fair-hotels . Ein Service wie gemalt
Reiseführer Übersicht Deutschland Österreich Schweiz Bauwerke nach Stil

Werbung

Letzte Änderung für Artikel Ringkirche (Wiesbaden): 19.02.2006 19:49

Ringkirche (Wiesbaden)

Wechseln zu: Navigation, Suche

Die Ringkirche ist eine protestantische Kirche in Wiesbaden und wurde 1892 bis 1894 nach Plänen von Johannes Otzen erbaut. Sie bildet den westlichen Abschluss der breiten Sichtachse der Rheinstraße . Der Bau war die erste protestantische Kirche in Deutschland, die nach dem so genannten Wiesbadener Programm errichtet wurde.

Ringkirche Wiesbaden
Ringkirche Wiesbaden

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nachdem die Marktkirche als Ersatz für die abgebrannte Mauritiuskirche 1862 eröffnet worden war und auch die Bergkirche ab 1879 fertiggestellt war, konnten dennoch beide Kirchbauten für die rasch wachsende Stadt nicht genug Kapazität aufbringen, um einen reibungslosen Gottesdienst für alle Evangelischen zu gewährleisten. Ohne Ausschreibung wurde darum der Erbauer der Bergkirche, der "geheime Baurat" Professor Johannes Otzen aus Berlin mit der Errichtung einer "dritten evangelischen Kirche" in Wiesbaden beauftragt.

Der Erbauer von insgesamt 22 Kirchen schuf mit der Ringkirche seinen 14. und mutigsten Entwurf. Die Zusammenarbeit mit dem Wiesbadener Pfarrer Emil Veesenmeyer, mit dem er zusammen bereits 1890 eine Schrift unter dem Titel "Das Wiesbadener Programm" veröffentlicht hatte, wurde hier fruchtbar. Otzen und Veesenmeyer waren beide Freimaurer und mit ihrem evangelischen Kirchraumkonzept wurden sie richtungsweisend bis zum Ersten Weltkrieg . Die erste nach dem Wiesbadener Programm entworfene Kirche ist die Ringkirche Wiesbaden, die in allen Bauplänen Reformationskirche heißt. Innerprotestantische Querelen verhinderten diese Namensgebung. Die Ringkirche behielt den Namen ihrer Baustelle. Sie wurde am westlichen Ende der seit Beginn des 19. Jahrhunderts angelegten Rheinstraße erbaut, wo sie auf den "Kaiser-Friedrich-Ring" trifft, wie die Wiesbadener Ringstraße seit dem Tod von Friedrich III. (1831-1888) hieß. Der Wunsch, vielen Menschen eine geistliche Heimat zu geben, fand in 1360 Sitzplätzen zur Eröffnung seinen Ausdruck, von denen heute noch 734 im Erdgeschoss und 300 auf den Emporen nutzbar sind. Die für sie zuständige Gemeinde hieß noch bis 1906 "Neukirchengemeinde" und erst von da an "Ringkirchengemeinde".

Dem städtebaulichen Gesichtspunkt, dass die Kirche mit ihrer Fassade die bergauf führende Rheinstraße abschließen solle, stand dem Zugeständnis an konservative Kreise des Wiesbadener Protestantismus entgegen, die eine traditionelle Ausrichtung der Kirche nach Osten forderten. Otzen verdrehte darum Außenkirche und Innenbau um 180 Grad. Der Eingang liegt nicht wie bei einer mittelalterlichen Basilika in der Turmfassade, sondern in einem Anbau im Westen, der an eine Apsis erinnert, die früher im Osten einer Kirche Standort des Altars war.

Wie im Wiesbadener Programm gefordert, ist der Innraum der Ringkirche an den Anfordernissen des evangelischen Gottesdienstes orientiert. Im Gegensatz zur mittelalterlichen römischen Tradition, die zwischen Kirchenvolk " Laien " und den Geistlichen "dem Klerus " eine Wand " Lettner " aufrichtete, versammelt das neue Raumporogramm die gesamte feiernde Gemeinde in einem einheitlichen Raum, der durch einen reich verzierten "Lettner" abgeschlossen wird.

Erst mit diesem Konzept wird Martin Luthers Forderung nach einem "Priestertum aller Gläubigen" architektonisch umgesetzt. Praktisch bedeutet das, dass alle für den evangelischen Gottesdienst wichtigen Elemente in einer baulichen Einheit zentriert werden: Die Kanzel für die Verkündigung und der Altar für das Sakrament des Abendmahls bilden eine feste Einheit in der Mitte der Gemeinde. Darüber erhebt sich die Ostempore mit der Sängerbühne für den Chor und dem Spieltisch der Kirchenorgel , einer Walckerorgel, die bis heute (2006) zu etwa zwei Drittel ihrer Pfeifen und Register dem romantischen Originalinstrument entspricht.

