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Letzte Änderung für Artikel Baptisterium San Giovanni: 04.02.2006 02:13

Baptisterium San Giovanni

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Das Baptisterium San Giovanni, von Giottos Campanile aus gesehen
Das Baptisterium San Giovanni, von Giottos Campanile aus gesehen

Das Baptisterium San Giovanni ist die Taufkirche des Doms von Florenz, die mit ihrem auf die Antike rückgreifenden Stil eines der zentralen Werke der florentinischen Protorenaissance ist. Die Entstehungszeit ist umstritten, die Kirche wurde jedoch im 11. Jahrhundert geweiht. Vorbild dürfte das Baptisterium von San Giovanni in Laterano gewesen sein.

Das Baptisterium steht gegenüber dem Dom Santa Maria del Fiore. Das oktagonale Bauwerk wurde lange für einen alten Marstempel gehalten. Die drei künstlerisch bedeutsamen Bronzeportale der Kirche von Lorenzo Ghiberti und Andrea Pisano entstanden zwischen 1330 und 1452 .

Inhaltsverzeichnis

Lage

Vereinfachter Grundriss: Gegenüber dem Ostportal mit der Paradiespforte befindet sich der Dom
Vereinfachter Grundriss: Gegenüber dem Ostportal mit der Paradiespforte befindet sich der Dom

Das Baptisterium befindet sich auf dem Domplatz im Zentrum von Florenz. Gegenüber dem Hauptportal des Baptisteriums befindet sich hier der Dom Santa Maria del Fiore mit dem Glockenturm Giottos . Ursprünglich stand hier die Bischofskirche der "heiligen Reparata", erst später nach Beendigung der Mosaikdecke im Baptisterium entschloss man sich, den Dom an dieser Stelle zu errichten. Das Dommuseum (Museo dell' Opera del Duomo), in dem viele Gegenstände der Geschichte des Baptistriums ausgestellt sind, befindet sich an der anderen Seite des Platzes. Gegenüber der Apsis des Baptisteriums befindet sich der alte Erzbischöfliche Palast, gegenüber der Südseite die Loggia del Bigello . Zwischen dem Baptisterium und der Bischofskirche befanden sich zwei Porphyrsäulen, die die Pisaner der Stadt 1117 aus Dankbarkeit für die Hilfe im Balearenkrieg geschenkt hatten. An der Nordseite stand eine Säule zu Ehren des Heiligen Zanobius an der Stelle, an der der Legende nach eine trockene Ulme zu sprießen begann, als man seinen Leichnam in die "heilige Reparata" brachte.

Geschichte

Entstehung, Baubeginn, Kontroverse

Obwohl darüber vielfach geforscht wurde, ist die Frage nach der Entstehungzeit des Baus weitgehend ungeklärt. Bis ins 18. und 19. Jahrhundert hinein glaubte man, das Baptisterium sei ein alter römischer Marstempel aus augustinischer Zeit. Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts fand man bei Ausgrabungen unter dem Boden und um das Baptisterium herum Reste alter römischer Gebäude und Mosaikfußböden aus der Zeit zwischen dem 1. und dem 3.Jhd. nach Chr. Dies spricht dagegen, dass die Kirche ein altes römisches Gebäude ist und legt nahe, dass es auf den Fundamenten eines römischen Bauwerks entstanden ist. Bis heute ist jedoch ungeklärt, ob das Baptisterium aus den ersten Jahrhunderten des Christentums in Florenz stammt, also direkt unter dem Einfluss der römischen Baukunst entstand, oder der Bau erst um den Zeitpunkt der Weihe des Gebäudes, am 6. November 1059 durch Papst Nikolaus II. (vormals Bischof von Florenz) begonnen wurde. Die klassische Form des Gebäudes ließe sich bei dem späten Entstehungszeitpunkt mit der mittelalterlichen Neuorientierung der Baukunst an der römischen Antike erklären. Andererseits wird schon 897 eine ecclesia erwähnt, die Johannes dem Täufer geweiht war und gegenüber dem Bischofspalast stand.

Die Laterne
Die Laterne

Bauphasen

Im Jahre 1128 wurde das Taufbecken aus der Basilika Santa Reparata , deren Reste noch heute unter dem Dom Santa Maria del Fiore zu besichtigen sind, in das Baptisterium gebracht. In der Mitte des 12. Jhd. wurde die Laterne in Auftrag gegeben, die einer Überlieferung Villanis nach die bis dahin nach oben offene Kuppel abschloss. Finanziert wurde die Laterne von den Wolltuchhändlern, die im Gegenzug ihr Emblem, einen Adler mit einer Wollrolle in seinen Klauen, an mehreren Stellen am Äußeren der Taufkirche anbrachten. Die Wolltuchhändler waren bis zum Jahre 1770 , als Leopold II. (HRR) die Florentiner Zünfte abschaffte, mit der Verwaltung des Baptisteriums betraut. Sieben Jahre später wurde die Verwaltung an das Dombauamt Santa Maria del Fiore übertragen. Im Jahr 1202 wurde die halbrunde durch eine rechteckige Apsis ersetzt, so wie man sie heute sehen kann. Zu der prunkvollen Marmorausstattung der Apsis gehörte auch ein Altar der, nach dem Abbau in der Barockzeit, teilweise verloren ging. Im Jahr 1225 begann man die Kuppel mit Mosaiken zu verkleiden. Die Arbeit der vielen Maler und Mosaikkünstler war so überzeugend, dass man die Mosaikverkleidung auch auf die Galerie, einen begehbaren Gang in der Innenwand, ausdehnte. Im Jahre 1288 beauftragte man den Architekten Arnolfo di Cambio einen neuen Fußboden auf dem Platz um das Baptisterium zu verlegen. Dabei kam es zu einer Anhebung des umliegenden Straßenniveaus, wodurch die Proportionen des Baptisteriums verändert wurden, nun wirkt der Bau leicht „versunken“. Leonardo da Vinci wollte dem durch eine Anhebung des gesamten Baus begegnen, der Plan wurde jedoch wieder fallengelassen. Dem Biografen und Hofmaler der Medici Giorgio Vasari zufolge verkleidete Arnolfo di Cambio auch die Eck pilaster aus Sandstein mit der auch heute noch zu sehenden Streifenmusterung aus Marmor. Ob es sich dabei um eine erstmalige Streifeninkrustination oder eine alte lediglich durch eine neue ersetzt wurde, war schon zu Zeiten Vasaris umstritten. Im Jahre 1370 baute man einen marmornen Taufbrunnen , der mit Darstellungen des Sakraments der Taufe geschmückt war und an der südöstlichen Seite der Wand aufgestellt wurde, wo er noch heute steht.

