Cecilienhof
Schloss Cecilienhof liegt im nördlichen Teil des Neuen Gartens in Potsdam, unweit vom Ufer des Jungfernsees. Der letzte Schlossbau der Hohenzollern wurde unter Kaiser Wilhelm II. fĂŒr seinen Sohn Kronprinz Wilhelm und dessen Gemahlin Cecilie , aus dem Haus Mecklenburg-Schwerin, errichtet. Nach PlĂ€nen des Architekten Paul Schultze-Naumburg entstand in den Jahren 1914–1917 ein GebĂ€ude im englischen Landhausstil.
Bekannt geworden ist Cecilienhof als Tagungsort der Potsdamer Konferenz , die hier vom 17. Juli bis 2. August 1945 stattfand.
Inhaltsverzeichnis |
Der Schlossbau
Kaiser Wilhelm II. ordnete 1912 an, Mittel fĂŒr den Bau eines neuen Palais im Neuen Garten zur VerfĂŒgung zu stellen. Das Ministerium des Hauses Hohenzollern schloss mit den Saalecker WerkstĂ€tten einen Vertrag ab, in dem die Bausumme auf 1.498.000 Reichsmark und die Fertigstellung auf den 1. Oktober 1915 festgelegt wurde. Im Mai 1913 legte Kronprinz Wilhelm den Grundstein fĂŒr seine neue Residenz.
Der mit der Planung und Leitung beauftragte Architekt Paul Schultze-Naumburg entwarf nach den WĂŒnschen des Kronprinzenpaars ein GebĂ€ude im Stil englischer Landsitze. Backstein und Fachwerkelemente aus dunkler Eiche dominieren die AuĂenfassaden. AuĂergewöhnlich sind die 55 Schornsteine auf den DĂ€chern im Tudor-Stil , von denen keiner dem anderen gleicht.
Die verschiedenen GebĂ€udeteile gruppieren sich um fĂŒnf Innenhöfe. Der groĂe Ehrenhof in der Mitte, ein kleiner Gartenhof - der Prinzengarten - und drei Wirtschaftshöfe. Im Ehrenhof fĂ€llt auf der RasenflĂ€che ein aus roten Blumen gepflanzter Stern auf. Sowjetische Soldaten legten ihn 1945 eigens fĂŒr die Potsdamer Konferenz an.
Da die Bauarbeiten nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs kurzfristig gestoppt wurden, verzögerte sich der geplante Termin der Fertigstellung. Erst im August 1917 bezog die Namensgeberin, Kronprinzessin Cecilie, ihre bereits fertig gestellten RĂ€ume, wo sie im September ihr sechstes Kind, Prinzessin Cecilie zur Welt brachte. Am 1. Oktober 1917 war der Schlossneubau endgĂŒltig beendet.
Nach der Abdankung des Kaisers 1918 erhielten Wilhelm und Cecilie das Schloss 1926 von dem Staat zurĂŒck. Dort wurde das Paar auch von Adolf Hitler besucht, mit dem der Kronprinz zu Beginn des Dritten Reiches sympathisierte.
Im Innern
In dem 176 Zimmer umfassenden Schloss befanden sich die reprĂ€sentativen WohnrĂ€ume im Erdgeschoss des Mittelbaus. DarĂŒber lagen die privaten Schlaf-, Ankleide- und Badezimmer. Schlichte Eleganz unter Verwendung edler Materialien zeichneten das Interieur aus und spiegelten die gehobene Wohnkultur des frĂŒhen 20. Jahrhunderts wieder. Fast alle PrivatrĂ€ume wurden von Paul Ludwig Troost entworfen, der sich durch die Ausstattung von Passagierdampfern einen Namen machte. Besonders originell wirkt ein Raum, der auf Wunsch der Kronprinzessin Cecilie als KajĂŒte gestaltet und eingerichtet wurde. Das Mobiliar ist weitgehend erhalten, da es mit der Wand fest verbunden ist.
