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Letzte Änderung für Artikel Schloss Grafenegg: 11.02.2006 14:09

Schloss Grafenegg

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Schloss Grafenegg
Schloss Grafenegg
Das Schloss Grafenegg ist ein Schloss beim gleichnamigen Ort Grafenegg in Niederösterreich, rund 14 km östlich der Stadt Krems . Zusammen mit Burg Kreuzenstein und Schloss Anif bei Salzburg gehört es zu den bedeutendsten Schlossbauten des romantischen Historismus , wobei die Ursprünge dieser drei Bauten ins Mittelalter zurückreichen, sie zwischenzeitlich verfielen und im 19. Jahrhundert wiederaufgebaut beziehungsweise restauriert wurden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Turm an der Ostseite
Turm an der Ostseite

1294 wurde erstmals eine kleine Siedlung namens Espersdorf an der Stelle des heutigen Grafenegg erwähnt. Zu dieser Zeit standen nur eine Mühle und eine Hofstätte. Nach 1435 wurde der Wirtschaftshof mit Ringmauer und Wassergraben umgeben. Damals schon ein landesfürstliches Lehen , gelangte sie in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in den Besitz des Namensgebers Ulrich von Grafeneck, 1477 an Kaiser Friedrich III. . Sein Sohn Maximilian I. verkaufte es an Heinrich Prüschek, dessen Sohn Johann I. Graf Hardegg die Anlage um 1500 umbauen ließ. Aus dieser spätgotischen Zeit stammt der schlanke Turm an der Ostseite, dessen Portal von 1538 bereits der Renaissance verpflichtet ist.

Wallhäuser
Wallhäuser

Nach mehrmaligem Wechsel der Besitzer ließen Johann Baptist von Verdenberg, Kanzler und Vertrauter von Kaiser Ferdinand II., sowie sein Sohn Ferdinand die Anlage zwischen 1622 und 1633 zu einem befestigten Schloss umbauen. An den vier Ecken des von Mauern und einem Wassergraben umgebenen Komplexes wurden sogenannte Wallhäuser errichtet, die noch heute existieren. Im 30-jährigen Krieges dienten diese zur Aufstellung von Geschützen , dennoch wurde das Schloss 1645 von schwedischen Truppen eingenommen und vorübergehend besetzt. Im Zuge der Baumaßsnahmen wurde im Nordtrakt 1633 auch eine Kapelle fertig gestellt, die der Allerheiligsten Dreifaltigkeit geweiht wurde.

Graf Ferdinand Breuner-Enckevoirt mit Familie
Graf Ferdinand Breuner-Enckevoirt mit Familie

Wiederum wechselte das Schloss mehrfach die Besitzer, bis es schließlich durch Erbfolge an Graf August Ferdinand Breuner-Enckevoirt kam. Unter ihm und seinem Sohn August Johann wurde das Schloss zwischen 1840 und 1888 im Sinne des romantischen Historismus durch Leopold Ernst , der 1858 zum Dombaumeister von St. Stephan in Wien ernannt wurde, und seinem Sohn Hugo Ernst grundlegend umgestaltet und erhielt damit seine heutige Form. Beim Wiener Börsenkrach von 1873 verloren die Grafen Breuner einen Großteil ihres Vermögens, sodass es nicht mehr zur Ausführung der geplanten mächtigen Kuppel im Südosten der Anlage kam, wodurch der Burgcharakter besser erhalten geblieben ist.

Seit 1894 ist das Schloss in Besitz der Herzöge von Ratibor und Corvey. Zwischen 1945 und 1955 wurde die Bausubstanz durch die russische Besatzungsmacht beschädigt und das Mobiliar sowie Teile des Buchbestandes entwendet oder verheizt. Ab 1967 konnte das Schloss mit Unterstützung durch Land und Bund und durch das intensive Engagement des damaligen Rentmeisters Dr. Gerhard Großberger restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Baubeschreibung

Der Umbau durch Leopold und Hugo Ernst im 19. Jahrhundert ging zwar im allgemeinen schonend mit der vorhandenen Bausubstanz um, verlieh dem Schloss aber durch Hinzufügen von Treppengiebeln , Arkaden sowie der Fassadendekoration im neugotischen Tudorstil einen völlig veränderten Gesamteindruck, der sich bei der Innendekoration durch Ludwig Wächtler - weitgehend im Stil der Neorenaissance - fortsetzt.