Erste Skulpturen und die Portale

Ghibertis Selbstportrait an der Paradiespforte
Ghibertis Selbstportrait an der Paradiespforte
Ghibertis Beitrag zum Portalwettbewerb.
Ghibertis Beitrag zum Portalwettbewerb.

Von 1309 bis 1320 wurde von Tino di Camaino eine von den Wollhändlern finanzierte Skulpturengruppen geschaffen, die über die Portale platziert wurde. Im Jahre 1322 wurde Andrea Pisano beauftragt, ein vergoldetes Bronzeportal zu fertigen, das er 1336 vollendete. Dieses ursprünglich als Hauptportal für die Ostseite geschaffene Tor wurde 1424 durch das Portal von Ghiberti ersetzt und ist heute an der Südseite zu sehen. Als 1348 eine schreckliche Pest über die Stadt hineinbrach, wurden die Arbeiten am Baptisterium vorerst aufgegeben.

Nach Jahren der ökonomischen Krise, Hungersnöten und Missernten begann Florenz wieder zu prosperieren und man plante eine Verschönerung des Baptisteriums. 1401 wurde durch die Wollhändler ein Wettbewerb ausgeschrieben, dessen Gewinner die anderen beiden Portale gestalten sollte. Lorenzo Ghiberti setzte sich schließlich gegen sechs weitere Mitbewerber durch, darunter Francesco di Valdambrino , Jacobo della Quercia und Filippo Brunelleschi . Die Wettbewerbsbeiträge sollten im Vierpassrahmen wie Pisanos Portal ausgeführt werden und die Opferung Isaaks zum Thema haben. Die meisten Beitrage sind leider verloren gegangen, nur die Bronzegüsse Brunelleschis und Ghibertis sind noch erhalten, sie sind heute im Museo nazionale del Bargello zu sehen. Daraufhin wurde Ghibertis Werkstatt mit der Schaffung eines Bronzeportals beauftragt, das sich an der Struktur von Pisanos Portal orientieren sollte. Zeitweise waren über zwanzig Helfer an den Arbeiten am Portal beteiligt, dennoch zogen sie sich über Jahrzehnte hin. Zum Osterfest 1424 wurde das Portal schließlich feierlich an der Ostseite angebracht.

Ein Jahr später beauftragte man Ghiberti mit der Schaffung eines weiteren Portals. Ein Brief belegt, dass Leonardo Bruni , der Kanzler der Republik, sich ursprünglich für ein Portal zum Alten Testament einsetzte, nach dem Vorbild der anderen beiden mit 24 Tafeln. Ghiberti, der mittlerweile ein hohes Ansehen genoss, konnte jedoch seine eigenen künstlerischen Vorstellungen durchsetzten und entschied sich für 10 großformatige Tafeln. Im Jahre 1452 beendete er schließlich das zweite Tor, das wiederum an der dem Dom zugewandten Ostseite angebracht wurde und Ghibertis älteres Tor ersetzte, das nun die Nordseite zierte. Giorgio Vasari zufolge soll Michelangelo beim Anblick der Tafeln gesagt haben, "Sie sind so schön, dass sie sich gut an den Pforten des Paradieses ausnähmen". Die Bezeichnung Paradiespforte wurde allerdings auch schon für andere Portale davor verwendet, so dass nicht belegt ist, dass diese Bezeichnung für das Tor tatsächlich auf Michelangelos Ausspruch zurückgeht. Zur gleichen Zeit schuf Donatello mit Michelozzo ein monumentales Grabmal für Johannes XXIII. , dem dank der Fürsprache der Medici die Ehre eines Grabmonuments im Baptisterium zuteil wurde. Außerdem schuf Donatello für das Baptisterium die beeindruckende Holzstatue der büßenden Magdalena , die seit der Überschwemmung des Arno im Jahre 1966 im nahe gelegenen Dommuseum zu besichtigen ist.

Neue Skulpturen, Zerstörungen und Restaurierungen

Skulpturengruppe Taufe Christi von Andrea Sansovino und Vincenzo Danti. Um 1505 verließ Sansovino Florenz für andere Aufträge, sodass er nur den hl. Johannes vollendete. Danti arbeitete den Christus nach Skizzen Sansovinos aus, bis zu seinem Tod 1576 war der Engel nur als Stuck- und Terrakottamodell vorhanden. Erst 1792 vollendete Innocenzo Spinazzi den Engel in Marmor.
Skulpturengruppe Taufe Christi von Andrea Sansovino und Vincenzo Danti. Um 1505 verließ Sansovino Florenz für andere Aufträge, sodass er nur den hl. Johannes vollendete. Danti arbeitete den Christus nach Skizzen Sansovinos aus, bis zu seinem Tod 1576 war der Engel nur als Stuck- und Terrakottamodell vorhanden. Erst 1792 vollendete Innocenzo Spinazzi den Engel in Marmor.
Das alte Taufbecken (ca. 13. Jhd.) im Museo dell Opera dell Duomo
Das alte Taufbecken (ca. 13. Jhd.) im Museo dell Opera dell Duomo

