrer anziehen und besteht bis heute im Melanchthon-Gymnasium Nürnberg fort. 1533 wurde eine neue, sich auch auf das Landgebiet erstreckende Kirchenordnung erlassen.

Nürnberg, Merian-Stich von 1642
Nürnberg, Merian-Stich von 1642

1543 wurde zum letzten Mal ein Reichstag nach Nürnberg einberufen.

Den im Jahr 1552 ausgebrochenen verlustreichen „ Zweiten Markgrafenkrieg “ gegen den hohenzollerischen Markgraf Albrecht Alcibiades überstand die Stadt ohne Probleme. Die Wirtschaftskraft war ungebrochen und die Stadt blieb weiter das Technologiezentrum des Reiches, aus dem sich Kaiser Rudolf II. (1576–1612) regelmäßig Spezialisten an seinen Hof nach Prag holte. Im Jahre 1616 begann man mit der Erweiterung des prächtigen und repräsentativen Rathauses und die geistige Offenheit der Stadt drückte sich nochmals 1622 in der Gründung einer Universität auf dem Territorium der Reichsstadt in Altdorf aus. Sie sollte der Ausbildung protestantischer Theologen und Juristen dienen und bestand bis zum Jahre 1809 . Prominente Studenten wie beispielsweise Albrecht von Wallenstein (1583–1634) oder Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716), der 1667 in Altdorf den Doktortitel erwarb, zeugen von der Attraktivität der Hochschule.

Beginnender Abstieg

Rathaus von Nürnberg, in dem 1649 das Friedensmahl stattfand
Rathaus von Nürnberg, in dem 1649 das Friedensmahl stattfand

Den Beginn des Abstiegs Nürnbergs markiert das Jahr 1632 , als im Dreißigjährigen Krieg ein bis zum Jahr 1635 dauernder Stellungskrieg zwischen der katholischen Partei Wallensteins und den Schweden vor den Toren Nürnbergs begann. Riesige Verwüstungen der Nürnberger Besitztümer im Umland schwächten die Stadt in der Folgezeit in ihrer Substanz. Genau in dieser Zeit flackerte die kulturelle Bedeutung Nürnbergs nochmals auf, als im Jahre 1644 mit der Gründung einer bis heute existierenden Sprach- und Dichtergesellschaft unter dem Namen „ Pegnesischer Blumenorden “ die Stadt in den Blickpunkt des literarischen Deutschlands rückte. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges erlebte Nürnberg mit dem „Friedensmahl“, das am 25. September 1649 aus Anlass der offiziellen Unterzeichnung des Friedensvertrags im großen Saal des Rathauses stattfand, ein letztes Mal ein bedeutendes Ereignis.

Bald nach dem Ende des Krieges wurde der politische und kulturelle Abstieg Nürnbergs immer deutlicher. Neben den bereits angesprochenen Verwüstungen und einer Reihe von Pestepidemien sind für die beginnende Stagnation in der Stadtentwicklung vor allem zwei weitere Gründe zu nennen: Zum einen verschuldete sich die Stadt im Laufe der Zeit so sehr, so dass sie allmählich handlungsunfähig wurde (das „Stadtlexikon Nürnberg“ beziffert die Schulden Nürnbergs auf den für damalige Verhältnisse horrenden Betrag von 9.923.580 Gulden Kapital zuzüglich 2.292.520 Gulden ausstehender Zinsen). Zum anderen führte das hohe Eigenständigkeitsstreben des „Rates der Stadt“ dazu, dass man sich mehr und mehr isolierte. So war es praktisch unmöglich, dass sich jemand von außerhalb in der Stadt ansiedelte, weil der Rat den Zuzug unter strenger Kontrolle hielt. Als sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts nach der Französischen Revolution große politische Veränderungen abzeichneten, war die Stadt praktisch auf sich allein gestellt. Es wurde deutlich, dass das auch für Nürnberg bestimmende feudale Gesellschaftssystem offenbar ausgedient hatte und gegen die sich herausbildenden aufstrebenden Nationalstaaten Frankreich , Preußen und Bayern, die in Rivalität um die Territorien rund um die Freie Reichsstadt standen, ohne Chance war. Mit der Okkupierung von Gebieten der „Neuen Landschaft“ östlich von Nürnberg durch Bayern im Jahre 1791 und der Besetzung von Teilen der „Alten Landschaft“ an der Regnitz bis Erlangen durch Preußen 1795 , sowie der Vororte Gostenhof und Wöhrd und des Reichswaldgebietes im folgenden Jahr, beginnt die Auflösung des Nürnberger Territoriums, das sich immer mehr auf das eigentliche Stadtgebiet reduziert. Ein letzter Versuch, das Blatt durch eine neue Stadtverfassung, die im April und Mai 1794 zwischen dem Rat und der Bürgerschaft geschlossen wurde, noch einmal zu wenden, kam zu spät.

