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Letzte Änderung für Artikel Hans Filbinger: 20.02.2006 14:07

Hans Filbinger

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Hans Karl Filbinger (* 15. September 1913 in Mannheim) ist ein deutscher Politiker ( CDU ).

Er war von 1966 bis 1978 Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung, Beruf, Familie

Nach seinem Studium der Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft an der Albert-Ludwigs-Universität , Freiburg im Breisgau und in München promovierte er 1939 . Hans Filbinger ist mit Ingeborg Breuer verheiratet. Aus der Ehe sind vier Töchter und ein Sohn hevorgegangen.

Partei

Filbinger war von 1933 bis 1936 Mitglied des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB), von 1934 bis 1937 auch Mitglied der SA . 1937 trat er in die NSDAP ein. 1940 wurde er zur Marine eingezogen und trat 1943 der Militärjustiz bei. 1951 trat Filbinger in die CDU ein, wo er in bedeutende Führungspositionen aufstieg. Er wurde Vorsitzender des CDU-Bezirksverbandes Südbaden , 1971 bei Gründung des CDU-Landesverbandes Baden-Württemberg dessen erster Vorsitzender. In den 70-er Jahren wurde er einer der stellvertretnden Bundesvorsitzenden der CDU, bevor er nach 1978 im Zusammenhang mit der Marinerichter-Affäre (siehe besonderen Abschnitt) alle Führungsämter abgab. Die baden-württembergische CDU ernannte Filbinger 1979 zum Ehrenvorsitzenden. Mitglied des Bundesvorstandes blieb er bis 1981.

Staatsrat, Innenminister, Ministerpräsident

Hans Filbinger, seit 1953 Stadtrat in Freiburg, wurde 1958 erstmals von Ministerpräsident Kurt Georg Kiesinger zum Mitglied der Landesregierung berufen und zwar in die Position eines Staatsrates, der vor allem die Interessen Südbadens innerhalb des jungen Bundeslandes Baden-Württemberg wahrzunehmen hatte. 1960 wurde Filbinger Innenminister von Baden-Württemberg. Als Kiesinger am 1. Dezember 1966 Bundeskanzler in Bonn wurde, wurde Filbinger sein Nachfolger im Amt des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg. Dabei kam es zum Bruch mit der FDP , die eine sozialliberale Koalition anstrebte. Nach dramatischen Koalitionsverhandlungen bildete Filbinger aus CDU und SPD eine Große Koalition nach Bonner Muster. Nach der Landtagswahl von 1968 wurde die Große Koalition weitergeführt, deren größte Leistung in den frühen 70-er Jahren eine Verwaltungsreform (Gemeinde- und Kreisreform) unter Federführung von Innenminister Walter Krause war. Dabei wurde die Zahl der Gemeinden und Landkreise stark reduziert, wobei die neuen Landkreise und Regierungsbezirke die historischen Grenzen der früheren Länder Baden und Württemberg übersprangen.

Bei der Wahl von 1972 konnte die CDU unter Führung von Hans Filbinger zum ersten Mal in der Geschichte des Landes die absolute Mehrheit (52,9 %) gewinnen. In den 70-er Jahren erfreute sich der "Landesvater" Filbinger einer außerordentlich großen Popularität, die sich auch im Ergebnis der Landtagswahl von 1976 niederschlug, als er die absolute Mehrheit der CDU weiter ausbauen konnte (56,7 %). Dieses Ergebnis bedeutete den größten Wahlerfolg der CDU auf Landes- oder Bundesebene zur Zeit der alten Bundesrepublik. Auf dem Gipfelpunkt seiner Popularität angelangt, galt Filbinger bereits als möglicher Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten im Jahr 1979.

Um so gravierender war dann sein jäher politischer Absturz im Jahre 1978, von dem er sich politisch nicht mehr erholte. Am 7. August 1978 musste er als Ministerpräsident zurücktreten - Konsequenz der 'Affäre Filbinger', die weiter unten erläutert wird. Filbingers Nachfolger, sowohl als Ministerpräsident als auch als CDU-Landesvorsitzender, wurde Lothar Späth, der sich innerparteilich gegen den damaligen Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel durchsetzte.