Durch Regenwasser, das trotz einer Restaurierung der Marmorbedachung Ende des 14. Jhd. in das Innere der Kuppel eindrang, waren die Mosaike bedroht. Man beauftragte Alessio Belsovinetti , einer der letzten, der die aussterbende Kunst des Mosaiklegens beherrschte, mit der Überprüfung und Instandhaltung der wertvollen Mosaike. Andere künstlerische Werke des Mittelalters hielt man dagegen für veraltet und wenig erhaltenswürdig. Die Skulpturengruppen über den Portalen aus dem 14. Jhd. ersetzte man durch neue Gruppen, die aus je drei Figuren bestanden. Für die marmorne Taufe Christi von Andrea Sansovino und Vincenzo Danti wählte man den Haupteingang. Für die Nordseite entwarf Francesco Rustici , Vasari zufolge unter der Mithilfe Leonardo da Vincis , eine Predigt Johannes des Täufers, die 1511 aufgestellt wurde. In der Themenwahl orientierte man sich an den alten Figuren Tino di Caimanos, nur die Südseite bekam eine neues Thema: Die Enthauptung Johannes des Täufers die von Vincenzo Danti ausgeführt wurde. Im Jahre 1577 wurde das alte Taufbecken wohl aus dem 13. Jhd. durch den großherzoglichen Architekten Bernardo Buontalenti abgerissen, der jedoch eine Zeichnung davon hinterließ. Anlass war die Taufe Filippos, des erstgeborenen Sohns von Francesco de Medici und Johanna von Österreich. Man störte sich an der Zerstörung der antiken Weiträumigkeit des Baptisteriums durch das Taufbecken, das man damals noch für einen alten Marstempel hielt. Die Steinplatten des alten Taufbeckens wurden nahe der Stadtmauer weggeschmissen oder teilweise als Baumaterial wiederverwertet. Hier wurden wohl Teile des von den Bürgern geliebten Beckens mit nach Hause genommen und möglicherweise als Reliquie verehrt. Im Jahre 1782 schuf der Bildhauer Girolamo Ticciate einen neuen mehrfarbigen Barockaltar, der den alten romanischen ersetzte. Seinerzeit hob Anton Francesco Gori weitsichtig Marmorbruchstücke und grafische Dokumentationen des alten Marmoralters auf, sodass er Anfang des 19. Jhds., als man bei Restaurierungsarbeiten den romanischen Charakter der Kirche wiederherstellen wollte, durch Castellucci sehr ähnlich nachgebildet werden konnte.

Moderne Restaurierung und Erhaltung

Im Jahre 1894 beginnen intensive Restaurierungsarbeiten, bei denen man auch bei Grabungen Überreste römischer Gebäude und außerhalb des Gebäudes mittelalterliche Grabstätten fand. Um das Dauerproblem des in die Kuppel eindringenden Regenwassers zu lösen, beauftragt man den Architekten Luigi del Moro damit, das Dach abzudichten. Hierbei ersetzte man die vorspringenden Rippen am Dach durch einen flächigen Abschluss ohne Unterbrechungen. Das Opificio delle Pietre Dure wurde damit beauftragt, die Kuppel und die Apsis zu renovieren. Hierfür wurden die Mosaiksteine in einer neuen Technik herausgenommen und wieder eingesetzt. Hierbei stellte man die Mosaike auch dort wieder her, wo sie nach alten Zerstörungen nur durch eine Bemalung ersetzt wurden. Castellucci ersetzte hierbei, wie schon erwähnt, den Barockaltar. Den ursprünglichen Plan, auch das alte Taufbecken wiederherzustellen, ließ man jedoch fallen.

Wissenschaftler untersuchen eine Tafel der Paradiespforte im Museo dell Opera dell Duomo
Wissenschaftler untersuchen eine Tafel der Paradiespforte im Museo dell Opera dell Duomo

In der zweiten Hälfte des 19. Jhds. versuchte man vor allem das Äußere zu erhalten, das durch aggressive Umwelteinflüsse bedroht war. Hierbei wurden auch die Statuen über dem Ostportal ins Dommuseum verlagert. Mit der Restaurierung der Paradiespforte begann man nach der Übeschwemmung von Florenz 1966 , bei der einige Reliefs aus dem Rahmen gerissen wurden. Durch unsachgemäße Säuberung und schädliche Umwelteinflüsse wurde ein Korrosionsprozess ausgelöst, der zu einer Korrosion zwischen der Bronze und der Goldschicht geführt hat. Im Jahr 1990 entfernte man schließlich das Paradiesportal und ersetzte es durch eine von der Firma Sun Motoyama finanzierte Kopie. Die Oxide , die sich im Original gebildet haben, würden die Vergoldung langfristig zerstören, sodass man nach der Restaurierung die Tafeln in mit Stickstoff gefüllten Vitrinen im Dommuseum aufbewahrt. In einem weiteren Projekt werden momentan die Schadstoffeinflüsse gemessen, denen das Nordportal von Ghiberti und das Südportal von Pisano ausgesetzt sind.

Apsis im Baptisterium. In der Mitte ist der Altar zu sehen und rechts der fast drei Meter hohe Osterleuchter.
Apsis im Baptisterium. In der Mitte ist der Altar zu sehen und rechts der fast drei Meter hohe Osterleuchter.

Religiöse und soziale Bedeutung

Die Kirche war von zentraler Bedeutung für das religiöse Leben der Stadt, sie war lange Zeit Bischofskirche und bis ins 19. Jahrhundert wurden alle gebürtigen Florentiner hier getauft. Das Gebäude ist dem Heiligen Johannes (San Giovanni), dem Patron der Stadt gewidmet, dem eine große Volksverehrung zukam. Die oktogonale Form des Gebäudes ist ein Symbol für den achten Tag, den Tag Chistus als Symbol für die Hoffnung auf die Auferstehung. Durch die Laterne fiel das Licht direkt auf das Taufbecken und sollte somit die "Erleuchtung" durch die christliche Weihe greifbar machen. Der Ort ist nicht nur Ort der Taufe, sondern auch des Todes, umgab das Baptisterium doch zwischen dem 6. und dem 14. Jhd. ein Friedhof.