Ende der Eigenstaatlichkeit

Und so wurden die nun folgenden 20 Jahre von 1796 bis 1818 zu den einschneidendsten in der Geschichte Nürnbergs, in denen die Stadt ihre Unabhängigkeit verliert und Teil Bayerns wird. Die meisten Geschichtsbücher tun diese Ereignisse lapidar mit einem Satz ab und erwecken zudem den Eindruck, als ob es sich um einen kurzen friedlichen Übergang gehandelt habe und sich die Nürnberger problemlos mit den neuen Herren ihrer Stadt arrangiert hätten. Die tatsächlichen Ereignisse zeigen jedoch einen sehr langwierigen und oft konfliktreichen Prozess der Anpassung.

Am Nachmittag des 9. August 1796 besetzt die französische Revolutionsarmee unter General Jean-Baptist Jourdan (1762–1833) Nürnberg. Unmittelbar vor dem Einmarsch der französischen Truppen bringt am frühen Morgen des selben Tages Oberst Johann Georg Haller von Hallerstein die Reichskleinodien in Sicherheit und übergibt sie in Regensburg an den kaiserlichen Gesandten Johann Aloys Josef von Hügel (1754–1825). Im Jahre 1800 gelangen die Insignien des deutschen Kaisertums dann nach Wien, wo sie sich heute noch befinden. Wenige Tage nach der Schlacht bei Amberg, wo sie am 24. August vom österreichischen Erzherzog Karl (1771–1847) geschlagen wurden, ziehen sich die Franzosen wieder aus der Stadt zurück und hinterlassen ihr die Kosten für die gut zweiwöchige Einquartierung, was die Schulden der Stadt schlagartig um weitere 1,5 Millionen Gulden erhöht. Als Schutzmacht ruft der „Rat der Stadt“ am 2. September die bereits in den Vororten stehenden preußischen Truppen und gestattet ihren Einmarsch auch in die Stadt selbst, auch um sich gegen die bereits erkennbaren weitergehenden bayerischen Ansprüche abzusichern. Da der preußische König aber nicht bereit ist, die hohen Schulden Nürnbergs zu übernehmen, zieht die preußische Armee bereits am 1. Oktober wieder ab. Der Versuch des Rates, das in Preußen regierende ehemalige Herrschergeschlecht der Stadt, die Hohenzollern, in letzter Minute auf seine Seite zu ziehen und damit sich eine der konkurrierenden „Supermächte“ als Partner zu gewinnen, war gescheitert.

König Maximilian I. von Bayern (1756–1825). Unter seiner Herrschaft wurde Nürnberg bayerisch.
König Maximilian I. von Bayern (1756–1825). Unter seiner Herrschaft wurde Nürnberg bayerisch.

