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Letzte Änderung für Artikel Kloster Lorch: 07.01.2006 14:28

Kloster Lorch

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Das Kloster Lorch war ein Benediktinerkloster und liegt in Lorch, Baden-Württemberg ( Deutschland ).

Kloster Lorch 1930
Kloster Lorch 1930
Kloster Lorch 2004
Kloster Lorch 2004

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mittelalter

Das Benediktinerkloster Lorch wurde um 1102 von dem Staufer Herzog Friedrich I. und seiner Familie gestiftet. Die sogenannte Gründungsurkunde hat sich mittlerweile als Fälschung aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts herausgestellt, dürfte aber den Sachverhalt im Wesentlichen richtig wiedergeben. Lorch wurde dem Papst unterstellt, wie es für Klöster der Hirsauer Reform üblich war, doch behielten sich die Staufer die Vogtei vor.

Die Anfänge der Grundherrschaft des Klosters Lorch waren ungeachtet der Machtstellung seiner Stifter bescheiden. Die Gründungsausstattung des Benediktinerklosters umfasste zunächst das staufische Hausgut in Lorch und einzelne umliegende Güter um den Hohenstaufen und nördlich der Rems. Außerdem bedachten die Staufer ihr Kloster mit Fernbesitz. Dazu gehörte sicher Ebermergen bei Harburg . Weiterer Besitz im Ries ist nicht unwahrscheinlich. Möglicherweise von den Saliern , d. h. aus der Mitgift der Kaisertochter Agnes, der Gattin Friedrichs I., stammen die Güter auf dem Albuch bei Bolheim und vielleicht auch die um den Weiler Hohenlohe auf dem Härtsfeld.

Die Kräfte richteten sich zunächst auf die Errichtung von Kirche und Klausurgebäuden. Erst 1139 konnte an die Überführung der verstorbenen Staufer von der Stiftskirche in die neue Klosterkirche gedacht werden konnte. Dank der Unterstützung des Königs Konrad III. machte das Kloster gute Fortschritte.

Die Ökonomie des Klosters dürfte sich in diesen Jahren eng an den Vorschriften der Constitutiones Hirsaugienses orientiert haben. Das bedeutete die Eigenbewirtschaftung der nahegelegenen Güter mit Konversen und Hörigen . Das Aufkommen neuer Reformorden brachte für das Benediktinerkloster unangenehme Konkurrenz hervor, zumal innere Zwistigkeiten den Konvent schwächten.

Die Situation des Klosters in der späteren Stauferzeit kann dennoch als gut bezeichnet werden. Die Klosterkirche wurde um die Wende zum 13. Jahrhundert mit Schmuckpfeilern und einem Turm über der Vierung versehen, wodurch die Staufergrablege auch nach außen hin optisch zur Geltung kam.

Der staufische Zusammenbruch bedeutete für das Kloster akute Gefahr: ehemalige Ministerialen beanspruchten einzelne Rechte, die aber zumeist mit Geld abgelöst werden konnten. Gefährlicher noch war der Zugriff des Grafen Ulrich I. von Württemberg. Er versuchte, die Vogtei über das Kloster zu übernehmen. Auch Walther II. Schenk von Limpurg forderte Vogteirechte über verschiedene Klosterorte. Letztlich konnte jedoch keiner seine Ansprüche durchsetzen. Rückhalt fand das Kloster bei den Herren von Rechberg . Außerdem konnte sich Lorch auf ein System gegenseitiger Unterstützung durch die benachbarten Klöster wie Murrhardt, Komburg und Anhausen stützen, so wie der Abt auch diesen bei Streitigkeiten zu Hilfe kam.

Nach der Königswahl des Habsburgers Rudolf I. stellte dieser 1274 das Kloster Lorch unter die Vogtei des Reiches. Das hatte zur Folge, daß es in seine Konflikte mit Graf Eberhard I. von Württemberg hineingezogen wurde. Die Benediktiner gerieten damit in eine Zwickmühle, denn sie strebten den Ausbau ihrer Güter um Stuttgart-Münster an, also im Machtzentrum Württembergs. Das Eingehen eines Schutzverhältnisses mit dem Grafen 1291 , unmittelbar nach dem Tode Rudolfs war daher nur konsequent.

