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Letzte Änderung für Artikel Dom zu Halberstadt: 05.02.2006 12:00

Dom zu Halberstadt

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Stadtansicht von Halberstadt vor 1900. Im Mittelpunkt sind die beiden Türme des Doms. Der große und der kleine Turm links gehören zum Sankt Martin. Die vier Türme rechts sind von der Liebfrauenkirche.
Stadtansicht von Halberstadt vor 1900. Im Mittelpunkt sind die beiden Türme des Doms. Der große und der kleine Turm links gehören zum Sankt Martin. Die vier Türme rechts sind von der Liebfrauenkirche.

Der Dom zu Halberstadt ist einer der wenigen großen Kirchenbauten des französischen Kathedralschemas in Deutschland. Er wurde dem Heiligen Stephanus geweiht und liegt inmitten der Altstadt der im nördlichen Harzvorlandes gelegenen, im Zweiten Weltkrieg stark zerstörten ehemaligen Fachwerkstadt .

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Dom an Silvester 2002
Dom an Silvester 2002
Dom an Silvester 2002
Dom an Silvester 2002

Das Bistum Halberstadt wurde im ersten Jahrzehnt des 9. Jahrhunderts als Missions- und Verwaltungsmittelpunkt im neueroberten sächsischen Stammesgebiet angelegt.

Die erste Bischofskirche war ein kleinerer Steinbau, der 859 nach einigen Erweiterungen feierlich eingeweiht wurde. Dieser Dombau stürzte im Jahr 965 ein. In der Folge verlagerten die sächsischen Ottonen ihre Hauptstadt im Zuge der Ostkolonisation nach Magdeburg, das 968 zu Erzbistum erhoben wurde. Bereits 955 begannen die Magdeburger mit dem Umbau der Kirche des Moritzklosters für die Nutzung als Bischofskirche. Die Halberstädter konnten hier natürlich nicht zurückstehen und weihten bereits 992 ihre neue Hauptkirche, die schon fast die Ausmaße des späteren gotischen Neubaues erreichte. Dieser ottonische Dombau bestand, umgebaut und eingewölbt, bis 1239.

1209 begann der Erzrivale Magdeburg mit dem Bau eines Domes, der stark von der Architektur der französischen Kathedralgotik beeinflusst war. Das Halberstädter Domkapitel beschloss nun seinerseits den Bau einer "modernen" gotischen Kathedrale, der ungewöhnlicherweise mit dem Westbau begonnen wurde. Man wollte den bestehenden Dom noch möglichst lange weiternutzen, es war noch vor kurzem mit der Einwölbung viel Geld investiert worden.

Der Westbau verbindet die lokale spätromanische Bautradition mit den modernen frühgotischen Einflüssen, insbesondere der Architektur der Zisterzienser . Der obere Teil der heutigen Westfassade ist allerdings im wesentlichen dem 19. Jahrhundert zuzuordnen.

Um 1260 begann der Bau des hochgotischen Langhauses , dessen Dimensionen - wohl wieder als Konkurrenz zu Magdeburg, gegenüber der ursprünglichen Planung wesentlich gesteigert wurden. Das Mittelschiff erreicht die für damalige Verhältnisse beeindruckende Höhe von 27,0 m, die Seitenschiffe sind 14,0 m hoch. Allerdings wurden in dieser zweiten Bauphase nur die ersten drei Joche des Langhauses gebaut, man musste ja den alten Dom funktionsfähig erhalten. Im Gegensatz zu Magdeburg orientieren sich diese ersten Joche wesentlich näher an den französischen Vorbildern, besonders das offene Strebesystem ist hier voll entwickelt, allerdings in "deutscher" Reduktion. Als Vorbild dürfte hier die Kathedrale von Reims gedient haben. Wegen der notorischen schlechten Finanzsituation des Domkapitels zog sich der Bau allerdings über etwa 50 Jahre hin.

Da sich die finanzielle Lage des Bistums so schnell nicht besserte, beschloß man, den alten Dom noch eine Weile weiterzunutzen und begann um die Mitte des 14. Jahrhunderts am entgegengesetzten Ende mit der Errichtung der Marienkapelle. Um 1350 begannen die Abbrucharbeiten für den Chorbau, der sich an den Maßverhältnissen der westlichen Langhausjoche orientierte. Dieser Bauabschnitt dauerte wiederum etwa 60 Jahre bis zur Weihe im Jahre 1401. Später wurden noch einige Kapellen hinzugefügt.

Der Dom muß nun ein etwas seltsames Bild geboten haben, zwischen den gotischen West- und Ostteilen lag ja noch das ottonische Langhaus. Diesen Zustand wollte man nicht lange hinnehmen, die Bauarbeiten für die fehlenden gotischen Ostjoche des Langhauses und das Querhaus dürften wohl kurz nach der Chorweihe begonnen haben. Nach weiteren 90 Jahren konnte die gesamte Kathedrale eingeweiht werden (1491).

Als letzte spätgotische Ergänzung wurde 1514 der neue Kapitelsaal fertiggestellt (Gewölbe 1945 zerstört).