Im Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 bleibt Nürnberg zunächst weiter unabhängig (§ 27: Das Kollegium der Reichsstädte besteht in Zukunft aus den freien und unmittelbaren Städten: Augsburg, Lübeck, Nürnberg, Frankfurt, Bremen und Hamburg. Sie genießen in dem ganzen Umfang ihrer respektiven Gebiete die volle Landeshoheit und alle Gerichtsbarkeit ohne Ausnahme und Vorbehalte). Erst durch die so genannte Rheinbundakte vom 12. Juli 1806 , mit der sich 16 deutsche Staaten (inklusive Bayern) aus dem Reich lösen und unter den Schutz Napoleons stellen, wird die Stadt dem bayerischen König zuerkannt (Artikel 17: Seine Majestät der König von Baiern vereinigt mit seinen Staaten und nimmt in Besitz mit allen Eigenthums- und Souveränetätsrechten die Stadt Nürnberg mit deren Gebiete). Mit der Abdankung von Kaiser Franz II. am 6. August 1806 verliert die Stadt ihr offizielles „Staatsoberhaupt“, womit auch formell die unmittelbare Beziehung der Freien Reichsstadt zum Kaiser beendet wird und die Stadt jetzt auf sich allein gestellt und praktisch schutzlos den übrigen Mächten ausgeliefert ist. Bereits am 11. März hatte die französische Armee unter General Frère Nürnberg im Namen ihres Verbündeten Maximilian I. von Bayern besetzt. Die heftigen Proteste des „Rates der Stadt“ blieben erfolglos. Der Aufruf „Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung“, mit dem zum Widerstand gegen die Franzosen und den bayerischen König aufgefordert wurde, führte zur Hinrichtung des Nürnberger Buchhändlers Johann Philipp Palm (1766–1806) am 26. August in Braunau am Inn, der das Pamphlet im Juli im Verlag seiner Buchhandlung veröffentlicht hatte. Am 15. September 1806 übergibt der französische Beauftragte Joseph Mathias Fririon (1752–1821) schließlich die Stadt auch offiziell an das neu gegründete Königreich Bayern und an die einrückenden Truppen des Königs. Aus Angst vor Unruhen bleiben Einheiten der bayerischen Armee noch längere Zeit in der Stadt. Der „Rat der Stadt“ hat die Eingliederung nach Bayern übrigens nie akzeptiert und die entmachteten Patrizierfamilien verweigerten strikt jede Zusammenarbeit mit den Repräsentanten der Besatzer.

Am 28. Oktober 1808 löst der bayerische König den „Rat der Stadt“ und alle bisherigen Institutionen der Stadtregierung auf und beendet damit endgültig die Unabhängigkeit Nürnbergs. Die Stadt erhält einen eigenen „Polizeikommissär“, untersteht aber der Kreisverwaltung des neu gegründeten Pegnitzkreises, dessen Hauptstadt Nürnberg wird. Nach antibayerischen Unruhen, bei denen u.a. der bayerische Militärgouverneur Friedrich Karl Graf von Thürheim von den Aufständischen gefangengesetzt wurde, löst die bayerische Regierung diesen Kreis bereits am 23. September 1810 wieder auf und ordnet ihn dem Rezatkreis mit der Hauptstadt Ansbach zu, woraus sich das spätere Mittelfranken entwickelt. Die Stadt selbst bleibt unter der Verwaltung seines aus Ansbach stammenden Polizeikommissärs Christian Wurm (1771–1835), der bis zum Jahre 1818 dann mit harter Hand und z. T. brutaler Gewalt Ruhe unter den Einwohnern schafft. Nicht zuletzt zur Tilgung der hohen Schulden der Stadt wird eine Fülle wertvoller Kunstwerke aus Nürnberg in die Hauptstadt nach München geschafft, wo viele heute noch in Museen zu sehen sind. Viele antibayerische Ressentiments in der Stadt haben ihre Wurzeln in dieser Zeit.

Der völkerrechtliche Schlusspunkt hinter den Übergang an Bayern wird mit dem Abschlussdokument des Wiener Kongresses vom 9. Juni 1815 gesetzt, in dem die Zugehörigkeit der annektierten fränkischen Gebiete zu Bayern von den europäischen Staatsmännern vertraglich anerkannt wird als Gegenleistung dafür, dass Bayern kurz vor der Völkerschlacht von Leipzig im Vertrag von Ried vom 8. Oktober 1813 die Fronten gewechselt hat und auf die Seite der Gegner Napoleons getreten ist.