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts geriet das Kloster in eine ernste Krise. Zum einen wurde sein Gebiet von den häufigen Kriegszügen im Lande verheert, zum anderen gingen die Stiftungen, was Größe und Anzahl betraf, merklich zurück. Eine letzte große Übertragung betraf 1279 Güter in Bietigheim , Bissingen und Hohenhaslach . Das Kloster sah sich nun gezwungen, Besitz zu verkaufen, wobei mit Bolheim, Dettingen am Albuch und Erpfenhausen ein ganzer Güterkomplex verloren ging. Um 1329 war der Tiefpunkt erreicht: Papst Johannes XXII. mußte dem bereits zurückgetreten Abt Kuno von Gundelfingen befehlen, als Pfleger weiter zu amtieren.

Die mühsame Sanierung ging einher mit einem Wechsel der tonangebenden Kreise im Kloster. Lorch geriet unter den Einfluss der ostschwäbischen Adelfamilien Schechingen, Wöllwarth und Arberg.

Der Machtzuwachs Württembergs in Ostschwaben führte letztlich dazu, dass Abt und Konvent sich dessen Herrschaft nicht entziehen konnte, auch wenn das Kloster nominell noch lange Zeit unter der Vogtei des Reiches stand. Die Interessen des Remstalklosters waren bald so sehr mit Württemberg verzahnt, daß es keine Möglichkeit zu einer selbständigen Territoriumsbildung mehr gab. Die Güterpolitik zielte nun auf die Abrundung der Grundherrschaft nördlich der Rems durch Tauschaktionen mit anderen Klöstern und den Zukauf von strategisch wichtigen Punkten wie der Burg Leineck . Ein weiteres Ziel war der Ausbau in den Weinbaugebieten an Enz und am mittleren Neckar. Besonders traten nun Weinbau und –handel als Geldquelle hervor. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts hatten die Mönche die kostspielige Direktbewirtschaftung ihrer Weingüter um Stuttgart aufgegeben. Mit der wirtschaftlichen Belebung gingen deutliche Anzeichen für einen religiösen und kulturellen Aufschwung einher. Der 1462 von Graf Ulrich V. veranlaßte Anschluß an die Melker Reform war daher nur konsequent und traf auf geringen Widerstand. Der adlige Abt Nikolaus Schenk von Arberg wurde schon bald vom bürgerlichen Jodokus Winkelhofer abgelöst.

Die Reform zog eine lebhafte Bautätigkeit nach sich, die im Verein mit den Geldforderungen des Grafen eine neue Finanzkrise hervorrief. Das Kloster beantwortete das mit der Erneuerung und Intensivierung seiner Rechte, was wiederum den Zorn seiner Untertanen hervorrief.

Das Kloster hatte nach und nach seine Besitzungen auf der Ulmer Alb und auf dem Härtsfeld, also außerhalb der württembergischen Machtsphäre, abgestoßen. Abt Georg Kerler kompensierte die Einbindung in das Staatswesen mit einer aktiven landständischen Politik. Im Machtvakuum während der Minderjährigkeit Herzog Ulrichs bot sich ihm für einen historischen Moment nochmals die Perspektive der Reichsunmittelbarkeit , doch wurde sie nicht konsequent genug genutzt. Unter Abt Sebastian Sitterich kehrte Lorch zur engen Kooperation mit dem Herzog zurück. Vielleicht haben die Benediktiner damals schon gespürt, daß ihre Machtmittel zu gering waren. Im Armen Konrad 1514 und im Bauernkrieg 1525 trat dies dann klar zutage. Die Mönche wurden von den aufständischen Bauern ausgeplündert, die Gebäude angezündet. Von den Schäden konnte sich das Kloster nur mühsam erholen. Darüber hinaus wurde es bereits von der Säkularisierung bedroht, da die württembergischen Landstände darin einen bequemen Weg aus der Schuldenkrise des Herzogtums sahen. Zwar hatten die Habsburger noch die Hand über die Prälaten gehalten (und sich den Schutz teuer bezahlen lassen), doch bedeutete die Rückkehr des vertriebenen Herzogs Ulrich 1535 die Einführung der Reformation , die Vertreibung der Mönche und die Zwangsverwaltung für Lorch. An der Struktur der Grundherrschaft wurde nichts geändert, da der Herzog daran interessiert war, sie als Sondervermögen zu erhalten, auf das die Landstände keinen Einfluß hatten. Die Verwalter unternahmen aber nichts gegen die seit 1525 aufgelaufenen Schulden. Durch das Augsburger Interim durften die Mönche 1548 zurückkehren. Unter dem neuen Abt Benedikt gelang zwar die Sanierung, doch waren die Tage des Benediktinerklosters gezählt. 1556 hob es Herzog Christoph auf und verfügte die Errichtung einer Schule, die aus den Einkünften der Grundherrschaft finanziert wurde. Mit dem Tod des letzten katholischen Abtes 1563 war die Geschichte des selbständigen Klosters dann vorbei.