Otzen schuf aus dieser "funktionellen Orientierung" einen Zentralbau in dem die Sitzbänke halbkreisförmig um das Zentrum von Kanzel, Orgel und Altar angeordnet sind. Auch die Säulen im Innenraum wurden besonders schlank gearbeitet, um möglichst von allen Plätzen eine freie Sicht auf den Altarraum zu gewährleisten. Die Ringkirche entspricht damit dem Slogan der Moderne " form follows function ", den der amerikanische Wegbereiter der architektonischen Moderne, Henri Louis Sullivan , erst zwei Jahre nach der Einweihung der Ringkirche prägte. Die reiche Strukturierung des Inneraums ist ausweislich der Bauakten auf die Forderung des Bauherren zurückzuführen, Otzen möge einen akustisch hochwertigen - das bedeutet wenig Hall und Echo erzeugenden - Raum gestalten (Nachhallzeit ca. 1,5 Sekunden!)

In einem die ganze Stadt bewegenden Festakt wurde die Ringkirche am Reformationstag , dem 31. Oktober 1894 eingeweiht.

Seit dem Jahr 2002 wird die Ringkirche in - auf sieben angelegten - Bauabschnitten restauriert. Dabei werden auch Fehlplanungen der Bauzeit korrigiert wie die seit 110 Jahren mit einem bloßen Gittertor verschlossene Reformationshalle, die 2004/05 mit einem Glasportal geschlossen wurde. Dies entspricht der ursprünglichen Planung Otzens, bevor die Gemeindegremien ihn zwangen, eine seither weitgehend nutzlose "Eingangshalle" zu schaffen.

Auch das trinitarische Fensterprogramm im Westen, das ursprünglich Vater, Sohn und Heiligen Geist symbolisierte, wird wieder hergerichtet. Während der Nazizeit war das Symbol für den Schöpfer, das dem "sehenden Auge" der Freimaurerei entspricht, durch ein Blut- und Bodenfenster ersetzt worden, das seit 2005 durch ein rekonstruiertes Originalmotiv ausgestauscht wurde. Bei der Sandsteinfassade erwies sich als nicht eben dauerhaft, dass die Verblendsteine mit Pappdeckeln aufeinandergesetzt worden waren, die nun entfernt werden. Baumpflanzungen in den siebziger Jahren des zwanzigsten jahrhunderts hatten mittlerweile für schwere Wasserschäden gesorgt, weil die Pagodenbäume mit ihren Wurzeln die Kanäle verschlossen, mit dem Laub die Wasserabführungen zusetzten und dann noch die natürliche Abtrockung mittels Sonnenlicht durch Schattenwurf verhinderten. Die südlichen Pagodenbäume wurden bereits von der Stadt Wiesbaden 2005 gefällt.

Architektur

Wegen ihrer besonderen städtebaulichen und innenarchitektonischen Qualität wurde die Ringkirche am 30. Juni 2003 zum deutschen Nationaldenkmal erklärt. Als auf einer von vier Seiten stark befahrenen Kreuzungsinsel gelegener Bau, ist sie eines der prominentesten Bauwerke der hessischen Landeshauptstadt. Von der Rheinstraße aus sieht der Passant über etwa einen Kilometer ihren 65 Meter hohen Zwillingsturm über dem Scheinportal, das dem Hauptportal gegenüber liegt.

Der Innenraum ist um einen überwölbten Kubus von 20 Metern Kantenlänge angeordnet, an den sich vier Konchen, muschelförmige Anbauten, anschließen.

Der Baustil ist bis in die Bankschnitzereien und Türbeschläge hinein eine am romanisch-gotischen "Übergangsstyl" (Otzen) orientierte Neuschöpfung, da man in der Gründerzeit glaubte, die Spätromanik, sei der eigentlich "deutsche" Baustil, den man nach der Reichsgründung fortzusetzen habe.

Literatur

  • Baedeker Wiesbaden Rheingau, Karl Baedeker GmbH, Ostfildern-Kemnat, 2001, ISBN 3879540764
  • Das verkannte Jahrhundert. Der Historismus am Beispiel Wiesbaden, Gottfried Kiesow, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, 2005, ISBN 3936942536

Weblinks

Wikipedia

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Ringkirche (Wiesbaden) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation . In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren des Artikels Ringkirche (Wiesbaden) verfügbar.

fair-hotels. Ein Service der
VIVAI Software AG
Betenstr. 13-15
44137 Dortmund

Tel. 0231/914488-0
Fax 0231/914488-88
Mail: info@vivai.de
Url: http://www.vivai.de