Am 17. Mai 1818 erlässt der bayerische König das so genannte „Gemeindeedikt“, mit dem eigenständige kommunale Einheiten in Bayern geschaffen werden. Auf der Grundlage dieses Erlasses wird dann auch in Nürnberg erstmals eine Zivilverwaltung installiert, indem ein Magistrat mit einem „Ersten Bürgermeister“ an der Spitze eingerichtet wird. Erster Bürgermeister wird am 26. September der Advokat Christian Gottfried Lorsch (1773–1830). Der abgelöste Polizeikommissar Wurm setzt sich aus Angst vor den Bürgern nach München ab, wo er 1835 stirbt. Nürnberg ist nun endgültig in die Verwaltungsstrukturen Bayerns eingegliedert, wird aber weiterhin misstrauisch von der bayerischen Regierung beobachtet. Denn noch bis 1869 unterstand die gesamte Stadtverwaltung der offiziellen Aufsicht und Kontrolle eines „Königlich-Bayerischen Stadtkommissärs“, als erstem Johann Georg Ritter von Kracker.

Es dauerte also noch einmal 50 Jahre, bis ein endgültiger Schlussstrich unter den Übergang an Bayern gezogen werden konnte. Zunächst trat am 1. Oktober 1848 ein Gesetz in Kraft, mit dem sämtliche Sonderrechte ehemaliger Grundherren, somit auch der Nürnberger Patrizier, aus kaiserlicher Zeit aufgehoben wurden, v. a. das Recht, eigene so genannte „ Patrimonialgerichte “ zu unterhalten, mit denen die Grundherren auch in dieser Zeit noch über ihre Untertanen eigenständig richten konnten und damit quasi einen „Staat im Staate“ bildeten. Die bisherigen Lehensverhältnisse mit den Bauern der Umgebung wurden aufgelöst und den Bauern die Möglichkeit angeboten, den Grund und Boden für sich zu erwerben (ein Prozess, der bis in die Inflationszeit des 20. Jahrhunderts andauerte). Im Zuge der Trennung von Justiz und Verwaltung in Bayern wurde 1862 das Bezirksamt Nürnberg gebildet, aus dem später der Landkreis Nürnberg hervorging, der bei der Kreisreform 1972 überwiegend im Landkreis Nürnberger Land aufging. Die Stadt selbst blieb jedoch kreisfrei. Den Schlussstein bildete dann am 16. April 1868 das „Gesetz über Heimat, Verehelichung und Aufenthalt“, mit dem den Gemeinden auch das Recht, den Zuzug von Personen zu beschränken, genommen wurde. Am 29. April 1869 verließ der letzte bayerische Stadtkommissär, Regierungsrat Lenz, die Stadt.

Neue Bedeutung als Industriestandort

Germanisches Nationalmuseum im Jahr 1884, gegründet von Hans von Aufseß 1852
Germanisches Nationalmuseum im Jahr 1884, gegründet von Hans von Aufseß 1852

Parallel zur politischen Eingliederung in das Königreich Bayern entwickelte sich Nürnberg im 19. Jahrhundert zu einem der industriellen Zentren des Landes. Große technologische Leistungen der damaligen Zeit sind mit Nürnberg verbunden, so beispielsweise die erste Eisenbahn in Deutschland, die am 7. Dezember 1835 , gezogen vom Adler, auf der Ludwigsbahn zwischen Nürnberg und Fürth mit einer Länge von rund 6 km fuhr. Bald folgte 1844 die fertiggestellte Eisenbahnstrecke von Nürnberg nach Bamberg und im Jahre 1846 wurde feierlich der neu gebaute Ludwigskanal eröffnet.