Neben der Taufe und dem Tod war San Giovanni auch ein Ort des öffentlichen Rituals: Zu Ehren des Schutzpatrons wurde seit dem Jahre 1084 jährlich ein Fest gefeiert. Die Stadt wurde geschmückt, der Klerus versammelte sich zur feierlichen Prozession auf dem Platz zwischen Baptisterium und Dom und dem Stadtheiligen San Giovanni wurden Wachskerzen als Gabe gebracht. Diese Feste, die bis ins 15. Jhd. immer weltlicher wurden und von Maskenwagen mit allegorischen Darstellungen, wie sie beim Karneval üblich waren, begleitet wurden, schaffte der Bußprediger Girolamo Savonarola vorübergehend ab. Zu Zeiten des Großherzogtums war das Fest dann vor allem eine Prunkveranstaltung der weltlichen Herrscher. Es wird heute immer noch gefeiert und hat wieder einen eher religiösen Charakter. Das Baptisterium wird immer noch für Gottesdienste genutzt, ist aber auch gegen Eintritt für Touristen zugänglich.

Die Marstempelthese

Ursprünge

Die Marstempelthese besagt, dass das Baptisterium aus einem dem römischen Kriegsgott Mars geweihten Tempel der römischen Kaiserzeit hervorgegangen sei. Diese Legende geht wohl auf den Chronisten und Magistralbeamten Giovanni Villani zurück, der sie im frühen 14.Jhdt. formulierte. Seiner Ansicht nach hatten die Florentiner Siedler einige Jahre nach Gründung der Stadt unter Mithilfe römischer Bauleuten einen Marstempel errichtet. Dieses Bauwerk charakterisierte Villani als achteckiges Gebäude, mit geöffnetem Dach ähnlich dem Pantheon , das um die Gestalt einer Reiterstatue des Mars gebaut wurde. Bis heute wird in Reiseführern, aber auch von Forschern (Jacob, Busigniani) der italienische Dichter Dante Alighieri als ursprünglicher Urheber oder erster Autor der Marstempelthese bezeichnet. Dabei verweist Dante lediglich, vermittelt über die Äußerungen eines Selbstmörders, den er in Begleitung von Vergil in der Hölle trifft (in der göttlichen Komödie ) auf eine Reiterstatue an einer Arnobrücke in Florenz, die dem Kriegsgott Mars geweiht ist. Mars war tatsächlich einst der Schutzpatron der Stadt. Villani greift diese Legende der Marsstatue auf, und entwickelt in Anspielung auf Dante, in dessen Werk der Begriff Marstempel jedoch kein einziges Mal erwähnt wird, die Marstempelthese. Das eigentliche Ziel Villanis war es, mit dieser Legende Florenz zum legitimen Erbe Roms zu erklären und seiner aufstrebenden Heimatstadt ein Denkmal zu setzen. Erst durch den Kommentar des Schriftstellers und Dichters Giovanni Boccaccios zu Dantes "göttlicher Komödie" wird die ursprüngliche Erwähnung der Marstempelthese vollends fälschlicherweise Dante zugeschrieben. Die Marstempelthese wird zur florentiner Staatsdoktrin und auch vom Kanzler von Florenz Leonardo Bruni und dem medicitreuen Intellektuellen Angelo Poliziano vertreten. Erst im 17. Jhd. wird sie zunehmend hinterfragt.

Rekonstruktionen des Marstempels

Salomon trifft die Königin von Saba. Relief auf der Kopie der Paradiespforte am Baptisterium San Giovanni.
Salomon trifft die Königin von Saba . Relief auf der Kopie der Paradiespforte am Baptisterium San Giovanni.

Unter den Medici , die ihre eigene noble römische Herkunft belegen wollten, wird die Marstempelthese zum quasioffiziellen Gründungsmythos der Stadt. Die Herrscher der Stadt, die damals in Konkurrenz zu den anderen italienischen Fürstentümern, vor allem zu Rom standen, versuchen sich durch den Verweis auf den antiken Ursprung politisches Gewicht zu verschaffen. Cosimo I. beauftragt Giorgio Vasari mit der bildlichen Darstellung der 'Marstempelthese' im Palazzo Vecchio, Vincenzo Borghini sollte die These historisch belegen. In den 1584 publizierten Discorsi legt allerdings auch Borghini eine visuelle Rekonstruktion vor. Vasaris malt im Rahmen des Bildes Fondazione di Florentia ( 1563 ), das die Decke der Sala dei 500 im Palazzo Vecchio schmückt, seine Vorstellung des ursprünglichen Marstempels. Sein Marstempel ist eine einstöckige, hoch aufragende, offene Säulenarchitektur, die auf einem Sockel mit einem zweistufigen Stylobat steht. Zwar bleibt die oktogonale Grundform erhalten, das Gebäude ist aber nicht dreigeschossig, wie das spätere Baptisterium, sondern eingeschossig. Neben der achteckigen Form übernahm Vasari vom Baptisterium einzig und allein die Streifeninkrustation der Kantenpfeiler, welche jedoch, Vasaris Viten ( 1550 ) zufolge, ein Merkmal mittelalterlicher Architektur Arnolfo di Cambios sind und demzufolge nicht zur Intension des Bildes passen die Marstempelthese zu bestärken. Erst 1568 , in einer neu verfassten Vita des Arnolfo di Cambio, geht Vasari davon aus, dass die Streifeninkrustination schon vorher vorhanden war, und nur der Sandstein durch besseren Marmor ersetzt wurde. Es bleibt bis heute unklar, ob Vasari bei seiner Marstempelrekonstruktion tatsächlich von der verbreiteten Marstempelthese ausging, die besagte, dass das Baptisterium ein mit Umbauten erhaltener Marstempel aus römischer Zeit war. Die Widersprüche, in die sich Vasari bei der Rekonstruktion verstrickt, sind dem Kunstgeschichtler Gerhard Strähle zufolge entstanden, weil Vasari zwar mit der Rekonstruktion beauftragt wurde, aber "bei den gründlichen Antikenkenntnissen, die er besaß, das Florentiner Baptisterium niemals für ein antikes Bauwerk gehalten hat."