1979 gründete Filbinger das umstrittene Studienzentrum Weikersheim , welches er bis 1997 leitete.

Affäre Filbinger

1978 wurde durch eine Veröffentlichung des Schriftstellers Rolf Hochhuth in der Wochenzeitung Die Zeit Filbingers Mitwirkung an vier Todesurteilen bei NS - Kriegsgerichtsverfahren bekannt. Er prägte dabei mit Sicht auf Filbinger das geflügelte Wort von den "furchtbaren Juristen".

Filbinger war demnach in zwei Fällen Vertreter der Anklage und in zwei Fällen Vorsitzender Richter. Er war Ankläger in einem Verfahren gegen einen Plünderer, der 1943 zum Tode verurteilt wurde, das wegen von Filbinger beigesteuerter entlastender Dokumente nicht vollstreckt wurde. Bei einem Fall wurde Filbinger erst am Tage der Hauptverhandlung als Ersatzmann Anklagevertreter gegen den Matrosen Walter Gröger wegen Fahnenflucht. In einem ersten Verfahren war dieser zu einer Zuchthausstrafe verurteilt worden, Generaladmiral Schniewind als Gerichtsherr wies allerdings die Anklagevertreter an, die Todesstrafe zu verlangen. Das Gericht verurteilte Gröger auf Antrag Filbingers zum Tode. Einen Begnadigungsantrag lehnte Admiral Dönitz ab und verfügte die Vollstreckung, die Filbinger für den 16. März 1945 ansetzte und als "Leitender Offizier" des Exekutionskommandos beaufsichtigte. Die Handlungsspielräume, die Filbinger in diesem Fall (wie auch in anderen) hatte, wurden später Gegenstand lebhafter Debatten. So behaupten einige eine Art Befehlsnotstand des Marine-Juristen, was ihnen von anderen den Vorwurf einbringt, Filbinger ohne jeden Beleg zu unterstellen, überhaupt anders gehandelt haben zu wollen. Gerade die von Filbinger selbst angeführten Fälle, in denen er Angeklagten geholfen habe, sprächen im Übrigen eher für das Vorhandensein von Gestaltungsspielräumen.

In der öffentlichen Diskussion 1978 rechtfertigte Filbinger sich Journalisten gegenüber mit dem berühmt gewordenen Kommentar: "Was damals Recht war, kann heute nicht Unrecht sein!". Filbinger bezieht diesen Ausspruch auf das Militärstrafrecht in seinem alten Bestand von 1872, das auch in der Zeit des Nationalsozialismus weitergalt. Er bezeichnete die zwei von ihm als Richter unterzeichneten Todesurteile als "Phantomurteile", da sie nach Flucht der Angeklagten nach Schweden erfolgt und nicht zur Vollstreckung gedacht gewesen seien.

Mindestens das Urteil gegen Gröger wurde jedoch nachweislich vollstreckt. Filbinger hatte zudem am 1. Juni 1945 , 4 Wochen nach Kriegsende, einen Oberleutnant wegen Entfernens von der Truppe zu 13 Monaten Gefängnis verurteilt. In der Urteilsbegründung heißt es: "Er (der Angeklagte) sah voraus, dass nun das Unheil für uns alle unabwendbar geworden sei und versuchte, für seine Person möglichst günstig wegzukommen." Das Wort "Unheil" wird von Kritikern Filbingers häufig auf das Kriegsende bezogen und als Beleg dafür angeführt, dass Filbinger dieses als "Unheil für uns alle" angesehen habe.

