Konzil von Konstanz
Das Konzil von Konstanz ( 5. November 1414 bis 22. April 1418 ) wurde auf das Betreiben König Sigismunds hin von Papst Johannes XXIII. nach Deutschland an den Bodensee einberufen, um das Abendländische Schisma zu beenden, die kirchlichen Zustände zu verbessern und die Ketzerei niederzuschlagen.
Ziele des Konzils waren
- die causa unionis , die Frage der Kircheneinheit
- die causa reformationis : die Frage der Kirchenreform
- die causa fidei die Frage der kirchlichen VerkĂĽndigung und Sakramentenlehre
Johannes XXIII. selbst kam nach Konstanz und eröffnete das Konzil, wobei nur die Bischöfe anwesend waren, die auf seiner Seite waren. Es gab sich selbst eine Geschäftsordnung, die festlegte, dass nur nach Nationen und nicht, wie bisher üblich, nach Köpfen abgestimmt werde, um eine Majorisierung durch die italienischen Bischöfe zu verhindern. Das Konzil erklärte sich dann als über dem Papst stehend und setzte den Papst im Mai 1415 ab. Da Johannes durch das Konzil von Pisa gewählt worden war, musste er die Autorität des Konzils über den Papst akzeptieren.
Die Kardinäle von Gregor XII. eröffneten ein neues Konzil im Juli 1415 um die Autorität des Bischofs in Rom zu behaupten. Dann beschlossen sie seinen Rücktritt, womit ein weiterer Papst abgesetzt war. Gregor hatte die Autorität des Konzils über den Papst nicht anerkannt.
Benedikt XIII. weigerte sich zurückzutreten und floh von Avignon an die portugiesische Küste, wo er sich für den Rest seines Lebens (bis 1423) aufhielt. Der Kaiser verhandelte mit dem König von Aragon und nach längeren Verhandlungen kamen auch einige von Benedikts Bischöfen und das Konzil setzte im Juli 1417 auch Benedikt ab und im November 1417 wurde ein neuer Papst, Martin V. gewählt.
Das Konzil verurteilte die Lehren von John Wyclif , Jan Hus und Hieronymus von Prag . Jan Hus und Hieronymus von Prag, die in Konstanz anwesend waren, wurden als Ketzer verbrannt, John Wyclif (1330 bis 1384) war zu der Zeit bereits seit drei Jahrzehnten tot, doch seine Gebeine wurden ausgegraben und ebenfalls verbrannt.
Das Konzil veröffentlichte das Dekret Haec sancta am 6. April 1415 , das hinsichtlich der Vorrangstellung von Papst und Konzil von Interesse ist.
Dieser Entscheid des Konzils wurde von keinem Papst approbiert, außerhalb von Rom jedoch von Bischöfen und Theologen in ganz Europa bis ins 16. Jahrhundert nachdrücklich verteidigt.
Folgen des Konzils von Konstanz
Papst Martin V. einigte sich 1429 mit Clemens VIII. , dem Nachfolger von Benedikt XIII. und beendete damit das westliche Schisma .
In Böhmen hat das Urteil über den populären Prager Prediger und Kirchenreformer Hus zu Volksaufständen geführt, die schließlich zu der hussitischen Revolution führten. Die Hussiten und ihre Nachahmer führten danach fast zwei Jahrhunderte in Mitteleuropa religiös motivierte Kriege, die in den Dreißigjährigen Krieg mündeten und erst mit diesem endeten.
Das Dekret Haec Sancta sollte ein kollegiales Verhältnis zwischen Papst und Konzil schaffen. Leider war das praktisch nicht möglich. Vielleicht ist das auch ein Grund, weshalb die causa reformationis auch nicht nach der Papstwahl erfüllt worden ist. Martin V. widmete sich lediglich den Reformen, die das geschwächte Papsttum erstarken ließen. Einige Historiker sind der Auffassung, dass die "Verschiebung" der causa reformationis indirekt der Einstieg in die Zeit der Reformation war, die hundert Jahre nach dem Konstanzer Konzil auch in Deutschland begann.
Siehe auch: Imperia (Skulptur)
Literatur
- Walter BrandmĂĽller:Das Konzil von Konstanz, 2 Bde., Paderborn-MĂĽnchen-Wien-ZĂĽrich 1991-1997.
- Hubert Jedin (Hrsg.):Handbuch der Kirchengeschichte. Vom kirchlichen Hochmittelalter bis zum Vorabend der Reformation, Bd. 3, 2. Hälfte, 2. unveränderte Aufl., Freiburg i. B. 1973.
Weblinks
- Das große Abendländische Konzil ( Word-Dokument des Evangelischen Schuldekanats Konstanz )
Allgemein anerkannte ökumenische Konzile
325 Nicäa I –
381 Konstantinopel I –
431 Ephesus –
451 Chalcedon –
553 Konstantinopel II –
680 Konstantinopel III –
787 Nicäa II
Ökumenische Konzile der römisch-katholischen Kirche
869 Konstantinopel IV –
1123 Lateran I. –
1139 Lateran II. –
1179 Lateran III. –
1215 Lateran IV. –
1245 Lyon I –
1274 Lyon II –
1311 - 1313 Vienne –
1414 - 1418 Konstanz –
1431 - 1442 Basel/Ferrara/Florenz –
1512 - 1517 Lateran V –
1545 - 1563 Trient –
1869 - 1870 Vatikan I –
1962 - 1965 Vatikan II
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