Aussehen

Das Grabmonument für Johannes XXIII.
Das Grabmonument für Johannes XXIII.

Die Größe des Bauwerkes ist erstaunlich, misst man sie an der geringen Bevölkerungszahl im Florenz des 11. Jahrhunderts. Die Höhe des Pantheons wird nur um 1/5 unterschritten; in der Raumweite werden immerhin 2/3 des römischen Vorbildes erreicht. Praktische Erfordernisse können die Dimensionen nicht erklären. Es handelt sich vielmehr um „Architektur als Bedeutungsträger“: um einen Repräsentationsbau, mit dem im Zeitalter des Investiturstreites ( 1077 : Gang nach Canossa ) die herausgehobene Stellung von Florenz als einem Vorposten der päpstlichen Richtung dokumentiert werden sollte. Der Bau ist ein einfacher Zentralbau mit rechteckiger Apsis und Zeltdach. Der Bau ist stark an antiken Vorbildern orientiert. Er hat einen gleichmäßigen achtechigen Grundriss, das pyramidenförmige Dach ist von einer Laterne abgeschlossen. Das Gebäude ist außen dreigeschossig, wobei nur die ersten zwei Geschosse der Innenwand entsprechen. An das zweite Geschoss schließt innen die spitzbogig verlaufende Kuppel an. Im zweiten Stock befindet sich innen eine Galerie. Das Gebäude ist außen zweischalig verkleidet, d.h. die Außenwand hat eine vordere und hintere Ebene.

Fassade

Die Fassade des Gebäudes wurde mit weißem Marmor aus Luningia und grünem Marmor aus Prato gestaltet. Dieser Stil wird als Inkrustationsstil bezeichnet und knüpft unmittelbar an die Antike an. Die geometrischen Motive sind nach altrömischem Vorbild gestaltet. Die unteren Pilaster tragen ein Gebälk, die oberen polygonalen Säulen sind durch Rundbögen abgeschlossen. Zwischen dern drei Rundbögen befinden sich auf jeder Seite drei Fenster.

Innenraum

Der Innenraum des Battistero liegt etwas tiefer als die Straße, daher steigt man zuerst einige Stufen hinab und betritt einen mit geometrischen Mosaiken ausgekleideten Fußboden, in dessen Zentrum noch ein leerer Platz den Standort des 1557 entfernten, mächtigen Taufbeckens markiert. Wie die Fassade ist auch der Innenraum durch Marmorinkrustationen geschmückt. Vor diesen wurden in zwei Geschossen Säulen, Pilaster und (vor der Empore) Bögen platziert, sie gliedern den Innenraum und lösen die Flächen der Wände plastisch auf. Wie der Gesamtbau ist auch der Innenraum das Resultat einer jahrhundertelangen Bemühung, besonders auffällig ist dabei, dass sich an der Wand unmittelbar rechts des Altars befindende Grabmal des Gegenpapstes Johannes XXIII. , der ein grosses Legat zur weiteren Ausschmückung des Battistero hinterließ und so diesen prominenten Bestattungsort erhielt. Das Grabmal ist prachtvoll von Donatello und Michelozzo in Marmor und vergoldeter Bronze gearbeitet worden und ist als Baldachingrabmal ausgeführt, das erste seiner Art in der Renaissance. Auf einem Sockel sind drei allegorische Skulpturen aufgestellt als Repräsentanten für Glaube, Liebe und Hoffnung, die den Sarkophag des Verstorbenen tragen. Über diesem findet sich eine außergewöhnlich detaillierte Darstellung des Verstorbenen auf dem Totenbett, überkrönt von einem in Stein gehauenen Baldachin. Im Innenraum stehen zwischen Apsis und Südportal auch zwei alte römische Sarkophage, die später zu Grabstätten für Guccio de Medici (1299) und Bischof Giovanni de Velletri (1230) wurden, wofür man sie jeweils, mit einem neuen Deckel ergänzte. Zwischen den beiden Sarkophagen steht eine Marmorstatue Johannes des Täufers von Giuseppe Piamontini (1664-1742) die Cosimo III. de Medici der Taufkirche schenkte. Rechts neben dem wiederaufgebautem Altar steht ein Osterleuchter der wohl 1320 von einem Givanni di Giacomo geschaffen wurde. Rechts an der Wand neben der Apsis steht ein Sarkophag des Bischofs Ranierei (gest.12. Juli 1113).

1:das Jüngstes Gericht 2: Verzierter Bereich um die Laterne 3: Engelschöre und der Schöpfer 4: Geschichten aus der Genesis 5: Das Leben Josephs 6: das Leben Jesus 7: das Leben Johannes des Täufers
1:das Jüngstes Gericht 2: Verzierter Bereich um die Laterne 3: Engelschöre und der Schöpfer 4: Geschichten aus der Genesis 5: Das Leben Josephs 6: das Leben Jesus 7: das Leben Johannes des Täufers