In dem Fall des zum Tode verurteilten Militärpfarrers Möbius mischte sich Filbinger in das anschließende Bestätigungsverfahren ein und erreichte im Frühjahr 1945 eine Wiederaufnahme des Verfahrens, welches mit Freispruch endete. Als Untersuchungsführer im Falle des Oberleutnants Forstmeier beeinflusste er die Zeugen zu Aussagen, die entlastend gewertet werden konnten, verzögerte die Hauptverhandlung um fünf Monate bis zum März 1945 , und erreichte dadurch eine Degradierung und Gefängnisstrafe statt der drohenden Todesstrafe wegen Wehrkraftzersetzung .

Zunächst bestritt Filbinger, jemals an Todesurteilen beteiligt gewesen zu sein, musste dann aber das Gegenteil eingestehen. Deshalb trat er unter starkem öffentlichen Druck, letztendlich jedoch erst unter dem Druck seiner eigenen Partei am 7. August 1978 als Ministerpräsident zurück und gab später seine Parteiämter ab. Ausschlaggebend für seinen Rücktritt waren nicht in erster Linie die Ereignisse des Jahres 1945 als solche, sondern vielmehr Filbingers Umgang mit ihnen dreißig Jahre später und seine unglückliche Verteidigungsstrategie.

Der Historiker Golo Mann sprach von einer "meisterhaft konzentrierten Hetze gegen Filbinger" (Welt am Sonntag, 26. Juli 1987). Dass - wie heute bekannt ist - im Hintergrund die Stasi an den Veröffentlichungen beteiligt war, legt Filbinger als Unschuldsbeweis aus. Er behauptet, "von den Verschwörern des 20. Juli 1944 für eine Verwendung nach geglücktem Attentat auf Hitler vorgesehen" gewesen zu sein und "mehreren zu Unrecht zum Tode Verurteilten das Leben gerettet" zu haben. Filbinger bezeichnet sich selbst als rehabilitiert, genauso sieht es der CDU-Landesverband Baden-Württemberg.

Ereignisse der jüngeren Vergangenheit

Auch Jahrzehnte später haben die Ereignisse des Jahres 1978 noch ihre Auswirkungen. Am 16. September 2003 , einen Tag nach seinem 90. Geburtstag, wurde Filbinger mit einem Empfang im Ludwigsburger Schloss geehrt. Zuvor war wegen anhaltender Proteste in der Stadt Freiburg, wo Filbinger seit langen Jahren lebt, ein Empfang abgesagt worden. Es kamen etwa 130 geladene Gäste, darunter beinahe das gesamte CDU/FDP-Kabinett. Dabei waren auch der damalige Ministerpräsident Erwin Teufel und sein Vorgänger Lothar Späth. Vor den Toren des Schlosses protestierten Demonstranten gegen den Politiker, der immer noch Ehrenvorsitzender der Landes-CDU ist. Die Vorsitzenden von SPD und Grünen blieben der Veranstaltung fern.

Am 31. März 2004 wurde Hans Filbinger anlässlich der Bundespräsidentenwahl 2004 von der Landtagsfraktion der CDU in Baden-Württemberg als Mitglied der Bundesversammlung vorgeschlagen und auf einer gemeinsamen Liste aller Fraktionen des Landtags einstimmig gewählt. Die umstrittene Vergangenheit Filbingers führte in diesem Zusammenhang in der Woche vor der Bundespräsidentenwahl zu kritischen Reaktionen seitens der SPD , PDS und der Grünen , wobei sich Bundes-SPD und -Grüne vom Stimmverhalten ihrer Landtagsfraktionen distanzierten. Kritik kam auch von Hochhuth , der Schriftstellervereinigung P.E.N. Deutschland und dem Zentralrat der Juden . Filbinger war bereits siebenmal (1959, 1969, 1974, 1979, 1994, 1999 und 2004) als Wahlmann in der Bundesversammlung vertreten, davon viermal nach seinem Rücktritt.

Literatur

  • Hans Filbinger: Die geschmähte Generation. Politische Erinnerungen. Universitas-Verlag, München 1987, ISBN 3-8004-1154-7

Weblinks

Wikiquote: Hans Filbinger – Zitate

Wikipedia

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