Die folgenden Jahrhunderte bewahrten im wesentlichen das mittelalterliche Erscheinungsbild bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, die größte Baumaßnahme war hier die erwähnte Neuaufmauerung der Westtürme.

Der 8.April 1945 brachte schließlich den sinnlosen Untergang des alten Halberstadt mit seinen über tausend erhaltenen Fachwerkhäusern. Auch der Dom wurde vom 12 Bomben schwer getroffen. Während die Altstadt nach dem Krieg weitgehend dem Verfall preisgegeben wurde, unternahm die DDR - Denkmalpflege umfangreiche Maßnahmen zur Sicherung und Wiederherstellung der großen gotischen Kathedrale. Die Restaurierung wurde nach der Wende fortgesetzt.

Beschreibung

Dom zu Halberstadt im Jahre 1842
Dom zu Halberstadt im Jahre 1842

Der Dom ist eine langgestreckte, dreischiffige, hoch- bis spätgotische Basilika über kreuzförmigem Grundriss . Südlich schließen sich die Klausurgebäude mit dem vierflügeligen Kreuzgang und der Neuenstädter Kapelle an. Die eindrucksvolle Doppelturmfront des Westbaues mußte gegen Ende des 19. Jahrhunderts abgetragen und neuerrichtet werden. Der untere Teil mit dem frühgotischen Haupt portal ist jedoch noch weitgehend original.

Der Typus der klassischen französischen Kathedrale wurde in Deutschland nur bei wenigen Großbauten so konsequent übernommen, wie es hier deutlich wird. Besonders das offene Strebewerk trägt zu diesem "westlichen" Gesamteindruck bei, wenn auch die Einzelformen gegenüber den Vorbildern deutlich reduziert wurden. Die Strebebögen wurden in Halberstadt nur einfach ausgeführt, während französische Dome meist doppelte oder gar dreifache Strebesysteme aufweisen. Durch dieses offene Strebewerk wirkt der Halberstädter Dom ungleich moderner und prächtiger auf den Betrachter, als sein Magdeburger Gegenstück. Der dortige Dombau verzichtet vollständig auf dieses typische Kennzeichen einer gotischen Kathedrale.

Der Innenraum blieb von nachmittelalterlichen Veränderungen weitgehend verschont. Der überwiegend mit einfachen Kreuzrippen eingewölbte Sakralraum weist nur in den Seitenschiffen und dem Querschiff reichere (spätgotische) Gewölbeformen auf. Chor und Gemeinderaum werden durch einen spätgotischen Lettner getrennt.

Wie bei den französischen Vorbildern sind die Seitenschiffe als Umgang um den Hochchor herumgeführt, auf einen Kapellenkranz wurde allerdings - bis auf die Scheitelkapelle (Marienkapelle) - verzichtet.

Klausur und Kreuzgang

Die Klausur des ottonischen Vorgängerdoms lag bereits in etwa an der heutigen Stelle. Es haben sich noch zwei Räume aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erhalten, darunter der zweischiffige, kreuzgratgewölbte sogenannte Alte Kapitelsaal.

Der vierflügelige, zweigeschossige Kreuzgang stammt aus dem 13. Jhdt. und weist ebenfalls durchgehend einfache Kreuzgratgewölbe auf. Die "frühgotischen" Arkadenfüllungen sind allerdings eine Zutat des 19. Jhdts. Im Obergeschoß sind Teile des bedeutenden Domschatzes untergebracht.

Die kreuzgewölbte Neuenstädter Kapelle (1503) ist vom westlichen Kreuzgangflügel aus zugänglich und birgt einen schönen spätgotischen Flügelaltar .

Über dem Nordflügel liegt der große "Neue Kapitelsaal", dessen herrliches Schlingrippengewölbe nach der Kriegszerstörung durch eine flache Betondecke ersetzt werden musste.

Ausstattung

Der Halberstädter Dom überrascht durch seine in ungewöhnlicher Vollständigkeit erhaltene mittelalterliche Ausstattung. Aus nachmittelalterlicher Zeit stammen im wesentlichen nur einige Grabmäler und Epitaphien , der barocke Orgelprospekt und die Renaissancekanzel.

Besonders in der Marienkapelle haben sich trotz Kriegsverlusten noch einige bedeutende gotische Glasfenster erhalten. Das Gesamtbild wurde durch moderne Ergänzungen von Charles Crodel wiederhergestellt.

Von der sonstigen Kunstwerken können nur die bedeutendsten kurz erwähnt werden. Aus dem alten, ottonischen Dom sind noch der romanische Taufstein und die eindrucksvolle Triumphkreuzgruppe über dem Lettner erhalten.

Der Lettner selbst ist eine elegante, fialengekrönte spätgotische Arbeit mit schönem Skulpturenschmuck.

Der Reichtum an plastischen gotischen Bildwerken ist auch sonst bemerkenswert. In der Marienkapelle beten die Heiligen Drei Könige die Jungfrau mit dem Kinde an (um 1360), die Chorpfeiler sind mit den 12 Aposteln und den beiden Bistumspatronen geschmückt(um 1425 bis etwa 1470). Auch das Quer- und das Langhaus tragen reichen Skulpturenschmuck .