Kuppel

Die Kuppel wurde ab 1225 mit 26 m Durchmessern in acht Ringen von so berühmten Künstlern wie Giotto oder Cimabue mit einem der weltweit größten Mosaikzyklen ausgestaltet, nach fast 100 Jahren erst wurde dieses, von einer gewaltigen Christusfigur beherrschte Mosaik fertig gestellt. Das Rundbild wurde zwischen 1260 und 1275 erarbeitet und hat einen Durchmesser von acht Metern. Chistus wird als Richter dargestellt, der zu seiner Rechten die Erwählten hat, und mit seiner linken Hand die Verdammten unter den Toten, die unter ihm aus ihren Särgen steigen, ins Höllenreich weist. In der Hölle ist eine furchterregender Teufel zu sehen, dem Schlangen aus den Ohren kriechen und der Menschen frisst. Rechts unten in der Hölle hängt Judas noch an seinem Galgen. Im inneren Bereich der Kuppel sind die himmlischen Heerscharen zu sehen, darum werden in vier Streifen gegen den Uhrzeigersinn biblische Geschichten erzählt: Innen, Szenen aus der Genesis . Dann Szenen aus dem Leben Josephs, des Hebräers. Szenen aus dem Leben Jesus werden in der zweitäußersten Reihe erzählt, ganz außen, die Geschichte Johannes des Täufers. Kunsthistoriker vermuten, dass viele Mosaikmeister aus Venedig, Pisa und Lucca kamen und die Gestaltung mit ihrem regionalen Stil beeinflussten, der auch byzantinische Elemente enthielt.

Skulpturen

Die drei Skulpturengruppen mit je drei Figuren befinden sich jeweils außen am Baptisterium über den Portalen zwischen den zwei mittleren Säulen und unter den Fenstern des zweiten Geschosses.

Das Südportal 1: Verkündigung des Engels an Zacharias 2: Zacharias wird Stumm 3: Heimsuchung de Maria 4: Die Geburt Johannes des Täufers 5: Zacharias schreibt den Namen 6: Der Johannesknabe in der Wüste 7: Johannes Predigt den Pharisäern 8: Verkündung des Messias 9: Taufe der Jünger 10: Taufe Christi 11: Johannes ermahnt Herodes 12: Johannes im Gefängnis 13: Die Jünger besuchen Johannes im Gefängnis 14: Die jünger Johannes wohnen den Wundern Christi bei 15: Tanz der Salomé 16:Enthauptung Johannes des Täufers 17: Das Haupt Johannes wird Herodes gebracht 18: Solome bringt das Haupt ihrer Mutter Herodias 19: Der heilige Johannes wird zu Grabe getragen 20: Die Grablegung Johannes A: Hoffnung B: Glaube C: Barmherzigkeit D: Demut E: Stärke F: Mäßigung G: Gerechtigkeit H: Klugheit
Das Südportal 1: Verkündigung des Engels an Zacharias 2: Zacharias wird Stumm 3: Heimsuchung de Maria 4: Die Geburt Johannes des Täufers 5: Zacharias schreibt den Namen 6: Der Johannesknabe in der Wüste 7: Johannes Predigt den Pharisäern 8: Verkündung des Messias 9: Taufe der Jünger 10: Taufe Christi 11: Johannes ermahnt Herodes 12: Johannes im Gefängnis 13: Die Jünger besuchen Johannes im Gefängnis 14: Die jünger Johannes wohnen den Wundern Christi bei 15: Tanz der Salomé 16:Enthauptung Johannes des Täufers 17: Das Haupt Johannes wird Herodes gebracht 18: Solome bringt das Haupt ihrer Mutter Herodias 19: Der heilige Johannes wird zu Grabe getragen 20: Die Grablegung Johannes A: Hoffnung B: Glaube C: Barmherzigkeit D: Demut E: Stärke F: Mäßigung G: Gerechtigkeit H: Klugheit

Die Taufe Christi (Ostseite)

Die Skulpturengruppe knüpft mit der Taufe Christi thematisch an die Skulpturengruppe an, die Tino di Caimaino für das Südportal geschaffen hatte, die für die neuen Skulpturen entfernt wurde. Sansovino wollte die Szene ursprünglich auf den Heiland und den Täufer konzentrieren, Danti ergänzte jedoch die Figuren um den Engel, der zur klassischen Ikonografischen Tradition gehört. Christus wendet sich leicht Johannes zu, dessen Körper nach vorne gedreht bleibt, während er seinen Kopf zu Christus gedreht hat. Der Engel steht dabei leicht zu Christus gebeugt.

Die Predigt Johannes des Täufers (Nordseite)

Die drei bronzenen Figuren über dem Nordportal sind von Francesco Rustici gestaltet. Sie zeigen Johannes, der zu dem Leviten und dem Pharisäer neben ihm spricht. Auf dem Sockel der Figuren ist auf hebräisch der Dialog zu lesen, den sie führen: Der bärtige Pharisäer links fragt, "Was wirst du mir sagen?" der kahlköpfige Levit will wissen: "Wer bist du, Elias?". Johannes der Täufer spricht: "Eine Stimme in der Wüste ruft: bereitet den Weg." Allerdings sprechen die Figuren auch ohne den Text für sich. Selbstsicher und fordernd unterbreitet Johannes den Figuren rechts und links zu ihm seine Botschaft.

Die Enthauptung Johannes des Täufers (Südseite)

Die Skulpturengruppe über dem Südportal wurde von Vincenzo Danti in Bronze ausgeführt, der zur gleichen Zeit auch Andrea Sansovinos Werk fortführte. Die dramatische Darstellung zeigt den Johannes den Täufer kniend, der den Schwerthieb des Henkers rechts neben ihm erwartet. Salomé links neben ihm beugt sich ängstlich zurück und hebt abwehrend die Hand.

Bronzeportale

Berühmt sind außerdem die drei vergoldeten Bronzetüren. Sie entstanden innerhalb eines Zeitraumes von rund 120 Jahren. Die erste Türe ( 1330 ) wurde von Andrea Pisano gearbeitet und orientiert sich noch rein an der Gotik , während sich zwischen der zweiten und der dritten Türe, die beide von Ghiberti stammen, der Wechsel zur Früh renaissance vollzieht: 1. Tür 1403 - 1424 , 2. Tür („Paradiespforte“) 1425 - 1452 .