Eine Fülle neuer Firmen begründeten den guten Ruf des Industriestandorts Nürnberg. Beispielhaft zu nennen sind die 1841 gegründete Maschinenfabrik des Theodor Cramer-Klett , die später unter dem Namen MAN bekannt wurde, und die Elektrofirma des Johann Sigmund Schuckert , die 1873 Nürnberg zu ihrem Sitz machte und später in der Großfirma Siemens & Halske aufging. Durch starken Zuzug von Arbeitern nach Nürnberg entwickelten sich die typischen Arbeiterviertel der Nürnberger Südstadt. Bald wurde die Stadt auch zum Zentrum der bayerischen Sozialdemokratie und erwarb sich unter der Führung des Arbeiterführers Karl Grillenberger (1848–1897) den Ruf des „roten Nürnberg“. Im Jahre 1874 wohnte fast die Hälfte der bayerischen Sozialdemokraten in Nürnberg.

Im Revolutionsjahr 1848 wurde die liberale Tradition der Freien Reichsstadt noch einmal deutlich. Die Stadt stellte sich hinter die Frankfurter Paulskirchenversammlung und drohte sogar, sich von Bayern zu lösen, wenn der König sich gegen deren Beschlüsse wenden würde. In der Diskussion um ein neues deutsches Kaiserreich machte Hans von Aufseß (1801–1872), der 1852 das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg gegründet hatte, den Vorschlag, die Nürnberger Burg zum Sitz des neuen Kaisers zu machen und dem künftigen deutschen Reichstag seinen Platz im Rathaussaal von Nürnberg zu geben. Er fand jedoch keine Befürworter.

Das 20. Jahrhundert

1903 wurde der Rangierbahnhof eröffnet, einer der größten Europas, in der seltenen Bauform eines Gefällsbahnhofes. Im Anschluss an das größte gemessene Hochwasser der Pegnitz im Februar 1909 wurden umfangreiche Wasserbaumaßnahmen wie Begradigungen, Befestigungen und Vertiefungen ergriffen, welche jedoch in jüngerer Zeit (um 2000) z.T. rückgängig gemacht wurden.

Bereits ab 1925 betätigte sich hier Julius Streicher , der Herausgeber des antisemitischen Hetzblattes Der Stürmer , als Gauleiter und schon vor der Machtergreifung fanden die Parteitage der NSDAP in Nürnberg statt. Nach der Machtergreifung 1933 wurde sehr bald Oberbürgermeister Luppe abgesetzt, durch einen Parteigenossen ersetzt und die Stadt auch offiziell zur „Stadt der Reichsparteitage “. Mit der Absicht, an die alte Reichstagstradition Nürnbergs anzuknüpfen, fand alljährlich auf dem Reichsparteitagsgelände mit großen Aufmärschen die „Heerschau“ der Partei statt. Auf dem 7. Reichsparteitag wurden am 15. September 1935 die Rassengesetze erlassen, die im Allgemeinen als der Beginn der Judenverfolgungen ( Holocaust ) angesehen werden.

Wie in vielen Städten Deutschlands wurde auch in Nürnberg in der so genannten Reichskristallnacht am 9. November 1938 die große Synagoge am Hans-Sachs-Platz zerstört. 1938 holte Hitler die Reichskleinodien nochmals aus Wien in die Stadt zurück, wo sie bis 1945 in der Katharinenkirche aufbewahrt wurden, dem Versammlungsort der Meistersinger im späten Mittelalter.

Im Zweiten Weltkrieg war Nürnberg eines der bevorzugten Ziele der alliierten Bomber, geriet wegen seiner Lage im Süden Deutschlands jedoch erst relativ spät in ihren Aktionsradius. Aufgrund der starken Industrie, aber auch aufgrund der symbolischen Bedeutung als „Stadt der Reichsparteitage“ war es aber fast so etwas wie ein „natürliches“ Ziel. Die größten Zerstörungen richtete der Angriff vom 2. Januar 1945 an, den 521 große Langstreckenbomber auf Nürnberg flogen, die innerhalb einer Stunde 6.000 Sprengbomben und eine Million Brandbomben abwarfen. Die Bevölkerung hatte über 2.000 Tote und 100.000 Obdachlose zu beklagen. Durch diesen Angriff wurde die Nürnberger Altstadt vollständig zerstört, die Stadt als Ganzes schwer beschädigt. Insgesamt war Nürnberg die nach Dresden am stärksten zerstörte deutsche Stadt.

