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Letzte Änderung für Artikel Imperia (Skulptur): 22.01.2006 18:21

Imperia (Skulptur)

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Die Imperia ist eine Statue im Hafen von Konstanz am Bodensee, entworfen und ausgefĂĽhrt von dem Bildhauer Peter Lenk und 1993 aufgestellt. Die Figur ist aus Beton gegossen, rund 10 m hoch, 18 Tonnen schwer und dreht sich mit Hilfe eines Motors innerhalb von drei Minuten einmal um die eigene Achse. In ihrem Sockel ist eine Pegelmessstation integriert, die von einem begehbaren Steg umgeben ist.

Inhaltsverzeichnis

Symbolik

Ansicht von vorn
Ansicht von vorn

Die Statue der Imperia erinnert satirisch an das Konzil von Konstanz (1414-1418). Sie stellt eine üppige Kurtisane dar, der ein tiefes Dekolleté und ein geschlitztes Kleid, das nur von einem Gürtel geschlossen wird, eindeutige erotische Ausstrahlung verleihen. Auf ihren Händen trägt sie zwei nackte Männlein. Das rechte trägt eine Krone auf dem Haupt und hält einen Reichsapfel in der Hand, das linke trägt eine Tiara . Es ist nicht eindeutig, ob sie die tatsächlichen Vertreter der weltlichen und der geistlichen Macht zur Zeit des Konzils, Kaiser Sigismund und Papst Martin V. , repräsentieren sollen. Der Künstler selbst sieht sie lediglich als nackte Gaukler , die sich die Insignien der Macht widerrechtlich aufgesetzt haben.

Einerseits ist diese Figurenkonstellation eine Remineszenz an die angebliche Mätressenherrschaft , die der römischen Amtskirche von ihren heftigsten Kritikern zu manchen Zeiten vorgeworfen wurde. Andererseits erinnern die nackten Figuren an den alten Märchenstoff Des Kaisers neue Kleider : Die Mächtigen sind nur noch lächerliche Witzfiguren, wenn sie ihrer würdigen Amtskleidung beraubt werden. Der Kopfschmuck von Imperia ist eine Art Narrenkappe mit Schellen – Imperia kommt also nicht nur die Rolle der intriganten Kurtisane zu, sondern auch die des Hofnarren , der das Spiel der Mächtigen durchschaut und auf die Schippe nimmt.

Bei der Figur der Imperia handelt es sich um eine literarische Erfindung von Honoré de Balzac . In seiner frivolen Erzählung La belle Impéria ( Tolldreiste Geschichten , 1832-1837) ist die schöne Imperia eine Kurtisane, die zum Konzil in Konstanz weilt und die Geliebte von „Kardinälen, Würdenträgern, Fürsten und Markgrafen“ ist. Imperia entpuppt sich als heimliche Herrscherin des Konzils: „Die Höchsten wie die Kühnsten umwarben sie, ein Wink von ihr konnte einem das Leben kosten, und selbst unerbittliche Tugendbolde krochen bei ihr auf den Leim und tanzten gleich den andern nach ihrer Pfeife.“ Balzac nimmt die Doppelmoral der Geistlichen der Katholischen Kirche aufs Korn und macht die sinnenfreudige Imperia und ein „armes Pfäfflein“, das sich in sie verliebt, zu den Helden der Erzählung. 1927 wurde Balzacs Erzählung von Franco Alfano als Oper Madonna Imperia vertont.

Balzacs Erzählung beruht auf einer literarischen Figur, die wiederum einen historischen Kern besitzt. Die historische Imperia, geboren als Lucrezia de Paris (1455/1485-1511) in Ferrara, war eine gebildete Italienerin , die allerdings fast ein Jahrhundert nach dem Konzil lebte. Zu Lebzeiten war sie bereits eine legendäre Figur, die in die Literatur und Geschichtsschreibung einging. Pietro Aretino rühmte ihre Bildung: „sie weiss auswendig den ganzen Petrarca und Boccaccio und zahllose schöne lateinische Verse aus Virgil , Horaz , Ovid und tausend anderen Autoren“. [1] Sie scheint, so machen die Zeitgenossen glauben, eine einflussreiche Geliebte von hochrangigen Klerikern gewesen zu sein. Vor Balzac taucht sie bereits bei den Schriftstellern Matteo Bandello , Joachim du Bellay und Beroaldus de Verville als literarisierte Figur auf. Raffaels Darstellung der Dichterin Sappho in den Stanzen des Vatikanpalastes soll gar ein Porträt der historischen Imperia sein. (Diese Zuschreibung ist jedoch nicht überprüfbar oder historisch gesichert.)

Der historische Hintergrund der Konzilsprostituierten ist ebenfalls keine Erfindung: Zur Zeit des Konzils, das vier Jahre dauerte, lebten neben der Konstanzer Stadtbevölkerung, die damals um die 8.000 Menschen gezählt haben wird, zeitweilig bis zu 30.000 Geistliche und Fürsten samt ihren Bediensteten, Kaufleuten, Handwerkern usw. in der Stadt – sowie, nach Angaben des Chronisten Ulrich Richental , auch um die 700 Prostituierte [2] . Neben den gewöhnlichen Bordellen gab es auch „gehobenere“ Konkubinen, die sich eigene Häuser mieteten.

Entstehung

Der alte Hafenturm vor 1890
Der alte Hafenturm vor 1890

Die Imperia wurde von den Bodensee-Schiffsbetrieben (damals im Besitz der Deutschen Bahn ) und dem Fremdenverkehrsverein der Stadt Konstanz initiiert. Ihr Sockel ist der Rest des Molenturms am Konstanzer Hafen, der 1842 errichtet und 1890 wieder abgerissen wurde – bis auf das heute noch bestehende Sockelhäuschen. Lange Zeit stand auf dem Sockel nur ein Stahlgestell, das als Bake diente. Es musste der Imperia weichen, die am 24. April 1993 feierlich enthüllt wurde.

Die Statue war zu Beginn heftig umstritten. Vor allem die Konstanzer Kirchen und konservative Mitglieder des Stadtrats protestierten gegen die Erhebung einer Prostituierten zum Denkmal und gegen die als zu derb empfundene Darstellung des Papstes. Selbst das Erzbistum Freiburg meldete sich mit Bedenken zu Wort.

Da die Statue jedoch auf dem Privatgrundstück der Deutschen Bahn errichtet wurde und nicht auf städtischem Gelände, war es dem Stadtrat nicht möglich, den Bau zu verhindern. In Kürze entwickelte sich die Imperia jedoch zu einer Touristenattraktion und zum beliebten Wahrzeichen der Stadt.

Vom gleichen Künstler stammen in Konstanz auch der „Laubebrunnen“ – im Volksmund auch „Konstanzer Triumphbogen“ genannt – und eine 14 m hohe Betonskulptur mit dem Titel „Karriereleiter“ vor dem Bürogebäude der Drucktechnik-Firma Océ .

Quellen

  • Jacob Burckhardt : Die Kultur der Renaissance in Italien. Stuttgart: Reclam 1987. S. 429 ↑ 
  • Weidhase 1997, S. 11 ↑ 

Literatur

  • Helmut Weidhase: Imperia. Konstanzer Hafenfigur. Stadler, Konstanz 1997. ISBN 3-7977-0374-0

Weblinks

Wikipedia

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