Das Südportal (Andrea Pisano)

In goldener Inschrift steht oben am Portal in Lateingeschrieben , "ANDREAS:UGOLINI:NINNI:DE:PISIS:ME:FECTIT:A:D:M:CCC:XXX", das heißt:"Andrea di Ugolini di Nino aus Pisa schuf mich im Jahr 1330". Dies verkündete Pisano stolz im Jahre 1330, als das Wachsmodell des Bronzegusses fertig war. Bei der Ausführung des komplettierten Bronzegusses half Leonardo d'Avanzo , ein Spezialist für Bronzegüsse aus Venedig.

Das Nordportal 1: Verkündigung 2: Geburt Christi 3: Anbetung durch die hl. drei Könige 4: Christus im Tempel bei den Schriftgelehrten 5: Taufe Christi 6: Versuchung 7: Vertreibung der Händler aus dem Tempel 8: Jesus wandelt auf dem Wasser und rettet Petrus 9: Transfiguration 10: Auferweckung des Lazarus 11: Einzug in Jerusalem 12: Das letzte Abendmahl 13: Gethsemane 14: Gefangennahme Jesu 15: Geißelung 16: Christus vor Pilatus 17: der Kalvarienberg  18: Kreuzigung 19: Auferstehung 20: Pfingstwunder A: Hl. Johannes Evangelist B: Hl. Matthäus C: Hl. Lukas D: Hl. Markus E: Hl. Ambrosius F: Hl. Hieronymus G: Hl. Gregorius H: Hl. Augustinus
Das Nordportal 1: Verkündigung 2: Geburt Christi 3: Anbetung durch die hl. drei Könige 4: Christus im Tempel bei den Schriftgelehrten 5: Taufe Christi 6: Versuchung 7: Vertreibung der Händler aus dem Tempel 8: Jesus wandelt auf dem Wasser und rettet Petrus 9: Transfiguration 10: Auferweckung des Lazarus 11: Einzug in Jerusalem 12: Das letzte Abendmahl 13: Gethsemane 14: Gefangennahme Jesu 15: Geißelung 16: Christus vor Pilatus 17: der Kalvarienberg 18: Kreuzigung 19: Auferstehung 20: Pfingstwunder A: Hl. Johannes Evangelist B: Hl. Matthäus C: Hl. Lukas D: Hl. Markus E: Hl. Ambrosius F: Hl. Hieronymus G: Hl. Gregorius H: Hl. Augustinus

Auf der Bronzetür befinden sich je 14 Quadrate auf den bronzenen Türflügeln. In die Quadrate ist ein Vierpass eingelassen, in denen Bronzefiguren zu sehen sind. Die Rahmenleisten sind mit Blumen verziert, die Ecken werden durch Löwenköpfe abgeschlossen. Die zwanzig oberen Bildnisse erzählen aus dem Leben Johannes des Täufers. In den unteren acht befinden sich allegorische Darstellungen der göttlichen Tugenden . Neben den vier Kardinaltugenden (Stärke, Mäßigung, Gerechtigkeit, Klugheit) und den drei theologischen Tugenden (Hoffnung, Glaube, Barmherzigkeit). Aus Gründen der Symmetrie musste ein achtes Feld gestaltet werden. So wurden noch die Demut hinzugefügt, die auch als Leitmotiv des Lebens Johannes des Täufers gesehen werden kann. Die Szenen aus dem Leben des Johannes sind inhaltlich aufgeteilt, der linke Flügel erzählt die Geschichte des Predigers, rechts sieht man Szenen aus seinem Martyrium und seinem Tod. Die Erzählung erfolgt erst auf dem linken Türflügel von links oben nach rechts unten, und dann auf dem rechten. Neben dem Pisaner Giovanni Pisano zählt vor allem der italienische Maler Giotto di Bondone und die französische Bildhauerkunst zu Andrea Pisanos Einflüssen.

Das Nordportal (Lorenzo Ghiberti)

Vorgabe des Wettbewerbs zur Gestaltung des Portals, den Ghiberti gewann, war es, sich an die Struktur der Tür Andrea Pisanos zu halten. Die Türflügel und Rahmen wurden aus einem Stück in Bronze mit Patina gegossen, die Reliefs wurden mit Quecksilber vergoldet und später eingelassen. Das Portal enthält zwanzig Episoden aus dem neuen Testament, die unteren acht Vierpässe zeigen, Analog zur Struktur von Pisanos Tor, acht Kirchenväter und Evangelisten. Ursprünglich hatten man für das Tor Szenen aus dem Alten Testament geplant, man entschied sich denn jedoch, inhaltlich an das Leben Johannes des Täufers, der "Vorläufer des Herrn" anzuschließen, und das Leben Jesus zu erzählen. Die Szenen müssen in einer anderen Reihenfolge gelesen werden als auf Pisanos Portal, und zwar, ab der dritten Reihe von unten (also über den Kirchenvätern und Evangelisten) von links nach rechts über beide Türflügel, und von unten nach Oben. Anstelle der Löwenköpfe, hat Ghiberti Propheten, Prophetinnen und Sibyllen gesetzt, die die Hoffnung auf die Ankunft des Herren darstellen. Ein Kopf sticht durch seine "moderne" Bekleidung etwas hervor: Am linken Türflügel ist mittig, der dritte Kopf von unten, ein Mann mit Kopftuch zu sehen. Hier handelt es sich wohl um ein Selbstportrait Ghibeti, wie es auch an der Paradiespforte eines gibt. Auch Ghibeti hat sein Werk signiert, und zwar mit der Inschrift "OPUS LAURENTII FLORENTINI". Das Portal ist durch ein elegantes Blätterwerk umrahmt. Zwar waren "Figuren, Bäume und ähnliche Maßarbeiten" Ghiberti persönlich vorbehalten, doch arbeiteten in der Werkstatt auch andere Küntler wie Donatello , Michelozzo , Masolini und Paolo Ucello , für die die Arbeit am Portal eine wichtige Lernzeit darstellte. Kunsthistoriker sehen schon im ersten Portal einen Reifungsprozess in den Arbeiten Ghibertis, bei dem er von gotisch geprägten Tafeln, wie der Verkündigung und der Geburt Christi zu perspektivisch anspruchsvolleren Tafeln wie die Gefangennahme Christi und die Geißelung, die schon der Frührennaissance zugerechnet werden können.