Das gesamte Inventar wurde beim Verlassen des Schlosses Anfang 1945 von der kronprinzlichen Familie zurĂŒckgelassen und von den Sowjets wegen der Umgestaltung der RĂ€ume fĂŒr die Konferenzteilnehmerin in die Alte Meierei am Ufer des Jungfernsees gebracht. Dort wurde die Originalausstattung durch ein Feuer am 25. Juli 1945 zerstört. Die fehlende Einrichtung ist durch EinzelstĂŒcke im Stil der Zeit ersetzt worden. Um den Geschmack der jeweiligen Delegationsleiter zu treffen, wurden Möbel und EinrichtungsgegenstĂ€nde aus nahegelegenen Schlössern durch Beauftragte des RĂŒckwĂ€rtigen Dienstes der Sowjetarmee zusammen getragen. In Stalins Eckzimmer wurde eine dunkle Ledercouch und ein wuchtiger Schreibtisch gebracht. Trumans Zimmer wurde mit feinen, klassizistischen Möbeln aus dem Marmorpalais ausgestattet. Churchills Raum erhielt neogotische Möbel aus dem Schloss Babelsberg.
Den Mittelpunkt des HauptgebĂ€udes bildet die durch beide Geschosse gehende 26 Meter lange und 12 Meter hohe GroĂe Halle. Sie diente ursprĂŒnglich als Wohnhalle und war mit bequemen Möbeln eingerichtet. Die HolzvertĂ€felung an den WĂ€nden, die sichtbare Holzbalkenkonstruktion an der Decke und die groĂe kassettierte Fensterfront sind charakteristisch fĂŒr den englischen Landhausstil der Zeit. Die aus dunklem Eichenholz im Danziger Barock geschnitzte Treppe, ist ein Geschenk der Stadt Danzig. Sie fĂŒhrte zu den PrivatrĂ€umen des Kronprinzenpaars.
WĂ€hrend der Potsdamer Konferenz wurde die GroĂe Halle als Konferenzsaal umfunktioniert. Der runde Tisch, mit einem Durchmesser von 3,05 Metern, wurde eigens fĂŒr die Verhandlung von der Moskauer Möbelfirma Lux hergestellt. An ihm saĂen die Staats- und Regierungschefs der alliierten SiegermĂ€chte Harry S. Truman ( USA ), Winston Churchill , beziehungsweise Clement Attlee ( GroĂbritannien ), Josef Stalin ( UdSSR ) und weitere fĂŒhrende Mitglieder der drei Delegationen. WĂ€hrend der Konferenz hat Truman telefonisch den Befehl zum Atombombenabwurf in Hiroschima gegeben.
Nutzung
Nach der Konferenz wurde das Schloss erst einmal als ein Schulungszentrum des Demokratischen Frauenbundes (DFD) genutzt. Im WestflĂŒgel wurde 1960 ein Devisenhotel untergebracht und bis heute blieb die Nutzung als Luxusherberge erhalten. Neben der GedenkstĂ€tte an das Potsdamer Abkommen von 1945 können die ehemaligen WohnrĂ€ume des Kronprinzenpaares besichtigt werden. Das Schloss wird von der Landesregierung Brandenburg gelegentlich fĂŒr EmpfĂ€nge genutzt. Im November 2004 kam Queen Elisabeth II zu Besuch.
Schloss Cecilienhof wurde 1990 mit den Schlössern und Parks von Potsdam-Sanssouci und Berlin (Glienicke und Pfaueninsel) als Weltkulturerbe unter den Schutz der UNESCO gestellt und steht unter der Verwaltung der Stiftung PreuĂische Schlösser und GĂ€rten Berlin-Brandenburg.
Literatur
- Stiftung PreuĂische Schlösser und GĂ€rten Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Schloss Cecilienhof und die Konferenz von Potsdam 1945. 3. Aufl., Potsdam 1999 (Amtlicher FĂŒhrer)
- Gert Streidt, Klaus Frahm: Potsdam. Die Schlösser und GÀrten der Hohenzollern. Könemann, Köln 1996 ISBN 3-89508-238-4
Weblinks
Koordinaten:
52° 25âČ 15" N, 13° 4âČ 15" O
Kategorien : Potsdam | Schloss in Brandenburg | Weltkulturerbe Berlin-Potsdam | 1910er | Historistisches Bauwerk
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