Am 20. April 1945 wurde Nürnberg von Einheiten der 7. US-Armee besetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, ab November 1945, hielten die Siegermächte im Justizgebäude an der Fürther Straße die Nürnberger Prozesse gegen führende Kriegsverbrecher der nationalsozialistischen Diktatur ab.

„Straße der Menschenrechte“ („Way of Human Rights“) von Dani Karavan beim Germanischen Nationalmuseum
„Straße der Menschenrechte“ („Way of Human Rights“) von Dani Karavan beim Germanischen Nationalmuseum

Nach 1945 stand natürlich zunächst der Wiederaufbau der zerstörten Stadt im Vordergrund. Dabei orientierte man sich an den vormaligen Stadtstrukturen und dem quasi vorgegebenen Ring der Altstadtbefestigung, so dass mittelalterliche und frühneuzeitliche Zusammenhänge an vielen Plätzen ablesbar sind. Dieser behutsame Wiederaufbau bildete die Grundlage für die heutige Attraktivität der Stadt für viele Touristen aus aller Welt.

Bald machte sich aber auch der alte Nürnberger Unternehmergeist bemerkbar und Unternehmen wie Siemens, Schöller , MAN, AEG oder Triumph-Adler hatten maßgeblichen Anteil am deutschen Wirtschaftswunder . Besondere Bedeutung hat Nürnberg durch die seit 1950 jährlich stattfindende Spielwarenmesse gewonnen, die heute im 1973 vollendeten Messezentrum in Langwasser stattfindet. Durch den 1955 eröffneten Flughafen und den 1972 fertig gestellten Hafen am Rhein-Main-Donau-Kanal ist Nürnberg an den internationalen Verkehr angebunden. Innerstädtisch schuf man ab 1967 mit dem Bau einer U-Bahn eine attraktive Nahverkehrsverbindung.

1952 wurde in Nürnberg die Bundesanstalt (heute: Bundesagentur ) für Arbeit eingerichtet, deren Veröffentlichung der Arbeitslosenzahlen die Stadt monatlich in die deutschen Schlagzeilen bringt.

In der Tradition der Nürnberger Prozesse gelang es der Stadt, sich in den letzten Jahren als „Stadt der Menschenrechte“ zu profilieren. Seit 1995 wird alljährlich der Nürnberger Menschenrechtspreis an bedeutende Persönlichkeiten verliehen.

Die Stadtoberhäupter von Nürnberg

Die Burggrafen

Bedeutende Patrizierfamilien

Bildnis der Elsbeth Tucher von Albrecht Dürer, Lindenholz 29,1 x 23,3 cm, datiert 1499 (Staatliche Museen Kassel, Galerie Alte Meister)
Bildnis der Elsbeth Tucher von Albrecht Dürer, Lindenholz 29,1 x 23,3 cm, datiert 1499 (Staatliche Museen Kassel, Galerie Alte Meister)

Von 1427 bis zur französischen Besetzung 1806 wurde Nürnberg vom „Rat der Stadt“ regiert, in dem die bedeutenden Familien der Stadt vertreten waren. Das formelle Stadtoberhaupt dieser Zeit aber war der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches , so dass an dieser Stelle eigentlich auch eine Liste der deutschen Kaiser stehen müsste. Die Stadt selbst bezeichnete sich als „Republik“ in Anlehnung an das römische Vorbild.

Die für den Rat berechtigten Familien, die sich (ebenfalls nach römischem Vorbild) Patrizier nannten, waren ursprünglich Kaufleute, die durch ihren Handel reich geworden waren. Um zu demonstrieren, dass sie sich als adelig fühlten, fügten sie ihrem ursprünglichen Familiennamen einen Zusatz mit „von“ bei. In den meisten Fällen wurde dieser Zusatz später vom Kaiser als Adelsprädikat anerkannt. In Klammer angegeben ist als erstes das Jahr, seit dem die jeweilige Familie das Recht hatte, Mitglieder in den „Rat der Stadt“ zu schicken, als zweites das Jahr, in dem ihr Zusatz als Adelstitel anerkannt wurde.