Frühe Neuzeit

Es gab in der Folgezeit jedoch evangelische Äbte. Sie wurden vom Herzog ernannt und besuchten als Prälaten den württembergischen Landtag . Im Dreißigjährigen Krieg kamen noch zweimal katholische Mönche nach Lorch, konnten sich aber nicht lange halten. Seit 1727 wurde der Abtstitel mit dem Kanzleramt der Universität Tübingen verbunden. Erst mit der Erhebung des Württembergs zum Königreich und der damit verbundenen Neuorganisation des Staatsgebietes in napoleonischer Zeit wurde auch das Klosteramt aufgelöst. Es ging im 1807 gebildeten Oberamt Lorch (ab 1820 Oberamt Welzheim) auf.

Gebäude

Die Klosterkirche ist eine romanische Pfeilerbasilika mit Querhaus und ausgeschiedener Vierung . An der Westseite standen zwei runde Treppentürme, deren nördlicher im 15. Jh. einstürzte. Der südliche Turm wurde im 19. Jh. restauriert und um ein Stockwerk erhöht. Heute prägt er wesentlich die Silhouette der Gesamtanlage. Ein Vierungsturm, der um 1200 aufgesetzt worden war, verschwand wieder am Ende des Mittelalters, vielleicht infolge der Brandschäden im Bauernkrieg 1525. Dafür trug der Chor lange Zeit einen Dachreiter . Zwei Grabkapellen für die Adelsfamilien Wöllwarth und Schechingen, die in den Querarmen abgetrennt worden waren, wurden im 19. Jh. zugunsten des Raumeindrucks wieder beseitigt. Die Grabmäler stehen oder liegen nun an den Außenwänden des Kirchengebäudes. Der ursprünglich innen rund und außen flach endende romanische Chor wurde nach der Reformierung 1462 durch einen längeren gotischen 3/8-Chor ersetzt. Da der Kreuzgang aber an der Ostseite und nicht wie üblich an der Südseite der Kirche lag, wurde der Chor treppenförmig gestuft, so daß der Kreuzgang unter dem Chorschluß durchlaufen konnte! Wie der Kreuzgang lagen die Klausurgebäude auf der Ostseite, so daß eine streng axiale Anlage mit monumentaler Wirkung entstand, trotz der vergleichsweise geringen Abmessungen. Vorbild dafür war vielleicht das Kloster Heiligenberg bei Heidelberg. Heute ist nur noch der Nordflügel der Klausur erhalten. Immer wieder wird diskutiert, ob es Verbindungen zu Maria Laach geben könnte, wo die Kirche eine ähnliche Grundkonzeption hat und woher angeblich auch der erste Abt Harbert gekommen war. Die sogenannte Abtei wurde am Anfang des 16. Jhs. als repräsentativer Wohnsitz des Prälaten errichtet und zeigt noch schöne Wappensteine an der Fassade. Ferner haben sich ansehnliche Reste der alten Befestigung erhalten, u. a. ein alter Wehrturm. Die Wirtschaftsgebäude wurden in ein Altersheim umgewandelt.

Kunstschätze

Nach Verzeichnissen aus dem 16. Jahrhundert muss das Kloster sehr viele Reliquien und Kunstwerke besessen haben. Auch die Bibliothek dürfte sehr umfangreich gewesen sein. Bedingt durch Bauernkrieg und Reformation hat sich kaum etwas davon erhalten. In der Kirche zieht das herrliche spätgotische Staufergrabmal die Blicke auf sich. Es wurde von einem unbekannten Göppinger Bildhauer um 1475 geschaffen. Das Hochgrab sollte den Rang der Stifter vor Augen stellen und damit auch den Ruhm des Klosters vermehren. Später wurden die Pfeiler mit den heute noch sichtbaren Stauferbildnissen versehen. Trotz mehrerer Übermalungen ist die Formensprache der Renaissance gut zu erkennen. Außerdem befinden sich im Gotteshaus noch zahlreiche schöne Grabmäler von Mitgliedern der Familien von Schechingen und von Wöllwarth sowie Äbten des 15. und 16. Jahrhunderts. Ein Rest des Chorgestühls befindet sich heute in der Kirche von Täferrot. Die Württembergische Landesbibliothek in Stuttgart bewahrt vier prächtig ausgestattete Chorbücher (zwei Antiphonare , ein Graduale und ein Chor psalter ) auf, die in den Jahren um 1511/12 entstanden sind.