Im Chorraum sind noch das gotische Chorgestühl (um 1400) und ein spätgotischer Schrank bemerkenswert.

Bilder vom Dom
Blick von der Norfassade auf die Türme, Kreuzblick-3D-Foto
Blick von der Norfassade auf die Türme, Kreuzblick- 3D-Foto
Mittelalterlicher Taufstein, Kreuzblick-3D-Foto
Mittelalterlicher Taufstein, Kreuzblick- 3D-Foto
Lettner mit Triumphkreuz- gruppe, Kreuzblick-3D-Foto
Lettner mit Triumphkreuz- gruppe, Kreuzblick- 3D-Foto
Figur gegenüber dem Lettner, Kreuzblick-3D-Foto
Figur gegenüber dem Lettner, Kreuzblick- 3D-Foto
Orgelprospekt mit Orgel, Kreuzblick-3D-Foto
Orgelprospekt mit Orgel, Kreuzblick- 3D-Foto
Die Türme des Domes
Die Türme des Domes
  • Dom St. Stephanus und Sixtus, einer der reinsten gotischen Dome Deutschlands

Glocken

Der Dom besitzt 13 Glocken. Die größte davon ist die Domina mit acht Tonnen Gewicht. Sie ist eine der größten Glocken Deutschlands.

Domschatz

Der Halberstädter Domschatz verdankt seine weitgehende Erhaltung wohl überwiegend der Einführung des evangelischen Bekenntnisses ( Reformation ) im Jahre 1591. Durch die protestantische Liturgie wurden viele Gegenstände des katholischen Ritus überflüssig und wurden der gottesdienstlichen Nutzung und Abnutzung entzogen. Das Domkapitel war - ein Kuriosum in der deutschen Bistumsgeschichte - konfessionell gemischt, es gab also evangelische und katholische Domherren. Der katholische Teil war natürlich auf den Erhalt der alten Kleinodien bedacht, der evangelische hätte sicher gerne das eine oder andere Stück veräußert.

Der ehemals noch wesentlich reichere Bestand wurde im Laufe der Jahrhunderte trotzdem deutlich reduziert, besonders Kardinal Albrecht von Brandenburg , der auch Bischof von Magdeburg und Halberstadt war, "entführte" größere Teile nach Halle und Mainz.

Trotz aller Verluste gilt der Domschatz noch immer als einer der wertvollsten und reichhaltigsten Deutschlands, ja Europas. Aus der Fülle des Erhaltenen seien einige bedeutende Stücke hervorgehoben:

  • Das byzantinische Konsular-Diptychon (Ravenna, 417)
  • Der spätromanische Halberstädter Schrank
  • Der romanische Abraham-Engel-Teppich
  • Der romanische Christus-Apostel-Teppich
  • Der byzantinische Liturgische Diskos
  • Das venezianische Kristallkreuz (13. Jhdt.)

Bedeutung und Würdigung

Viele Kirchen mögen prächtiger, merkwürdiger, kunstreicher sein als der Halberstädter Dom; dieser scheint mir von allen der edelste zu sein ( Ricarda Huch )

Das wohl reinste deutsche Beispiel einer durch und durch verstandenen Gotik ( Wilhelm Pinder )

Der Dom ist schön wie die Ewigkeit. ( Christoph Dieckmann in Die Zeit)

Der Halberstädter Dom stand bis 1945 inmitten eines der bedeutendsten historischen Stadtdenkmäler Deutschlands. Durch die verheerenden Zerstörungen des Krieges und die nachfolgende absichtliche Vernachlässigung haben sich nur noch Reste des einmaligen Stadtbildes dieses, ehemals "norddeutsches Rothenburg" genannten Gesamtkunstwerkes erhalten. Dennoch besitzt Halberstadt mit seinem Dom und der viertürmigen romanischen Liebfrauenkirche noch zwei herausragende Denkmäler mittelalterlicher Baukunst.

Besonders der Dom überrascht - neben seiner spektakulären Architektur - durch seine in ungewöhnlich reichem Maße erhaltene mittelalterliche Ausstattung. Der Domschatz ist mit über 600 erhaltenen Stücken einer der bedeutendsten in Europa.

Blick von der Martinikirche zum Dom
Blick von der Martinikirche zum Dom

Maße

  • Länge des Hauptschiffs: 102 m
  • Gewölbehöhe des Hauptschiffs: ca 27,0 m
  • Höhe Seitenschiffe: 14,0 m

Literatur

  • Johanna Flemming (u.a): Dom und Domschatz zu Halberstadt. Leipzig 1990; ISBN 3-7338-0058-3
  • Hermann Giesau: Der Dom zu Halberstadt. Burg bei Magdeburg 1929 (Deutsche Bauten, 16)
  • Wolfgang Schenkluhn: Halberstadt: Dom und Domschatz. Halle 2002 (Hallesche Beiträge zur Kunstgeschichte, 4)
  • Petra Sevrugian: Der Dom zu Halberstadt. München 2002 (DKV-Kunstführer 405)

Wikipedia

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