  • Holzschuher von Harrlach (13. Jhdt./1547)
  • Geuder von Heroldsberg (Mitte 13. Jhdt./1697)
  • Behaim von Schwarzbach und Kirchensittenbach (1277/1681, ausgestorben 1942)
  • Ebner von Eschenbach (1285/1813)
  • Stromer von Reichenbach (1291/1697)
  • Haller von Hallerstein (1314/1790)
  • Tucher von Simmelsdorf (1332/1697)
  • Muffel von Eschenau (1332/1750)
  • Grundherr von Altenthann und Weiherhaus (1340/1547)
  • Kreß von Kressenstein (1350/1815)
  • Volckamer von Kirchensittenbach (1362/1813)
  • Harsdorf von Enderndorf (Harsdörffer) (1380/1697)
  • Pömer von Diepoltsdorf (1395/1697, ausgestorben 1814)
  • Löffelholz von Colberg (1440/1512)
  • Fürer von Haimendorf (1496/1599)
  • Welser zu Neunhof und Beerbach (1504/1368)
  • Scheurl von Defersdorf (1529/1540)
  • (von) Imhoff (1540/1697)
  • Oelhafen von Schöllenbach (1729/1489)
  • Waldstromer von Reichelsdorf (1729/1551, ausgestorben 1844)
  • Peller von Schoppershof (1788/1585, ausgestorben 1870)
  • (von) Praun (1788/1789)
  • Gugel von Brand und Diepoltsdorf (1792/1543)


weitere (ausgestorbene) Patrizierfamilien (in Klammern Jahr des Aussterbens):

Ammann (1483), Derrer/Dörrer von Unterbürg (1706), Eisvogel (1627), Flexdorfer (1449), Fütterer (1586), Groland von Oedenberg (1720), Groß (1589), Hegner von Altenweiher (um 1600), Heyden/Haiden/Heiden (17. Jhdt.), Kammermeister (1741), Katterbeck (1395), Koler von Neunhof (1688), Maurer (um 1400), Meichsner (17. Jhdt.), Neumarkter (1361), Nützel von Sündersbühl (1747), Ortlieb (1459), Paumgartner von Holnstein und Grünsberg (1726), Peßler (1786), Pfinzing von Henfenfeld (1764), Prünsterer (um 1500), Reich/Reichel (1578), Rieter von Kornburg (1753), Rummel von Zant und Lonnerstadt (1807), Schlüsselfelder von Kirchensittenbach (noch existent), Schopper (16. Jhdt.), Schürstab (1743), Stark von Röckenhof (1715), Tetzel von Kirchensittenbach (1736), Topler (1687), Weigel (1430), von Woelckern (1905), Wolff von Wolffsthal (1717), Zingel (1539), Zollner vom Brand (1776).

Militär- und Polizeiverwaltung

Angegeben ist vor dem Namen die Amtszeit, nach dem Namen die Lebenszeit:

  • 1806 General Bernard Georges François Frère (1764–1826), französischer Militärgouverneur (11. März - 15. September)
  • 1806 – 1808 General Friedrich Karl Graf von Thürheim (1763–1832), bayerischer Militärgouverneur für die fränkischen Bezirke
  • 1808 – 1818 Königlich bayerischer Polizeidirektor Christian Heinrich Clemens Wurm (1771–1835), bayerischer Polizeikommissär

Erste Bürgermeister

Ab 1907 wird statt „Erster Bürgermeister“ die Bezeichnung „Oberbürgermeister“ verwendet; angegeben ist vor dem Namen die Amtszeit, nach dem Namen die Lebenszeit:

  • 1818 – 1821 : Christian Gottfried Lorsch (1773–1830)
  • 1821 – 1853 : Jakob Friedrich Binder (1787–1856)
  • 1854 – 1867 : Maximilian von Waechter (1811–1884)
  • 1867 – 1891 : Otto Freiherr von Stromer (1831–1891)
  • 1892 – 1913 : Georg Ritter von Schuh (1846–1918)
  • 1913 – 1919 : Otto Geßler (1875–1955)
  • 1920 – 1933 : Hermann Luppe (1874–1945), von den Nationalsozialisten 1933 zum Rücktritt gezwungen
  • 1933 – 1945 : Willi Liebel (1897–1945)
  • 1945 : Julius Rühm (1882–1960), als Ãœbergang von den Alliierten eingesetzt
  • 1945 : Martin Treu (1871–1952), von den Alliierten für den wegen seiner Vergangenheit belasteten Julius Rühm eingesetzt, bald aber aufgrund einer Denunziation wieder entlassen
  • 1945 – 1948 : Hans Ziegler (1877–1957), bis 1946 zunächst kommissarischer Oberbürgermeister
  • 1948 – 1951 : Otto Ziebill (1896–1978)
  • 1952 – 1957 : Otto Bärnreuther (1908–1957)
  • 1957 – 1987 : Andreas Urschlechter (geb. 1919)
  • 1987 – 1996 : Peter Schönlein (geb. 1939)
  • 1996 – 2002 : Ludwig Scholz (1937-2005)
  • 2002 –heute: Ulrich Maly (geb. 1960)

Literatur

Allgemein

  • Johann Gottfried Biedermann: Geschlechtsregister des hochadeligen Patriciats zu Nürnberg. Nachdruck der Ausgabe Bayreuth 1748, Neustadt/Aisch 1982, ISBN 3-923006-16-0
  • Michael Diefenbacher/Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage, Verlag W. Tümmels, Nürnberg, 2000, ISBN 3-921590-69-8
  • Gerhard Fink (Hrsg.): Norimberga. Ein Büchlein über Ursprung, Lage, Einrichtungen und Gesittung Nürnbergs, ins Deutsche übersetzte Ausgabe des Büchleins von Konrad Celtis (s. historische Quellen), Verlag Nürnberger Presse, Nürnberg, 2000, ISBN 3-9316-8306-0
  • Christoph von Imhoff: Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, Edelmann, Nürnberg, 2000, ISBN 3-8719-1088-0
  • Martin Schieber: Nürnberg - Eine illustrierte Geschichte der Stadt, Verlag C.H. Beck, München, 2000, ISBN 3-4064-6126-3
  • Walter Herppich: Das unterirdische Nürnberg, Hofmann Verlag, Nürnberg, 2001, ISBN 3-87191-301-4

Periodika

  • Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (erscheinen seit 1878; bis Band 87, 2000 auch online ; jeweils die letzten 4 Jahrgänge der Zeitschrift sind nicht online)
  • Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg (hrsg. vom Stadtarchiv seit 1959)
  • Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte (hrsg. vom Stadtarchiv seit 1970)
  • Ausstellungskataloge des Stadtarchivs Nürnberg (seit 1987)
  • Nürnberger Altstadtberichte, hrsg. von den Altstadtfreunden Nürnberg e.V. seit 1976

Historische Quellen

  • Die Sigena-Urkunde aus dem Jahr 1050 Originaltext online
  • Nürnberg in: Meyers Konversationslexikon, 4. Aufl. 1888-90, Bd. 12, S. 282.
  • Konrad Celtis : Norinberga. De origine, situ, moribus & institutis Norinbergae libellus lateinische Originalausgabe 1502 online
  • Friedrich Nicolai : Einige Nachrichten von Nürnberg, Berlinische Monatsschrift 1/1783, S. 79 ff. Originalausgabe online
  • Kapitel über die Geschichte Nürnbergs in: Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band III, Zweite Abtheilung: Mittelfranken. München 1865, S. 1166-1189 (enthält auf den Seiten 915-917 auch die Informationen zu den Sagen von der Gründung Nürnbergs) Originalausgabe online
  • Hanns-Hubert Hoffmann: Historischer Atlas von Bayern, Franken Heft 4: Nürnberg-Fürth, München 1954 Originalausgabe online

Geschichts-Vereine

  • Geschichte Für Alle e.V.

Weblinks

Wikipedia

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