Abtsliste

Katholische Äbte

Harbert 1102?-1124?; Kraft 1135-1162; Heinrich 1171-1194; Werner um 1200; Friedrich (I.) 1239; Konrad 1251; Ulrich (I.) 1260-1284; Gebzo 1290-1303; Friedrich (II.) 1308-1328; Kuno von Gundelfingen 1329-1330 (amtierte bis 1332 als Pfleger des Klosters weiter); Ulrich (II.) 1333; Ludwig von Stubenberg 1333-1371 (+1374); Volkart (I.) von Schechingen 1372-1389; Volkart (II.) von Wöllwarth 1391-1399; Johannes von Schechingen 1400-1412; Wilhelm Schenk von Arberg 1414-1441; Volkart (III.) von Schechingen 1443-1461; Nikolaus Schenk von Arberg 1462-1477 (+1479); Jodokus Winkelhofer 1477-1480; Georg Kerler 1481-1510; Sebastian Sitterich 1510-1525; Laurentius Autenrieth 1525-1548 (+1549); Benedikt Rebstock 1548-1563

Evangelische Äbte

Georg Udal 1573-1576; Abel Weinlin (Vinarius) 1577-1602; Jakob Magirus (1602-1624); Melchior Nicolai 1625-1627; Jakob von Grab 1627-1630

Katholische Äbte zur Zeit der Restitution im Dreißigjährigen Krieg

Friedrich Kohler (Administrator) 1630-1632

Evangelischer Abt

Johann Jakob Albich 1633-1634

Katholische Äbte zur Zeit der Restitution im Dreißigjährigen Krieg

Friedrich Kohler 1634-1639; Vincentius Haug 1639-1641; Placidus Rauber 141-1648

Evangelische Äbte

Wendel Bilfinger 1651-1661; Johann Jakob Müller 1662-1669; Johann Chrisitan Hengheer 1669-1671; Christian Wölfflin 1671-1680; Joachim Martini 1683-1697; Georg Burkhard Knebel 1699-1703; Michael Förtsch 1703-1705; Johann Wendel Bilfinger 1707-1713; Christoph Zeller 1713-1727; Christian Matthäus Pfaff 1727-1756; Jeremias Friedrich Reuß 1757-1777; Christian Friedrich Sartorius 1777-1785; Johann Friedrich le Bret 1786-1805; Christian Friedrich Schnurrer 1806

Quellen und Literatur

Quellen

Die Masse der erhaltenen Urkunden und Lagerbücher befindet sich im Hauptstaatsarchiv Stuttgart unter den Signaturen A 499 und H 102/45.

Literatur

Einen ersten Einstieg vermitteln die Artikel in der Germania Benedictina und im Württembergischen Klosterbuch:

ZIMMERMANN, Wolfgang/PRIESCHING, Nicole (Hg.): Württembergisches Klosterbuch. Klöster, Stifte und Ordensgemeinschaften von den Anfängen bis in die Gegenwart, Ostfildern 2003. ISBN 3-7995-0220-3 .

QUARTHAL, Franz (Bearb.): Die Benediktinerklöster in Baden-Württemberg, in Zusammenarbeit mit Hansmartin Decker-Hauff , Klaus SCHREINER und dem Institut für geschichtliche Landeskunde Tübingen (Germania Benedictina 5), St. Ottilien 1975. ISBN 3-88096-605-2 .

Grundlegend sind:

HEINZER, Felix/KRETZSCHMAR, Robert/RÜCKERT, Peter (Hgg.): 900 Jahre Kloster Lorch. Eine staufische Gründung vom Aufbruch zur Reform. Beiträge einer Tagung des Württembergischen Geschichts- und Altertumsvereins [...] am 13. und 14. September 2002 in Lorch (VKBW), Stuttgart 2004. ISBN 3-17-018276-5 .

WANNER, Peter (Red.): Lorch – Beiträge zur Geschichte von Stadt und Kloster. Heimatbuch der Stadt Lorch, 2 Bde., Lorch 1990. ISBN ?

Wikipedia

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