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Letzte Änderung für Artikel Ulmer Schachtel: 04.02.2006 12:58

Ulmer Schachtel

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Historische Darstellung einer Ulmer Schachtel
Historische Darstellung einer Ulmer Schachtel

Bei der Ulmer Schachtel, ursprünglich Wiener Zille genannt, handelte es sich um einen Einweg -Bootstyp, der seit dem Mittelalter auf der Donau der Warenbeförderung diente. Die früheste Erwähnung stammt vom Dominikaner - Mönch Felix Fabri von 1488 / 89 .

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ulmer Schachteln, in Ulm zu jener Zeit nach dem Bestimmungsort Wiener Zillen genannt, waren einfach konstruierte, bis zu 30 Meter lange Boote , die zum Schutz wertvollerer Ladung und von Passagieren mit einem Hausaufbau auf dem Deck versehen waren. Sie trieben mit Stangen gelenkt auf der Donau flussabwärts.

Der Name der Ulmer Schachtel beruht darauf, dass diese Zillen in Ulm gebaut wurden und die Stadtfarben, ein schwarz-weißes Streifenmuster, trugen. Als Schachtel wurden sie insbesondere im Württembergischen wegen ihrer äußerst einfachen Konstruktion verspottet. Die einfache Konstruktion war zweckmässig, da der grössere Teil von ihnen nur zur einmaligen sog. Naufahrt flussabwärts genutzt wurde. Am Ende der Fahrt wurden Ulmer Schachteln vielfach als Nutzholz oder zur Weiterverwendung verkauft.

Verbürgt ist, dass man im 18. Jahrhundert Schiffsbaumeister, sog. Schopper , aus dem bayrischen Donaugebiet anwarb, um den steigenden Holzbedarf für Flöße in den Griff zu bekommen. Zillen wurden in Ulm bereits früher als kleinere Arbeitschiffe, seitdem vornehmlich zum Warentransport donauabwärts gebaut.

Mit den Wiener Zillen wurden in regelmässig wöchentlichem Schiffsverkehr von Ulm aus Waren und Personen nach Regensburg, Passau, Linz, Wien, Budapest oder Belgrad transportiert. Da sie nach Fahrplan regelmässig verkehrten, wurden diese Ordinarischiffe genannt. Die Schiffe wurden von einer eigenen Zunft gebaut und betrieben. Während die Boote anfangs maximal 22 m lang und 3 m breit waren, vergrößerten sich ihre Maße mit der Zeit. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erreichten sie Größen von bis zu 30 Meter Länge und 7,5 Meter Breite und ein Ladevermögen von ca. 2 Tonnen. Die Bordwand dieser Boote hatte eine Höhe von etwa 1,5 Metern. Mittig auf dem Schiff befand sich eine größere Holzhütte. Bei Warentransporten lagerte hier das Handelsgut; bei Auswanderungen war dies der Wetterschutz der Passagiere. Das Fahrzeug wurde auf seiner Reise Donau abwärts mit Stangen bzw. Ruderblättern , zwei am Bug und zwei am Heck, gesteuert.

Anfang des 19. Jahrhunderts diente der Bootstyp der Ulmer Schachtel deutschen Auswanderern als Verkehrsmittel, um in die Länder des südöstlichen Europas zu gelangen. In ihren neuen Siedlungsgebieten in Rumänien , Ungarn und Süd- Russland entstanden die Volksgruppen der

  • Bessarabiendeutschen
  • Dobrudschadeutschen
  • Donauschwaben
  • Kaukasiendeutsche
  • Schwarzmeerdeutschen
  • Ungarndeutschen

Zwischen 1804 und 1818 gelangten tausende schwäbischer Auswanderer auf dem Wasserweg nach Russland, insbesondere nach Bessarabien . Sie schifften sich in Ulm ein und fuhren Donau abwärts bis zur Mündung ins Schwarze Meer bei Ismajil . Reiseerzählungen berichten von äußersten Strapazen während der rund 2.000 Kilometer langen Fahrt durch drangvolle Enge auf überfüllten Booten und Krankheiten (nach Genuss von Flusswasser) mit zahllosen Todesfällen.

Heute

Oberösterreichischer Werftbau Wesenufer / Freizell 2005 . LüA 11m
Oberösterreichischer Werftbau Wesenufer / Freizell 2005 . LüA 11m
Typ Fischerzille 1982 LüA 10m
Typ Fischerzille 1982 LüA 10m

Der Bootstyp der Zille wird auch heute noch als Arbeits-, Fischer- und Freizeitboot eingesetzt. Hervorzuheben ist seine besondere Eignung für den Hochwasser -Rettungseinsatz der Freiwilligen Feuerwehren entlang der Flussläufe. Nach wie vor werden sie aus Nadelhölzern gebaut, hauptsächlich Lärche und Fichte. Produktionsstätten gibt es vor allem an der oberösterreichischen Donau bei Engelhartszell . Am linken Flussufer bestehen zwei Familienbetriebe, die das Schiffsbauer-Handwerk bereits über mehrere Jahrhunderte betreiben. Die hier hergestellten Baugrößen liegen um 6 bis 12 Meter Schiffslänge, in Ausnahmefällen jedoch weit darüber. Es werden einige fixe Zillen-Typen angeboten, wie etwa die Feuerwehrzillen mit genormten Abmessungen. Alle übrigen Zillen sind Sonderanfertigungen und für den jeweiligen Einsatzzweck maßgeschneidert. In dieser Flexibilität liegt noch heute die Stärke dieses Bootstyps. Bedingt durch die einfache Bauart herrscht, verglichen mit neuzeitlichen Konstruktionen, ein sehr günstiges Preis-Leistungsverhältnis vor. Die sprichwörtliche Robustheit der Zillen bietet gute Chancen für den Weiterbestand dieser traditionellen Wasserfahrzeuge. Von regionaler Bedeutung sind die alljährlichen Zillensportmeisterschaften.

Literatur

  • Friedrich Fiechtner (Hrsg.): Merkwürdige und vollständige REISEBESCHREIBUNG der im Jahr 1817 ausgewanderten Würtemberger, Badenser und Schweizer, nach Kaukasien. Neuauflage nach dem 1818 erschienenen Erstdruck, bearbeitet von Friedrich Fiechtner. Landsmannschaft der Bessarabiendeutschen. Stuttgart 1970.

Weblinks

Wikipedia

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