Die geschlossene Anlage besteht aus vier Trakten, die um einen Innenhof angeordnet sind. Ausgehend vom Nordtrakt schritt der Umbau im 19. Jahrhundert gegen den Uhrzeigersinn voran.

Nordtrakt

Schlossbrücke und Torbau
Schlossbrücke und Torbau

Man betritt das Schloss von der Nordseite über die mit Wappenhaltern dekorierte Schlossbrücke ( 1857 ) zum neugotischen Torbau (ca. 1856 - 1858 ). Direkt über dem Eingang befindet sich unter einem Baldachin eine Ritterstatue ( 1856 ), die den Bauherrn Graf August Ferdinand Breuner-Enckevoirt darstellt. Nach dem Tor durchschreitet man die in leicht schrägem Winkel zur Brücke verlaufende Einfahrt, die ein Netzrippengewölbe aus dem frühen 16. Jahrhundert zeigt, und zum Schlosshof führt. Schon davor gelangt man links zur Schlosskapelle und rechts zum Hauptstiegenhaus.

Schlosskapelle
Schlosskapelle

Die östlich im Nordtrakt gelegene Schlosskapelle war 1846 im Bau und wurde 1853 eingeweiht. Sie weist eine strahlende Farbigkeit ( Polychromie ) auf und beinhaltet einen spätgotischen Flügelaltar von 1491 , dessen Schreinfiguren die Krönung Mariens darstellen. Die Südwand des Kapellenhofes (zwischen Einfahrt und Kapelle) zeigt die Wappen aller Eigentümer Grafeneggs bis zu Graf August Ferdinand Breuner-Enckevoirt.

Im Westteil des Nordtraktes befindet sich das Hauptstiegenhaus, das 1851 weitgehend fertig gestellt war. Dessen Vorbild befindet sich in Schloss Strawberry Hill bei Twickenham in der damaligen englischen Grafschaft Middlesex (seit 1888 County of London ). Die Ritterfigur am untersten Brüstungssockel verkörpert das Ideal des Bauherrn. Dieser ist, mit einem Geldbeutel in der Hand, in einer Porträtbüste verewigt, dessen Gegenüber den Baumeister Leopold Ernst, mit Bauplan und Zirkel, zeigt.

Im Obergeschoss befindet sich der 1851 vollendete Rittersaal, gewissermaßen das Prunkstück des Schlosses, in dem kostbarste Materialien - verschiedene Hölzer, Leder, Marmor und Metall - verarbeitet wurden. Um einen zentralen Kamin waren mehrere (nicht erhaltene) Ritterrüstungen aufgestellt. Der Rittersaal verfügt über eine bemerkenswerte Kassettendecke sowie drei hofseitige Erker mit Wappenscheiben in der Verglasung. Die heutigen Wandbilder zeigen weltliche und geistliche Persönlichkeiten aus dem Hause Habsburg .

Westlich schließt die Wappenstube an, die vermutlich in den späten 1850er Jahren fertig gestellt wurde. Sie zeigt an der Holzdecke Wappen von 128 Ahnen der Gräfin Agathe Maria Breuner, die 1855 mit August Johann Breuner, dem Sohn des Bauherrn, vermählt wurde.

Westtrakt

Westtrakt
Westtrakt

An der Westfront befindet sich eine monumentale Loggia , die 1863 vollendet wurde und einige Jahre später im Inneren mit heiterer Deckenmalerei und grotesken Konsolfigürchen ausgestattet wurde. Der dominante Hauptturm von 1861 ist mit sogenannten Pfefferbüchsen-Ecktürmchen bekrönt, liegt dem Westtrakt vorgelagert gegen den Schlosshof und bildet damit einen starken Kontrast zum gegenüberliegenden schlanken spätgotischen Turm an der Ostseite des Schlosshofes.