Das Ostportal (Die Paradiespforte) (Lorenzo Ghiberti)

Das Ostportal (Paradiespforte) 1: Adam und Eva 2: Kain und Abel 3: Noah 4: Abraham und Isaak 5: Jakob und Esau 6: Joseph und Benjamin 7: Moses 8: Josua 9: David 10: Begegnung Salomons und der Königin von Saba
Das Ostportal (Paradiespforte) 1: Adam und Eva 2: Kain und Abel 3: Noah 4: Abraham und Isaak 5: Jakob und Esau 6: Joseph und Benjamin 7: Moses 8: Josua 9: David 10: Begegnung Salomons und der Königin von Saba

Die Wollhändlerzunft, die mit der Arbeit Ghibertis sehr zufrieden war, beauftragte ihn 1425 mit der Schaffung eines weiteren Portals. Der ursprüngliche Plan, das Tor mit der gleichen Struktur wie die beiden anderen zu konstruieren, wurde erst verworfen, als die Arbeiten schon begonnen hatten, davon zeugt die Rückseite, die noch in 28 Quadrate unterteilt ist. Es war wohl Ghiberti, der, dem Geschmack der Renaissance entsprechend, die zehn großflächigen Quadrate den kleinen gotischen Vierpassrahmen vorzog. Inhaltlich wählte man biblische Episoden aus dem Alten Testament, wie man sie schonmal für Ghibertis erstes Portal geplant hatte. Man gewährte Ghiberti, dem man die Aufgabe eines weiteren Portals ohne einen neuen Wettbewerb anvertraute, große künstlerische Freiheiten, ein Ausdruck des aufkommenden Humanismus, der dem Künstler eine zentrale Bedeutung zukommen ließ. Die ersten drei Tafeln beschäftigen sich mit der Rolle Gottes als Erretter der Juden. Weiterhin hier führt Ghiberti auch die Opferung Isaaks aus, die er für den Wettbewerb schon einmal gestaltet hatte. Isaak überträgt in der nächsten Tafel das Erstgeburtsrecht von Esau auf Jakob . Des Weiteren werden Szenen aus dem Leben Joseph , Moses , Josua und David erzählt. Die zehnte Tafel gilt auch als politische Aussage zu einem zeitgenössischen Ereignis: Das Florentiner Konzil strebt im Jahre 1439 unter Eugen IV. die Vereinigung der römischen und der Ostkirche an, symbolisch herbeigesehnt in der Begegnung der Königin von Saba mit Salomon . Von den Sieneser Landschaftsmalern, beispielsweise Masaccio in der Brancacci-Kapelle , übernimmt er die Technik, mehrere Szenen in einem Bild darzustellen. Die Flachrelieftechnik ist ein visueller Trick, den er von Donatello übernimmt, um dem Bild Tiefe zu verleihen. Hierbei werden Figuren um so flacher, je weiter weg sie vom Betrachter stehen. Die Friesverkleidung für das Paradiestor mit seinen Girlanden, die mittig durch den Adler, das Symbol der Wollhändler gekrönt wird, wurden von Ghiberti und seinem Sohn Vittorio vollendet. Der greise Ghiberti bekam nach Vollendung des Paradiestores auch den Auftrag, das Tor Andrea Pisanos mit einem Fries zu verkleiden, um ein einheitliches Erscheinungsbild zu schaffen. Tatsächlich wurde das Fries von seinem Sohn bis 1466 ausgeführt.

Architektonische Einordnung

Das Baptisterium wird heute oft der sog. Protorenaissance zugerechnet. Gemeint ist hierbei eine Stilrichtung, bei der künstlerische Anleihen aus der Antike schon zwischen dem 11. und 13. Jh. gemacht wurden, die der Renaissance quasi vorauseilen. Das Bauwerk hat klar einen klassisch-antiken Aufbau, modifiziert jedoch diese Elemente beispielsweise durch die Inkrustination der Fassade. Allerdings ist das Gesamtwerk nicht einer Epoche zuzurechnen, allein schon die Portale spiegeln eine künstlerische Entwicklung wider, die verschiedene Stilepochen umfasst. Neben der romanisch geprägten Fassade und dem gotischen Tor Pisanos, sind auch byzantinische Einflüsse erkennbar, sowie die Renaissancekunst in Ghibertis Paradiespforte. Selbst ein barocker Altar zierte das Bauwerk, der allerdings später wieder entfernt wurde. Insgesamt wirkt das Bauwerk stimmig, trotz der langen Entstehungszeit und obwohl sich alle Hauptströmungen der Florentiner Kunst und Generationen von Künstlern in ihm widerspiegeln.

Bilder

Literatur

  • Rolf C. Wirtz, "Florenz", Köln, 1999
  • Gerhard Straehle. Die Marstempelthese - Dante, Villani, Boccaccio, Vasari, Borghini. Die Geschichte vom Ursprung der Florentiner Taufkirche in der Literatur des 13. bis 20. Jahrhunderts. Verlag Gerhard Straehle, 2001.
  • Giuseppe Marchini Langewiesche. Baptisterium, Dom und Dommuseum in Florenz. 1980.
  • Annamaria Giusti Schnell & Steiner. Das Baptisterium San Giovanni in Florenz. Florenz 2000.
  • Carlo Montrésor. Das Museum der Opera del Duomo von Florenz. Florenz, 2000

Weblinks

  • Große Ausschnitte aus Gerhard Straehles Buch sind hier zu finden [1]
  • Die Seite des Dommuseums zum Baptisterium [2]

Wikipedia

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