Sämtliche Räume des Obergeschosses ( Beletage ) im Westtrakt sind aufwendig dekoriert; verschiedenen Furniere, geschnitzte Ornamente und figurale Details ergeben die prachtvolle Gesamtwirkung. Mit Ausnahme der Loggia besitzt jeder Raum einen bunten historistischen Kachelofen.

Detail der Decke im Großen Salon
Detail der Decke im Großen Salon

An der Nordwestecke der Anlage befinden sich Speisesaal und Großer Salon (oder Ecksalon) mit nach englischem Vorbild ausgeführten Hammer-beam-Decken, die zu den kunsthandwerklichen Höchstleistungen des Historismus in Österreich zählen. Im Großen Salon werden die Balkenköpfe der farbenprächtigen Decke alternierend von Rittern und Engeln verziert.

In der Mitte des Westtraktes befinden sich die 1866 entworfenen Räume Gelber Salon (oder Damensalon), Toilettenzimmer (oder Kleiner Salon) und das Bad. Aus 1864 stammen die Entwürfe für das Schlafgemach sowie das in der Südwestecke gelegene Schreibzimmer des Grafen, aufgrund der Wandmalerei Blauer Salon genannt. Dieser ist mit besonders prachtvollen Wandvertäfelungen ausgestattet.

Ost- und Südtrakt

Diese Teile wurden erst 1887 bis 1888 umgestaltet, wobei die Außenfront im Osten (mit Ausnahme des vorspringenden Chorraumes der Schlosskapelle) im Wesentlichen unverändert auf das 16. Jahrhundert zurückgeht. An der südöstlichen Ecke wurde der Gartensaal von Hugo Ernst errichtet, während im Ostflügel die aus drei Raumteilen bestehende Bibliothek im Stil des Neobarock umgestaltet wurde.

Schlosspark

Schloss Grafenegg liegt samt mehrerer Nebengebäude inmitten eines rund 30 ha großen Parks, der mit zahlreichen Skulpturen geschmückt ist und über 70 verschiedene Laub- und Nadelholzgewächse aufweist.

Heutige Nutzung

Die meisten bedeutenden Räume von Schloss Grafenegg können besichtigt werden (Öffnungszeiten und Eintrittspreise siehe Weblinks). Weiters finden seit 1971 verschiedene Veranstaltungen, etwa Ausstellungen, Konzerte, Tagungen, Kurse und seit 1976 alljährlich der Grafenegger Advent statt. Initiator und Motor der kulturellen Aktivitäten in Grafenegg war der ursprünglich als "Rentmeister" angestellte Geschäftsführer und Intendant Dr. Gerhard Großberger, der Grafenegg in seiner 35-jährigen Dienstzeit zu einem Fixpunkt der kulturellen Landschaft Österreichs machte. In den Jahren 1984 und 1987 war das Schloss Schauplatz der zweiteiligen Niederösterreichischen Landesausstellung Das Zeitalter Franz Josephs. Weiters befindet sich auf dem Schlossgelände eine Reitschule und die Schlosstaverne samt Hotel (Betreiber: Toni Mörwald).

Bis zum Jahr 2007 wird im Schlosspark eine Open Air-Bühne mit 1.600 Sitzplätzen sowie eine Veranstaltungshalle mit 1.200 Plätzen errichtet, die zusätzliche kulturelle Veranstaltungen erlauben sollen und den Fremdenverkehr in der Gegend beleben sollen.

Literatur

  • Werner Kitlitschka: Schloß Grafenegg. Schlossführer, 30S., undatiert (erhältlich im Schloss)
  • Klaus Eggert: Zur Baugeschichte von Grafenegg im 19. Jahrhundert. In: Ausstellungskatalog Das Zeitalter Franz Josephs - 1. Teil. Von der Revolution zur Gründerzeit, 1848-1880, 1984, S.511-521.
  • Bundesdenkmalamt: DEHIO Niederösterreich – nördlich der Donau, 1990, S.303-305, ISBN 3-7031-0652-2

Weblinks

Wikipedia

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